Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Bald rollen die ersten E-busse

In einigen Jahren wird die Stadtbus-flotte in Gütersloh komplett elektrisch unterwegs sein. Nun hat der Bau eines Unterstand­es mit der passenden Zahl an Ladeplätze­n begonnen.

- Ludger Osterkamp

Gütersloh. Carports kennt man. Demnächst gibt es in Gütersloh auch einen Busport. Die Stadtwerke – genaugenom­men die Stadtbus Gütersloh Gmbh – haben am Mittwoch mit dem Bau eines solchen Unterstand­es begonnen. Bis zu 16 Busse finden darunter Platz. Elektrobus­se.

Vertreter der Stadtwerke und der Stadt tätigten den Spatenstic­h. Die symbolisch­e Handlung steht für den Einstieg in die E-mobilität auch bei den Nahverkehr­sbussen. Die Stadtbus Gmbh hat vor, nach und nach ihre gesamte Flotte auf Elektro-antrieb umzurüsten.

Was wird gebaut?

Ein Busport von 1.200 Quadratmet­ern Größe auf dem Betriebsho­f der Stadtwerke an der Robert-bosch-straße nahe der B 61. Er ist funktional ausgestatt­et. Von der Decke werden 16 Stecker hängen, für jeden Bus einen. Geladen wird überwiegen­d nachts. Bei der Außenansic­ht wird die Fassade aus naturbelas­senem Fichtenhol­z auffallen. Aufs Dach kommt Photovolta­ik; mit 130 Kilowatt Peak reicht deren Leistung aber allenfalls für ein bis zwei Busse.

Ab wann rollen die E-busse?

Bestellt sind zehn normale und sechs Gelenkbuss­e. Ende des Jahres kommen die ersten beiden, im ersten Halbjahr kommenden Jahres die anderen 14. Der Hersteller wechselt: Statt von Mercedes, wie bislang, kommen die neuen von MAN – die Firma hatte die Ausschreib­ung gewonnen. Dass die Technologi­e im Linienbetr­ieb funktionie­rt, die Güterslohe­r Busfahrer zurechtkom­men, hatte ein Probebetri­eb gezeigt.

Was kostet die Umstellung?

Der Busport inklusive Ladeinfras­truktur und Ausstattun­g der Werkstatt wird bei rund 4,5 Millionen Euro liegen. Einen wesentlich­en, noch nicht exakt bezifferte­n Anteil trägt das Land. Die 16 E-busse sind mit rund 10,5 Millionen Euro veranschla­gt – ein Gelenkbus ist für 775.000 Euro zu haben, ein Solobus für 580.000 Euro. Da der Bund gemäß seiner „Richtlinie zur Förderung alternativ­er Antriebe von Bussen im Personenna­hverkehr“80 Prozent der Mehrkosten – im Vergleich zu einem

In der Bestandsha­lle: Das bereits vorhandene Busdepot wird elektrisch aufgerüste­t. In den weiteren Umstellung­s- und Ausbaustuf­en wird sie später ebenfalls durch einen Port ersetzt.

Dieselbus – übernimmt, überweist er etwa 4,7 Millionen Euro nach Gütersloh.

Warum die Umstellung?

Sie ist Pflicht. Die Clean Vehicles Directive (Sauberefah­rzeuge-beschaffun­gsgesetz) schreibt vor, vom fossilen Brennstoff wegzukomme­n.

Reicht die Batterieka­pazität?

Für die meisten Linien schon. Was der Bus nachts an Strom tankt, reicht für die komplette Betriebsze­it eines Tages. „Lediglich in den Außenbezir­ken, etwa Friedrichs­dorf, gehen wir mit Dieselbuss­en vorerst weiter auf Nummer sicher“, sagt Jutta Hanitzsch, Leiterin Verkehrsbe­triebe. Dank der raschen technische­n Entwicklun­g und den immer stärkeren Batterien gehe man aber davon aus, bis zum Abschluss der kompletten Flotten-umstellung das gesamte Stadtgebie­t ohne Nachladen abdecken zu können.

Wie geht die Umrüstung weiter?

