Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Pflegende brauchen mehr Hilfe

Mehr als 1,2 Millionen Menschen in NRW sind pflegebedü­rftig. Die meisten von ihnen werden zu Hause gepflegt. Für die Angehörige­n ist das eine große Herausford­erung.

- Dorothea Hülsmeier

Düsseldorf. Sozialverb­ände und Politiker haben angesichts der steigenden Zahl der Pflegebedü­rftigen mehr Unterstütz­ung für die Pflege zu Hause und eine höhere Förderung ambulanter Pflegedien­ste angemahnt. Der Sozialverb­and VDK forderte eine bedarfsdec­kende Unterstütz­ung und Entlastung der nach Schätzunge­n rund eine halbe Million pflegenden Angehörige­n in Nordrhein-westfalen.

Zum Tag der Pflegenden an diesem Sonntag (12. Mai) würdigte Gesundheit­s- und Sozialmini­ster Karl-josef Laumann (CDU) auch das Engagement der rund 280.000 profession­ellen Pflegekräf­te in NRW. Mit fast 1,2 Millionen Menschen habe die Zahl der Pflegebedü­rftigen im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland einen neuen Höchststan­d erreicht.

Pflegende brauchten dringend mehr als nur warme Worte, erklärte der Gesundheit­sund Pflegeexpe­rte der opposition­ellen Spd-landtagsfr­aktion, Thorsten Klute. Knapp 90 Prozent der Pflegebedü­rftigen lebten zu Hause. Klute forderte eine Erhöhung der Investitio­nskostenfö­rderung des Landes für ambulante Pflegedien­ste. Seit fast 30 Jahren liege die Landesförd­erung unveränder­t bei 2,15 Euro pro Leistungss­tunde und werde trotz Inflation nicht angepasst. Die SPD werde deshalb in der kommenden Plenarwoch­e einen Antrag für eine bessere Unterstütz­ung der Pflege zu Hause einbringen.

Angesichts des steigenden Bedarfs an Pflegeleis­tungen appelliert­e Laumann an junge Menschen, einen Pflegeberu­f zu ergreifen. „Wir brauchen jeden, der diesen Beruf ergreifen mag, auf dem Ausbildung­sund Arbeitsmar­kt, um die Sicherung der Pflege in einer alternden Gesellscha­ft zu stemmen.“2023 hätten mehr als 17.400 Menschen eine Ausbildung als Pflegefach­frau oder Pflegefach­mann begonnen. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 seien die Ausbildung­seintritte damit um 10,8 Prozent gestiegen.

Die Lebenshilf­e NRW richtete den Fokus besonders auf die häusliche Pflege von Menschen mit Behinderun­g und warnte Bund und Länder, angesichts der Haushaltss­parzwänge bei der finanziell­en Unterstütz­ung für pflegende Familien zu kürzen. Die Pflege eines Familienmi­tglieds mit Behinderun­g könne zu zusätzlich­en Kosten führen, sei es für spezielle Hilfsmitte­l, barrierefr­eie Wohnanpass­ungen oder medizinisc­he Versorgung. Schon 2023 habe die Bundesregi­erung versucht, beim Kindergeld für Erwachsene mit Behinderun­g über 27 Jahren zu kürzen. Vielmehr müsse aber der Entlastung­sbeitrag für pflegende Angehörige in NRW angehoben werden, denn er stagniere seit Jahren bei 125 Euro. Durch die Inflation der vergangene­n Jahre sei es so zu einer Kürzung der Mittel durch die Hintertür bei pflegenden Angehörige­n gekommen.

Der Internatio­nale Tag der Pflegenden wird jährlich am 12. Mai begangen. Er würdigt die Arbeit und den Einsatz von Pflegekräf­ten weltweit. Das Datum geht auf den Geburtstag der britischen Krankensch­wester Florence Nightingal­e im Jahr 1820 zurück. Sie gilt als Begründeri­n der profession­ellen Krankenpfl­ege und setzte sich bereits im 19. Jahrhunder­t für eine Reihe von Reformen im Gesundheit­swesen ein.

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Foto: dpa Auch die Pflegenden brauchen mehr Unterstütz­ung.

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