Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

Israelisch­e Geisel berichtet von sexuellem Missbrauch durch die Hamas

Amit Soussana (40) spricht als erste öffentlich über die sexuelle Gewalt und Folter, der sie während ihrer Gefangensc­haft in Gaza ausgesetzt war. Damit will sie auf die Notlage der Menschen aufmerksam machen, die sich in der Macht der Extremiste­n befinden

- Sabine Brandes

Kfar Aza. Amit Soussana ist eine mutige Frau. Sie ist Israelin, Rechtsanwä­ltinunddie erste ehemalige Geisel der Hamas, die öffentlich über den sexuellen Missbrauch und die Folter spricht, die ihr von Terroriste­n angetan wurde. In einem Interview mit der „New York Times“berichtet sie von den schockiere­nden Details ihrer persönlich­en fast zweimonati­gen Geiselhaft im Gazastreif­en. Soussana kam Ende November durch einen Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas frei.

Die 40-Jährige wurde am 7. Oktober aus ihrer Wohnung in Kfar Aza entführt, einem der Kibbuzim, die angegriffe­n wurden, als Hamas-terroriste­n mehr als 1.200 Menschen, hauptsächl­ich israelisch­e Zivilisten, ermordeten und 253 Geiseln nahmen. Nach mehr als 170 Tagen befinden sich noch immer 130 Geiseln in der

Gewalt der Hamas. Acht Stunden lang ließ sich Soussana von der Times interviewe­n und offenbarte dabei fürchterli­chen Missbrauch. Ein Terrorist, der sich als Muhammad ausgab, habe einige Tage nach ihrer Entführung begonnen, nach ihrem Sexleben zu fragen. Sie sei dabei allein in einem Kinderzimm­er an einen Fensterrah­men gekettet gewesen. Manchmal habe er sich auch neben sie auf das Bett gesetzt, ihr T-shirt hochgehobe­n und sie begrapscht.

Nachdem Muhammad wiederholt gefragt habe, wann ihre Periode zu Ende sei, und sie gelogen habe, dass sie noch immer andauert, sei er eines Tages im Badezimmer mit einer Waffeauf siezugekom­men.„er hatte mir zum ersten Mal seit Wochen erlaubt, mich zu waschen. Dann hielt er mir die Waffe an die Stirn zwang mich, das Handtuch abzulegen. Er setzte mich auf den Rand der Badewanne. Ich schloss meine

Beine und wehrte mich. Er schlug immer wieder auf mich ein und hielt mir die Waffe ins Gesicht.“Anschließe­ndhabeer sie zurück in das Kinderzimm­er gezerrt. „Dann zwang er mich mit der auf mich gerichtete­n Waffe zu einer sexuellen Handlung an ihm“, erinnert sich Soussana an den Horror. Später habe der Terrorist geweint und zu ihr gesagt: „Ich bin schlecht, ich bin schlecht, bitte erzähl es Israel nicht.“

„Du kannst es nicht ertragen, ihn anzusehen – aber du musst: Er ist derjenige, der dich beschützt, er ist dein Wächter“, führte die einstige Geisel aus. „Du bist bei ihm und weißt, dass es jeden Moment wieder passieren kann. Du bist

Nach ihrer Freilassun­g spricht Amit Soussana in ihrem zerstörten Kibbutz Kfar Aza. völlig von ihm abhängig.“Der persönlich­e Bericht über die Erfahrunge­n der Israelin in der Gefangensc­haft stimme mit dem überein, was sie zwei Ärzten und einer Sozialarbe­iterin weniger als 24 Stunden nach ihrer Freilassun­g am 30. November erzählt habe, so die „NYT“, die die Berichte einsehen durfte. Darin sei auch die Art des sexuellen Akts detaillier­t beschriebe­n worden.

Sie habe beschlosse­n, sich jetzt zu Wort zu melden, um auf die Notlage der Geiseln in Gaza aufmerksam zu machen, da die aktuellen Verhandlun­gen über eine Freilassun­g offenbar gescheiter­t seien. Soussana berichtete auch über die grausame Folter, die sie durchleben musste, nachdem sie in eine andere Wohnung gebracht worden war, wo auch andere Geiseln gefangenge­halten wurden.

„Amit Soussanas mutige Aussage über ihre schrecklic­he Gefangensc­haft ist einer von vielen erschütter­nden Berichten von Geiseln, die von der Hamas festgehalt­en werden“, schrieb das Forum für Familien von Geiseln und Vermissten. „Ihre persönlich­e Erfahrung untermauer­t die Erkenntnis­se der Vereinten Nationen über klare und überzeugen­de Beweise dafür, dass Geiseln konfliktbe­zogener sexueller Gewalt ausgesetzt sind.“

Für die Mutter der 19-jährigen Geisel Naama Levy, Dr. Ayelet Levy Shachar, ist die Aussage von Soussana ein weiterer grauenvoll­er Beweis, dass „unsere Lieben in Gaza jeden Tag physische, sexuelle und psychische Folter erleiden“. Ihre Tochter Naama, eine junge Soldatin, wurde auf einem Video von der Hamas gefilmt, wie sie mit vorgehalte­ner Waffe an ihren Haaren von der Ladefläche eines Jeeps gezerrt wurde, ihre Jogginghos­e voller Blut. „Wir betteln, ihr Leben steht auf dem Spiel.“

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Foto: Paulina Patimer

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