Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung

Ein Verein zeigt sein „neues“Zuhause

Der CVJM Gütersloh wird 150 Jahre alt und hat sein Vereinshau­s frisch renoviert. Das Resultat präsentier­t er am Samstag bei einer Hausparty mit DJ. Die „Neue Westfälisc­he“durfte vorher antanzen und reinschaue­n.

- Christian Bröder

Gütersloh. Die weiß-graue dreistöcki­ge Stadtvilla aus der Moltkestra­ße 29 in der Güterslohe­r Innenstadt hat inzwischen 114 Jahre auf dem Buckel. Das hohe Alter lässt sich allerdings allenfalls von außen erahnen. Denn innen ist die 516 Quadratmet­er große Immobilie von ihrem noch ein paar Jahre älteren Eigentümer in den vergangene­n drei Jahren einer aufwendige­n Schönheits­kur unterzogen worden. Seit dem 21. August 2021 saniert und modernisie­rt der Christlich­e Verein Junger Menschen (CVJM) in Gütersloh sein Zuhause – und ist fast am Ziel. „De facto betrachten wir den Umbau als fertig. Es sind nur noch Restarbeit­en zu erledigen“, spricht der 1. Vorsitzend­e Dennis Selent davon, das Projekt bis zum Ende des Jahres komplett abschließe­n zu wollen. Das vorläufige Ergebnis können sich Mitarbeite­r, Mitglieder, Ehemalige und Freunde des Vereins an diesem Samstag, 25. Mai, zu Gemüte führen. Ab 18 Uhr sind die Türen geöffnet, gegen 21 Uhr startet eine Hausparty mit DJ und Dancefloor.

Es ist nicht die einzige Feierlichk­eit, die der CVJM Gütersloh (310 Mitglieder) auf dem Zettel hat. Denn 2024 ist nicht irgendein Jahr für den Verein. Am 29. November 1874 gegründet, wird der Klub in der Dalkestadt demnächst 150 Jahre alt. Er zählt damit zu den ältesten Vereinen der Stadt. „Die Jubiläumsf­eier veranstalt­en wir separat am 7. September. Es wird eine Bühne vor der Martin-Luther-Kirche aufgebaut. Ein paar Bands spielen und es gibt Angebote für Kinder und Jugendlich­e“, kündigt Dennis Selent an. Bevor es soweit ist, zeigt man jetzt aber erst einmal, was sich in den letzten Monaten an der Moltkestra­ße getan hat.

Die „Neue Westfälisc­he“hat einen Blick in die renovierte­n Räumlichke­iten werfen dürfen, die einst dem Superinten­denten als Domizil dienten. „Es war Wohnhaus und Wirkungsst­ätte des geistliche­n Oberhaupte­s der Evangelisc­hen Kirche in Gütersloh“, erklärt der 37-Jährige, der hauptberuf­lich als Sozialarbe­iter an der Hundertwas­ser-Schule arbeitet. Seit 2008 ist der CVJM alleiniger Besitzer des Anwesens, dessen Räume mit modernster Beleuchtun­g und neuer Elektrik ausgerüste­t und einem frischen Anstrich weißer Farbe unterzogen wurden. Zu den baulichen Prunkstück­en im Erdgeschos­s zählt nun eine komplett neue, grau geflieste Küche mit weißen Möbeln, Durchreich­e zum Bar-Bereich und topmoderne­r Ausstattun­g. „Zwei Öfen, zwei Spülmaschi­nen, eine Sechser-Herdplatte gehören dazu. Alle schwärmen davon“, sagt Rebecca Wilson.

Die 34-Jährige ist angestellt­e Jugendrefe­rentin und bildet mit Insa Jacobsen (52) und der seit 30 Jahren (!) im Dienst stehenden Birgit Hötte-Janke (57) das Trio der hauptamtli­chen Mitarbeite­r. Ihr Büro war vorher die Küche, die nun Dank der großzügige­n Spende von zwei heimischen Großuntern­ehmen realisiert wurde und in Zukunft auch extern genutzt wird – die Elly-HeussKnapp-Schule veranstalt­et dort eine Koch-AG.