Die Absicht ist, bis 2034 die komplette Flotte auf Elektro umzustelle­n, und zwar in drei Stufen. Bis Ende des Jahres soll der neue Busport (samt Technik und einiger Leerrohre) bereits fertig sein, so die Ansage von Anna Rackow, Projektlei­terin vom Architektu­rbüro Bolzenius. In der zweiten Stufe, die nicht vor 2026 beginnen wird, reißen die Stadtwerke die Bestandsha­lle ab und errichten die Busports II und III. Verteilt auf zwei Stufen, wovon die letzte voraussich­tlich 2032/33 beginnt, richten sie dort jeweils 16 weitere Ladeplätze ein – so dass in Summe bis zu 48 Fahrzeuge Platz finden.

Bewertung

Zunächst einmal: E-busse sind nicht nur klimafreun­dlicher, sie sind auch deutlich leiser. SWG-CHEF Ralf Libuda sieht in der Umstellung einen wichtigen Baustein, um Mobilität klimafreun­dlicher zu gestalten. Dank vorausscha­uender Personalpl­anung gebe es keinen Mangel an Busfahrern. Der Erste Beigeordne­te Henning Matthes, stellvertr­etender Vorsitzend­er im Aufsichtsr­at der Stadtwerke, spricht von einem weiteren Schritt in Richtung Nachhaltig­keit. Im Hinblick auf Fördermitt­el, die der Bund zurückfähr­t, warnt Matthes: „Kommunen brauchen Unterstütz­ung. Eine solche Umstellung muss für uns finanzierb­ar sein.“

 ?? Foto: Andreas Frücht ?? Griffen zum Spaten (v. l.): Jutta Hanitzsch (Leiterin Verkehrsbe­triebe), Alexander Janzen (Leiter Kfz-technik und Werkstätte­n, SWG), Bernd Brüning (Leiter Immobilien-management SWG), Ralf Libuda (Geschäftsf­ührer SWG und Stadtbus), Henning Matthes (Erster Beigeordne­ter), Thomas Könnecker (Gesellscha­ftervertre­ter Stadt GT), Albrecht Pförtner (Dezernent Bauen, Mobilität, Umwelt Stadt GT), Anna Rackow (Projektlei­terin Bolzenius Gmbh).
Foto: Andreas Frücht Griffen zum Spaten (v. l.): Jutta Hanitzsch (Leiterin Verkehrsbe­triebe), Alexander Janzen (Leiter Kfz-technik und Werkstätte­n, SWG), Bernd Brüning (Leiter Immobilien-management SWG), Ralf Libuda (Geschäftsf­ührer SWG und Stadtbus), Henning Matthes (Erster Beigeordne­ter), Thomas Könnecker (Gesellscha­ftervertre­ter Stadt GT), Albrecht Pförtner (Dezernent Bauen, Mobilität, Umwelt Stadt GT), Anna Rackow (Projektlei­terin Bolzenius Gmbh).
 ?? ?? Aktuell haben die Stadtwerke 39 Diesel-linienbuss­e in ihrem Bestand, davon 14 mit Hybrid-technik. „Die Stadtwerke haben sich bei der Umstellung für Elektro entschiede­n, weil das die ausgereift­este Technologi­e ist“, sagt Geschäftsf­ührer Ralf Libuda. Ökonomisch und ökologisch sei es die beste Lösung. Wasserstof­f wäre teurer gewesen, zudem sei die Verfügbark­eit noch ungesicher­t.
Aktuell haben die Stadtwerke 39 Diesel-linienbuss­e in ihrem Bestand, davon 14 mit Hybrid-technik. „Die Stadtwerke haben sich bei der Umstellung für Elektro entschiede­n, weil das die ausgereift­este Technologi­e ist“, sagt Geschäftsf­ührer Ralf Libuda. Ökonomisch und ökologisch sei es die beste Lösung. Wasserstof­f wäre teurer gewesen, zudem sei die Verfügbark­eit noch ungesicher­t.
 ?? Foto: Bolzenius Gmbh ?? Wie ein riesiger Carport: Der Busport nahe B 61 und Stadtring Nordhorn bietet Ladeplätze für 16 Elektro-busse. „Tanksäulen“wird es nicht geben – die Ladestecke­r werden stattdesse­n platzspare­nd von der Decke baumeln.
Foto: Bolzenius Gmbh Wie ein riesiger Carport: Der Busport nahe B 61 und Stadtring Nordhorn bietet Ladeplätze für 16 Elektro-busse. „Tanksäulen“wird es nicht geben – die Ladestecke­r werden stattdesse­n platzspare­nd von der Decke baumeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany