Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

Von Eiern, Lämmern, Osterfeuer­n und Herfords Hasen

An Ostern werden Eier versteckt, Kuchen in Lammform gebacken und Feuer angezündet. Doch woher kommen diese Traditione­n? Oft gibt es mehrere Erklärunge­n.

- Jobst Lüdeking

Herford. Die Christen feiern das Osterfest – sie erinnern so an den Tod Christi am Kreuz und an seine Wiederaufe­rstehung. Aber was haben ein Eier verstecken­des Langohr, die Darstellun­g eines Lamms oder die Osterfeuer damit zu tun? Und warum lassen sich die Hasen an Ostern nicht blicken? Die „Neue Westfälisc­he“hat sich mit diesen Fragen zum anstehende­n Fest befasst.

Der Termin für Ostern

Das Problem mit dem Osterfest beginnt schon mit seinem Termin, der sich nur schwer merken lässt. Denn der wechselt wie das jüdische Passafest jährlich und richtet sich nicht nach der Sonne, sondern nach dem Mond. Es ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsv­ollmond.

Ostern oder das Passafest

Rein zeitlich überschnei­det sich, und das ist ja kein Zufall, das jüdische Passa- oder Pesachsfes­t mit dem christlich­en Osterfest. Beim jüdischen Pesach wurden auch Opferlämme­r geschlacht­et und gegessen. Das Fest – eines der wichtigest­en jüdischen Feste – erinnert an den Auszug aus Ägypten. Denn es war das letzte Mahl, das Israeliten vor dem Verlassen des Pharaonenr­eichs zu sich nahmen, erklärt

Junge Hasen kommen mit Sie sind Nestflücht­er.

Dechant Pfarrer Gerald ringhaus aus Herford.

Zur Erinnerung: Mit dem Blut der geschlacht­eten Lämmer hatten die Israeliten ihre Häuser markiert, denn Gott strafte laut Bibel den hartherzig­en Pharao dadurch, dass er alle Erstgebore­nen in Ägypten tötete.

Das spätere traditione­lle Schächten der Lämmer im Jerusaleme­r Tempel zum Pesachsfes­t geht darauf zurück. In der Anfangszei­t des christlich­en Glaubens war es ebenfalls üblich, zum Osterfest ein Lamm zu schlachten, auf dem Altar weihen zu lassen und später zu essen. Das weiße Fell der Tiere gilt auch als ein Symbol für Reinheit und Frieden. Wie Pfarrer Haringhaus erklärt, gibt es im Hebräische­n auch eine interessan­te sprachlich­e Gleichheit: Lamm und Knecht sind das gleiche Wort. Jesu Tod am Kreuz, durch den er die Sünden der Menschen trägt, bekommt dadurch auch eine Bedeutung als eine Art neuen Opfers für die Menschen. Auch deshalb wird Jesu als das Lamm Gottes dargestell­t.

Neben den heutigen Ostergeric­hten erinnern auch die Kuchen in Lammform an diese Tradition.

Und die Eier?

Ha

Tatsächlic­h gibt es mehrere ganz unterschie­dliche Theo

Fell und geöffneten Augen zur Welt. rien: Während der vorhergehe­nden Fastenzeit hörten die Hühner natürlich nicht auf, Eier zu legen – die Eier durften wegendes Verzichts auf feste Nahrung von den Menschen aber nicht konsumiert werden, so dass es schließlic­h mit Ende der Fastenzeit an Ostern einen regelrecht­en EierBerg gab. Da bot es sich an, sie zu verschenke­n und irgendwann – um den Kindern eine Freude zu machen – zu verstecken.

Tatsächlic­h ist das Ei aber auch ein Symbol für die Auferstehu­ng, so Pfarrer Haringhaus. „Jesus wird in ein Felsengrab gelegt und sprengt mit der Auferstehu­ng den Stein des Grabes. Aus dem Ei, das steinern aussieht, bricht neues Leben heraus oder etwas scheinbar Totes, enthält aber das Leben in sich.“

Aber was hat dann der Hase mit Ostern zu tun?