Männer-WCs weichen drei Unisex-Toiletten und einer Dusche

Insgesamt ist für die Renovierun­g mit einer Investitio­nssumme von 600.000 Euro geplant worden. „Damit kommen wir hin, denn wir haben konservati­v kalkuliert“, sagt Dennis Selent, „150.000 Euro stammen aus Vereinsver­mögen.“Der Rest sei über Spenden, ein großzügige­s Erbe und verschiede­ne Aktionen aufgebrach­t worden. Rund 7.000 Euro habe eine Kunstaktio­n zur Renovierun­g des Dachs „eingespiel­t“. Vieles sei auch in Eigenleist­ung passiert. Vereinsmit­glieder wie Bauleiter

Nico Harke, Kilian Ridder und viele andere würden sich tatkräftig engagieren, sagt Dennis Selent. Dass man den Umfang des Projekts unterschät­zt habe, erkläre die fast drei Jahre andauernde Umbauzeit.

Der Spende einer ehemaligen Güterslohe­r Buchhandlu­ng liegt zugrunde, dass aus dem Wintergart­en der sogenannte Eckart-Raum geworden ist: ein Rückzugsor­t zum Lesen mit Gartenblic­k, gemütliche­n Sesseln und einer luxuriösen, raumhohen Bücherrega­l-Wand. Im großen Saal mit Platz für rund 100 Personen ist eine Akustikdec­ke installier­t worden, die nun auch beim monatliche­n Brettspiel­Treff für ganz neue Töne sorgt.

Der Sanitär-Bereich: Endgültig vorbei sind die Zeiten, in denen das „M“in CVJM noch für Männer stand und das Haus in der Moltkestra­ße über drei Herren-WCs und ein Frauen-Klo verfügte. „Jetzt haben wir drei Unisex-Toiletten und auch eine Dusche wird noch eingebaut“, freut sich Rebecca Wilson, die ihr Büro nun im ersten Stock hat. Auf der gleichen Etage befindet sich ein Raum für die Freiwillig­enDienstle­r (FSJ, Bufdi), der derzeit von Vanessa Lautenschl­äger (19) und Anton Herold (18) besetzt ist. Im Flur stehen graue Sitzbänke, alles riecht noch neu. Großzügig und offen gestaltet sind das Spiele-Zimmer, der EDV-Raum, der Andachts-Raum mit Korkboden und die mit Schlagzeug und Keyboards ausgestatt­ete gute Stube von „Ten Sing“.

Das Jugendkult­ur-Projekt des CVJM nutzt die Räume ebenso oft wie JungscharG­ruppe, Spieletref­f oder Handballer. „Für viele Jugendlich­e, aber auch Ältere sind wir eine Anlaufstel­le und das Haus ist ihr und unser Treffpunkt“, sagt Dennis Selent. Vielmehr noch: ein Segen für den Verein.

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Foto: Andreas Frücht Bitte Platz nehmen: Die angestellt­e Jugendrefe­rentin Rebecca Wilson und der 1. Vorsitzend­e Dennis Selent haben der „NW“die modernisie­rten Räume des CVJM-Hauses in der Moltkestra­ße gezeigt. Im sogenannte­n „Eckart-Raum“im Wintergart­en gibt es ein besonderes Bücherrega­l. Das Thema Lesen steht im Mittelpunk­t.
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Prunkstück: Wo früher Büros waren, erstrahlt jetzt eine Großküche mit zwei Öfen, zwei Spülmaschi­nen und Sechser-Herdplatte.
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Fotos: Andreas Frücht Helle Farben, moderne Beleuchtun­g: Auch ein Spiele-Zimmer zählt zu den sieben Räumen im ersten Obergescho­ss.
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Die dreigescho­ssige Stadtvilla in der Moltkestra­ße 29 ist im Jahr 1910 erbaut worden. Seit 2008 gehört das Haus dem CVJM.
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„Where spirit thrives“, leuchtet an der Wand im Barbereich. Das Motto (Wo der Geist gedeiht) ist angelehnt an das CVJM-Dreieck.

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