Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Brunnenbauer profitiert vom Klimawandel
Das Unternehmen Kolkhorst aus Isenstedt wird bald in der vierten Generation geführt. Die zunehmende Bürokratie bereitet Probleme.
Kaum zu glauben – aber wahr: In der gerade einmal 75 Jahre jungen Stadt gibt es ein Unternehmen, das noch 25 Jahre älter ist: Die Firma Kolkhorst, die im Stadtteil Isenstedt ansässig ist, hat sich inzwischen drei Generationen lang im Stadtgebiet gehalten und feiert dieses Jahr damit den 100. Geburtstag. „Und das Schönste ist, dass die vierte Generation bereits in den Startlöchern sitzt“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Andreas Kolkhorst im Gespräch mit der NW.
Sohn und Tochter sind mit im Boot
Er meint damit seinen Sohn Louis Friedrich-wilhelm, der bald sein technisches Studium abgeschlossen hat und seinem Vater nachfolgen möchte. Tochter Laureen-sophie wird sich um den kaufmännischen Bereich kümmern. Somit gibt es beim traditionsreichen heimischen Unternehmen keine Nachwuchsprobleme. Man bliebe traditionsbewusst, halte als Brunnenbauer eine „alte Zunft“, und blicke gleichzeitig in die Zukunft, macht Andreas Kolkhorst deutlich. Das habe dem Unternehmen immer das Überleben garantiert, und so soll es auch bleiben.
Als Beispiel führt er an, dass sich das Unternehmen kürzlich ein neues Bohrgerät angeschafft habe, dass einen Durchmesser von anderthalb Metern aufweist und bis zu 100 Meter in die Tiefe reiche.
Überhaupt sorgt der Klimawandel beim heimischen Brunnenbauer für volle Auftragsbücher: „Der spielt uns in die Karten. Viele Städte und Gemeinden sowie die Wasserbeschaffungsämter haben inzwischen Anlagen, die aus den 1960er- bis 1980er-jahren stammen und nicht mehr ausreichen. Wirkommendakaum noch hinterher“, sagt Kolkhorst. Es gehe dabei um Sanierung, aber auch um komplette Erneuerung.
Die Öffnung der Grenzen habe dem Unternehmen einen weiteren Boom verschafft. Erst habe man einen Kundenkreis im Umkreis von 150 Kilometern bedient. Inzwischen reiche das Tätigkeitsfeld von Berlin im Osten bis nach Hamburg im Norden und Koblenz im Südwesten.
Dabei fehlen auch ihm die Facharbeiter. Dennoch will Kolkhorst klein und übersichtlich bleiben. So habe man alles immer gut im Griff und „Hierarchien können sich gar
Maribel Illig, Handwerkskammer OWL (v. l.), Louis Friedrich Wilhelm Kolkhorst, Andreas Kolkhorst, Sandra Kolkhorst, Horst Thielking, Obermeister Baugewerken-innung und Martina Hannen, Kreishandwerkerschaft Wittekindsland bei der Übergabe der Urkunde zum Jubiläum.
nicht erst bilden“.
Außerdem wolle man innerhalb des Unternehmens möglichst Bürokratie vermeiden. „Die haben wir schon von außen mehr als ausreichend“, schimpft der Firmenchef. Seine Frau und er müssenmanchmal abends bis 21 Uhr im Büro sitzen und sich um die Bücher kümmern: „Das geht so nicht weiter.“
Die Kolkhorst-geschichte begann am 7. März 1924, als sich Wilhelm Kolkhorst als Klempner und Installateur selbstständig machte. Dem großen Pioniergeist des Großvaters sei es zu verdanken, dass die Kolkhorst Gmbh seit Langem als renommierter Brunnenbau-partner weit über die Region hinaus bekannt ist. „Dass mein Großvater großes Potenzial im Brunnenbau erkannte, erweist sich heute als
Glücksfall“, sagt Andreas Kolkhorst und ergänzt: „Das Thema stabile Wasserversorgung wird uns in den kommenden Jahrzehnten sicher begleiten.“
1966 übernahm Wilhelm Kolkhorst sen. den Betrieb des Gründers und baute es zu einembedeutendenunternehmen auf dem Gebiet Brunnen- und Wasserwerksbau sowie Sanitär- und Heizungstechnik aus. 1974 kamen Absetzmulden als weiteres wichtiges Standbein hinzu. Der Bereich Sanitär- und Heizungstechnik wurde dagegen imjahr 2022 eingestellt.
„Von jeher steht unser Unternehmen für Termintreue, Flexibilität und Qualität“, stellt Andreas Kolkhorst fest: „Und an diesen Werten werden wir auch in den kommenden Jahren konsequent festhalten.“
Manche Einsatzorte der Espelkamper Brunnenbauer haben einen Klang, der für Jahrzehnte nicht nur Experten ein Begriff bleibt. Da ist zum Beispiel die monströse Hamburger Elbphilharmonie, die vor ihrer Fertigstellung vor allem durch Kostensteigerungen und politische Querelen für Schlagzeilen sorgte.
Für Andreas Kolkhorst war der Auftrag an dem Prestigeobjekt in der nördlichen Hansestadt indes nur einer von vielen. „Dort haben wir einen Brunnen für die Klimaanlage angelegt“, sagt der Brunnenbaumeister.
Tiefengründung für Jahrtausendbrücke über die Havel
Noch beeindruckender wirkt ein Job in Brandenburg an der Havel, der Mitte der 1990er-jahre erledigt wurde – die Tiefengründung für den Neubau der Jahrtausendbrücke über die Havel als Verbindung von Alt- und Neustadt. Und dann wären da noch Brunnenanlagen beim Ausbau dera2und dievertiefungund Verbreiterung des Mittelllandkanals. Das beschäftigte die Wilhelm Kolkhorst Gmbh über einen Zeitraum von fast 40 Jahren. Angefordert werden die Espelkamper von öffentlichen, gewerblichen, industriellen und privaten Auftraggebern quer durch Deutschland. „Wo wir gewünscht werden, fahren wir hin“, heißt das in der Sprache von Andreas Kolkhorst.
Karsten Schulz