Die verbreitet­e Meinung, dass der Eier-lieferant und Löffelträg­er einer heidnische­n Göttin namens Ostera diente – wie in dem Buch über die Grafschaft Ravensberg von 1864 vermerkt – hat sich bisher nicht bestätigt. Eine angebliche Frühlings-göttin Ostera, von deren Namen Ostern abgeleitet sei, wie man im 19. Jahrhunder­t vermutete, hat es wohl nicht gegeben. Dass der Hase aber als Fruchtbark­eits

Lammform: Das Gebäck ist typisch für Ostern. symbol gilt, ist unbestritt­en. Immerhin werfen die Häsinnenme­hrmalsimja­hr eine große Anzahl von Jungen.

Der Hase findet sich schon in der Antike, etwa auf Tonlampen oder Grabinschr­iften. Er galt, wie Gerald Haringhaus mit Verweis auf die christlich­e Ikonografi­e erklärt, auch als Symbol der Katechumen­en. Darunter verstand man in der Antike Heiden, die zum Christentu­m konvertier­t waren. Im oströmisch­en Byzanz galt der Hase wiederum eine Zeit lang als Symbol für Christus.

Osterspazi­ergang ohne Hasen-sichtung

Tagsüber lassen sich Hasen selten sehen – daraus zu schließen, dass sie verschwund­en oder als Tierart bedroht sind, ist aber falsch. Bundesweit ist der Bestand gestiegen – rund 28 Tiere leben teils auf einer Fläche von 1.000 x 1.000 Metern. Herford gilt als eine der Regionen mit den höchsten Hasenpopul­ationen. Die Gründe liegen wohl im Mikroklima, aber auch in der vielfältig­en Landschaft. Hasensind dämmerungs- undauch nachtaktiv.

Den Tag verbringt der frühere osteuropäi­sche Steppenbew­ohner geduckt in seiner Sasse, einerklein­enmulde. Nur wenn er sich etwa durch stöbernde Hunde gestört fühlt, springt er auf und rennt davon. Hasen haben – anders als ihre Verwandten, die Kaninchen – keinen Bau, in dem sie vorm Wetter geschützt sind. Daher sterben besonders bei lang anhaltende­m nasskaltem Wetter viele der Jungtiere. Umzu verhindern, dass ein ganzer Wurf Opfer von Fressfeind­en wird, legt die Häsin ihre Jungen an verschiede­nen Stellen ab. Spaziergän­ger, die auf einen scheinbar alleingela­ssenen Junghasen treffen, sollten das Tier deshalb in Ruhe lassen. Mutter Hase kümmert sich schon.

Osterfeuer – ein Heidenspaß

Die ersten Osterfeuer loderten wahrschein­lich schon in heidnisch-germanisch­er Zeit als Feuer, die den Winter vertreiben und den Frühling begrüßen sollten. Der Brauch hat sich bis heute gehalten, auch wenn es in Herford keines gibt. Die Holzstöße werden auf Anhöhen aufgeschic­htet und am Samstag vor Ostern angezündet. Heute dürfen nur Vereine und Organisati­onen Osterfeuer ausrichten. Die Haufen sollten vorher umgeschich­tet werden, denn viele Kleintiere haben sie bis dato genutzt, um dort den Winter zu überstehen. Auch die katholisch­e Kirche kennt die Tradition: Im Osterfeuer können die Reste der heiligen Öle aus dem Vorjahr verbrannt werden.

Immer gut besucht: das Osterfeuer in Lippinghau­sen.

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Foto: dpa/p Pleul In Ermangelun­g eines echten Osterhasen muss ein Hauskaninc­hen die Hasenrolle auf dem Osterfoto übernehmen und an dem Kind schnuppern.
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Foto: Yvonne Gottschlic­h
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Foto: Pixabay

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