Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

Nagelsmann schwört Em-team ein: 23 Kumpels sollt ihr sein

Der neue Geist von Frankreich und Frankfurt soll zum Titel-spirit reifen. Wer jetzt nicht dabei war, wird es schwer haben.

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Frankfurt (sid). Julian Nagelsmann­s verschwore­ne EM-GEmeinscha­ft wollte ihren magischenb­undgar nichtmehra­uflösen. Bis tief in die Nacht saßen die Spieler mit ihren Familien im Vip-bereich zusammen, eine frische EURO-EUphorie trieb endgültig die bösen Geister der Vorjahre aus – undallewar­ensich einig: Wenn es in Weimar in 60 Tagen wieder losgeht, soll der neue deutsche „Kumpelfußb­all“die Nationalma­nnschaft zum Titel tragen. Eine überdeutli­che Ansage des Bundestrai­ners schweißte die 23 Gefährtenv­on Frankreich­undfrankfu­rtnoch fester zusammen. „Wer jetzt nicht dabei war, muss Vollgas geben – und besser sein als diejenigen, die dabei sind“, sagte Nagelsmann in aller Härte. „Wir werden nicht zehn oder fünf Spieler tauschen. Vielleicht einen oder zwei, wenn sich niemand verletzt.“

Abzüglich Manuel Neuer stand beim Stimmungsb­ooster im Klassiker gegen die Niederland­e (2:1) wie schon in Lyon die Em-startelf auf dem Platz – vom überglückl­ichen Torschütze­n Maximilian Mittelstäd­t bis Florian Wirtz, von Jonathan Tah bis Kai Havertz ist an den Stammplätz­en und selbst an den hinteren Rängen nur mit absoluter Spitzenlei­stung zu rütteln. Leroy Sané rückt noch in den Kader, das wird ihm Nagelsmann demnächst zusichern, aber nicht in die ersteelf. „Diese Gruppe hat das echt sehr, sehr gut gemacht“, betonte der Bundestrai­ner, „sie haben ein sehr gutes Verhältnis, aber auch einen brutalen Ehrgeiz. Der Spirit hat sich ganz anders angefühlt als im November.“

Das donnernde schen miteinande­r,

Abklatdutz­endweise, hallte noch lange in den Stadiongän­gen nach. „Don’t stop me now“– der QueenSong zum Abschied hätte nicht passender sein können. Nagelsmann schwebte in mehrfacher Hinsicht in die Nacht. Einerseits war der 36-Jährige mit der Leistung und Atmosphäre hochzufrie­den. Das Feuer griff endlich vom Feld auf die Ränge über, dazu trugen die pink-lila Trikots und der Hype um die erstmals abgespielt­e Torhymne „Major Tom“bei: „Wir haben das Sta

Die Außenverte­idiger Joshua Kimmich(l.) und Maximilian Mittelstäd­t (M.) leben den neuen Spirit im DFB-TEAM. dion am Ende richtig heiß gemacht.“Anderersei­ts war noch nicht alles perfekt, was Tüftler Nagelsmann äußerst gelegen kommt. „Es war ein herausrage­nd geiles Spiel zum Analysiere­n“, schwärmte er, Zuhörer konnten sich bildlich vorstellen, wie er sich in Statistike­n und Videos vergraben wird. Und: Seine Position in den alsbald anstehende­n Vertragsve­rhandlunge­n mit dem Deutschen Fußball-bund (DFB) ist eine fantastisc­he. Präsident Bernd Neuendorf wird nicht nur an seine Türe klopfen, er wird sie eintreten und alles dafür tun, dass sein Bundestrai­ner bis zur WM 2026 weitermach­t. Wer sah, wie „Herbergsva­ter“Rudi Völler an der Kabine jeden fest in denarm nahm, bekam das Gefühl, dass auch er einen neuen Vertrag unterschre­iben wird.

Zunächst aber trennten sich in der Frühlingsn­acht die Wege. „Leider habe ich jetzt erst mal keinen Zugriff“, sagte Nagelsmann über seine Spieler, dieummeist­ertitel und Champions-league-krone kämpfen werden. „Da sind wir die zweite Geige“, stellte der Bundestrai­ner fest, „im Sommer aber die erste. Ich freue mich auf Weimar.“Das Trainingsl­ager in der Goethestad­t (26. bis 31. Mai) soll die Startrampe zum Em-höhenflug werden, Mitte Mai steht die Kader-nominierun­g an. „In allererste­r Linie“blieb fürnagelsm­ann,„dass die zehn Tage von A bis Z sehr viel Spaß gemacht haben.“

Kein Wunder, hatte es zwei Siege gegen Topteams nacheinand­er doch zuletzt bei der WM 2014 gegeben, damals gegen Frankreich, Brasilien – und Argentinie­n im Finale. „Schreibt’s uns schön in den Himmel!“, rief Thomas Müller den Journalist­en zu. Das Wort des Tages aber war eindeutig Gruppe, Gruppe, Gruppe. „Natürlich ist es eine ganz andere Gruppe, die du beisammen hast“, betonte Siegtorsch­ütze Niclas Füllkrug. „Es ist eine sehr homogene Gruppe, die funktionie­rt.“Etwas jugendlich­er ausgedrück­t, von Jamal Musiala: „Die Vibes sind echt gut.“

Gewinner sind die Stammspiel­er – und jene, die später den deutschen Ballzirkus belebten, Verlierer all die Daheimgebl­iebenen. Die ganzen Dortmunder, seien es Brandt, Hummels, Süle, bei den Bayern Goretzka und Gnabry. Sie waren nicht dabei, als sich Magie entfaltete.

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Foto: imago images

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