Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung
Geld oder Sperma?
Die Lustspiel „Aufguss“erheitert als „Wellnesskomödie“das Publikum im ausverkauften Theater über die Maßen.
Gütersloh. Dieter, in die Jahre gekommener zweifacher Vater, aber inzwischen sterilisiert, will Mary, eine seiner Geliebten, während eines Wellness-wochenendes per Samenspender zu einem Kind verhelfen, sich so einen Grund verschaffen, um sich von der werdenden Mutter trennen zu können. Mary ihrerseits möchte reinen Tisch mit Dieter machen, sie ist ja mit Alain verbandelt. Und der ist ausgerechnet der von Dieter angeheuerte Spender, Mathedozent und Fitnesstrainer, den seine Trainer-kollegen „the brain“, Mit-dozenten indes „the body“nennen.
Diese Konstellation könnte zwischen Sauna und Sanarium des Hotels (Bühne: René Heinersdorff und Tom Grasshoff) ja schon für leichte Irritationen sorgen. Doch Heinersdorff
hat sich weitere ausgedacht für sein als „Wellnesskomödie“bezeichnetes Lustspiel, das in seiner Inszenierung und unter seiner Mitwirkung jetzt vom Theater an der Kö Düsseldorf und dem Theater am Kurfürstendamm Berlin vorgestellt wurde.
Denn in der Wohlfühlunterkunft hat sich auch Lothar eingefunden, Arzt und Chef einer Kinderklinik, für die Waschmittelhersteller Dieter schon, na was wohl? Und er hat seine Sekretärin Emilie mitgebracht, die im Übrigen, wen wundert’s, eine von Dieters
Hugo Egon Balder (l.) und René Heinersdorff begeistern mit Missverständnissen und Zweideutigkeiten.
Mit dem Sperma, das in „Aufguss“gedanklich fließt, hätten gut und gerne jene 158 Kinder, die Lothar in seiner Klinik behandelt, gezeugt werden können, es ist der reine Samenfluss. Aber die Darstellerinnen und Darsteller waten spielerisch gut hindurch. Nebenbei geben sie dem Publikum Futter, in dem sie á la carte alliterierend heimische Speisen zum Besten geben. Mit „Mir hätte eine Portion Pavenstädter Pommes gereicht“, bekommt Alain hier den größten Zuspruch. Am Ende aller Missverständnisse erweisen sich Mary und Emilie je als Miss Verständnis, während Dieter sich als Muttersöhnchen entpuppt.
Der Schlussapplaus, wer hätte das gedacht, wird weitgehend stehend erbracht. Gehend, stehend? Stehend! Mann, Mann, Mann.