Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Kommunikativer Kahlschlag
Ammartinsweg wurden Bäume gefällt.
■ Das ist zunächst einmal nicht verwerflich.
■ Aber die Stadt Spenge hätte sich mit einer offeneren Kommunikation viel Ärger sparen können.
Wenn Bäume gefällt werden, ist das heutzutage immer ein Aufreger. So war es auch in den vergangenen Wochen beim Martinsweg der Fall. Dass das Thema so hochkochte, war bei der Stadt Spenge aber größtenteils selbst verschuldet. Eine bessere Kommunikation hätte vieles einfacher gemacht.
Doch zunächst einmal das positive: Dass beim Fällen von Bäumen mittlerweile ganz genau hingeguckt wird, ist einem dankenswerten Wandel des Zeitgeists zu verdanken. Zu lange wurde bei der Städteplanung auf vieles, aber wenig auf das wesentliche geschaut: Was macht das alles eigentlich mit unserer Umwelt? Dass Fällun
Jan-henrik Gerdener, Redakteur in Enger/spenge gen nun kritisch abgewogen werden, ist eindeutig ein Fortschritt.
So manche Kritik – vor allem in den sozialen Netzwerken– ander Fällung von 54 Bäumen rund um den Martinsweg ist dann aber deutlich über das Ziel hinaus geschossen. Der modernen Unart folgend, dem Gegenüber gleich das schlimmste zu unterstellen, wurde von einigen eine böse Absicht in das Handeln der Verwaltung hineingedeutet, die sich so nicht belegen lässt.
Den Interpretationsraum für die bösen Unterstellungen hat die Stadt Spenge dem Bürger aberauchselbst gegeben. Wirerinnern uns: Schon 2022 gab es Kritik von Anwohnern an den Plänen für den Ausbau des Radwegenetzes rund um den Martinsweg. Dabei ging es auch um diezahlderbäume, diedafürgefällt werden sollte. Die Planung wurde dann angepasst, sodass statt 37 nurnochachtbäumegefällt werden sollten.
Rodung wurde nicht angekündigt
Ist es wirklich verwunderlich, dass Bürger Schlechtes denken, wenn auf einmal 54 Bäume gefällt werden? Eine Rodung, die übrigens nicht von der Stadt angekündigt wurde. Erst auf Nachfrage der lokalen Presse erklärte die Stadt die Hintergründe der Fällungen. Dabei wurde aber zunächst nicht klar gemacht, wie umfangreich diese sein würden. Sodass knapp zwei Wochen später noch einmal nachgefragt werden musste, warum noch so viele Bäume mehr abgeholzt wurden.
Auf einmal war von 50 Bäumen die Rede, im Rat schließlich von 54. Ein Nachzählen vor Ort bestätigt letztere Zahl. Die Gründe für die Fällungen sind durchaus nachvollziehbar: Verkehrssicherung, Sturmschäden oder generell abgängige Bäume. Auch dass nur acht Bäume für das Projekt Martinsweg gefällt werden und der Rest aus den letztgenannten Gründen auf kurz oder lang ohnehin hätte weichen müssen, ist theoretisch verständlich. Doch der Bürger sieht im Zweifel erstmal nur den Kahlschlag. Ob der Baum nun explizit für den Martinsweg gefälltwurdeoder nicht, ist für die Verwaltung klar, vor Ort aber wenig ersichtlich.
Es hilft auch nicht, dass die einzig öffentlich zugänglichen Pläne für das Projekt Radverkehrsausbau noch von 2022 waren.
Die aktualisierten Pläne wurden erst nach der Rodung auf der Homepage der Stadt transparent gemacht – und das mit Verzögerung. Eigentlich hatte die Verwaltung angekündigt, die Pläne eine Woche vorher zugänglich zu machen, als es dann tatsächlich geschah.
Da geht es sicher bei dem ein oder anderen schon mal unter, dass für die gefällten Bäume Ersatz gepflanzt werden soll.
Rein formell gesehen, hat die Verwaltung alles richtig gemacht. Es ist auch bei jedem Schritt verständlich, warum die Verwaltung gemacht hat, was sie gemacht hat. Aber ein transparentes und vor allem frühzeitiges Kommunizieren von Anfang an, hätte die ganze Geschichte entschärft. Wenn Bäume gefällt werden, ist das heutzutage immer ein Aufreger. Doch so groß hätte die Aufregung in diesem Fall nicht sein müssen.