Kuh Rosa legt den Turbogang ein

Rekordverdächtig: Bereits nach 15 Sekunden fällt beim Kuhfladen-Roulette in Pavenstädt der erste Fladen. Warum Olaf Scholz kurzerhand die Moderation der Kult-Veranstaltung übernehmen musste.

Gütersloh. Für Hunde gehören Gassi-Runden zum Tagesgeschäft. Kühe erledigen ihre Privatangelegenheiten dagegen am liebsten im Stall oder auf der Wiese. Einmal im Jahr ist alles anders. Da lässt der SV Pavenstädt um seinen rührigen Vorsitzenden Rainer Straube auf einer eingezäunten Wiese neben dem Schützenheim beim „Gütersloher Kuhfladen-Roulette“die Kuhfladen fliegen. Das vor 19 Jahren beim „Frühlingsfest“auf dem Berliner Platz im Appelbaum-Zelt initiierte Feiertagsvergnügen hat längst Volksfest-Charakter und ist zum festen Anlaufpunkt für Vatertagsgruppen und Familien geworden.

Die mittlerweile 17. Auflage war in Sachen Schnelligkeit und Häufigkeit absolut rekordverdächtig. Noch nie in der fast zwanzigjährigen Geschichte fielen die Wettgegenstände auf der in 200 gleichgroße Felder eingeteilten Spielfläche so schnell und zahlreich. Der erste von drei normalerweise jeweils 45-minütigen Wertungsdurchgängen war im Rekordtempo von 15 Sekunden beendet. Der zweite Durchgang dauerte mit 19 Sekunden nur unwesentlich länger. Um die lange Spielpause zum erst für den Nachmittag terminierten dritten Durchgang zu überbrücken, schoben die Organisatoren zum zweiten Mal in der Historie eine fünfzehnminütige Turborunde ein, bei der auf jedes Feld nur einmal gewettet werden konnte.

Nachdem Kuh Rosa aus dem Stall des Harsewinkelers Sebastian Bacher sich nach der Aufregung zu Beginn allmählich an die Atmosphäre gewöhnte hatte, dauerte es zehn Minuten, bis das Spiel zu Ende war. Der finale und letzte vierte Durchgang war nach entspannten 30 Minuten finalisiert. „Vier Runden mit vier Flecken, das hatten wir noch nie. Das geht in die Geschichte ein“, freute Straube sich über den Rekordauftritt. Das Turbotempo führte der Wettspaß-Initiator auf die Aufre

Nach 15 Sekunden war alles vorbei. Kuh Rosa schrieb am Donnerstag Geschichte.

gung des Tieres zurück. „Man hat Rosa angemerkt, dass sie möglichst schnell auf ihre abgesperrte Wiese zurückwollte. Als sie die Atmosphäre in der Turborunde und im vierten Durchgang erst kannte, war sie wesentlich entspannter“, so Straube.

Der allgemein guten Stimmung tat dies keinen Abbruch. Eher sogar das Gegenteil. „Es war sehr, sehr voll. Die Leute sind lange geblieben. Der Bierstand war um 21 Uhr und somit vier Stunden nach Spielschluss noch dicht umlagert“, berichtet Straube. Für ihn persönlich war der große Erfolg

des Stückes Pavenstädter Kulturgut auch ein Seelentröster gegen die Schmerzen. Erstmalig in der langen Geschichte musste Straube die Moderation in andere Hände legen. „Ich habe mir bei einem Sturz zwei gebrochene Rippen und eine angebrochene Rippe geholt. Außer Sitzen geht gar nichts. Deshalb bin ich nur als normaler Zuschauer hier“, diktierte der geistige Urheber des Familienfestes in den Reporterblock.

Vertreten wurde Rainer Straube vom ModeratorenDuo Peter Liman (Kassierer SV Pavenstädt) und dem stellver

tretenden Vorsitzenden der Grünröcke, Olaf Scholz. Der Namensvetter des Bundeskanzlers gab sich bei seinem Debüt selbstbewusst: „Witze über meinen Namen höre ich jeden Tag. Aber ich bin der Bessere.“Gemeinsam entlockte das Duo dem seit vielen Jahren in der Jury sitzenden CDUVorsitzenden Ischo Can nach der Rekord-Hinterlassenschaft im ersten Durchgang ein Geständnis: „Es ist das erste Mal, dass ich einen Flecken aus der Nähe sehe. Ansonsten sitzt man meistens 45 Minuten auf dem Jury-Wagen und es passiert gar nichts.“

Freuen konnte sich indes auch die Wetter mit dem richtigen Näschen. Insgesamt schüttete der SV Pavenstädt in vier Runden 900 Euro Gewinne wieder aus. Für das Gros der Stammgäste war dies indes nebensächlich. Den Geist des Kuhfladen-Roulettes fasst Rainer Straube zusammen: „Uns geht es um Jux, Dollerei, Spaß, Abwechslung und gute Unterhaltung für die Zuschauer. Wer schaut sonst schon fünf Stunden einer Kuh auf einer Wiese zu. Wir sehen uns nächstes Jahr am Vatertag beim KuhfladenRoulette in Pavenstädt alle wieder.“

Fotos: Jens Dünhölter

Dieter Ruschstruer, Loichyts Vadym und Agata Jasnada (v. l.) hatten im ersten Durchgang auf das richtige Feld gesetzt.

Meßtechniker Chris Syron-Jones misst Ausmaße des opulenten Fladens.