Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Unglück im Wasserkraftwerk
Durch die Explosion einer Turbine am Suviana-see nördlich von Bologna in Italien sterben vermutlich sieben Menschen. Retter suchen jetzt nach Überlebenden.
Bologna/rom. Der SuvianaStausee nördlich von Bologna ist ein Idyll. Vielewandererbesuchen die Gegend. Amdienstag allerdings wurde das Areal zum Schauplatz einer Tragödie. Bei der Explosion in einem Wasserkraftwerk am Stausee kamen mindestens drei Menschen ums Leben, wahrscheinlich aber sogar sieben. Einsatzkräfte der Feuerwehr suchten zuletzt noch vier Vermisste. „Die Hoffnung, sie zu finden, ist gering“, sagte der Sprecher der Feuerwehr, Luca Cari. Fünf Menschen wurden verletzt, sie erlitten zum Teil schwere Verbrennungen.
Die Maschinen im Wasserkraftwerk auf dem Gebiet der Gemeinde Bargiwerden seit etwa einem Jahr gewartet. Eigentümer ist die italienische Firma Enel. Mit den Wartungsarbeiten waren die Münchner Firma Siemens und der Schweizer Konzern ABB beauftragt, die wiederum auf externe Dienstleister zurückgriffen. Die Bilanz des Unglücks ist dramatisch: Die Feuerwehr hatte drei tote Techniker geborgen, Pavel T. (45 Jahre), Mario P. (73 Jahre) sowie Vincenzo F. (36 Jahre). Sie befandensichzusammenmitdenanderen vier Arbeitern in den Untergeschossen des Kraftwerks, als es zur Tragödie kam.
Bislang gibt es fünf Überlebende. Einige von ihnen entkamen aus eigenen Kräften der Unglücksstelle in den unter der Wasseroberfläche liegenden Stockwerken. Wegen schwerer Verbrennungen mussten die Retter den Männern die Kleider vom Leib schneiden, ihre Handschuhe waren angesichts der Hitze bei der Explosion geschmolzen. Einer der Überlebenden berichtete laut italienischen Medien, er habe ein „metallisches Geräusch“gehört, das auf einen Defekt einer Turbine zurückzuführen sei. Es habe einen Knall gegeben, Flammen seien aufgelodert. Das italienische Fernsehen zeigte Bilder, auf denen der Rauch aus den Untergeschossen des Kraftwerks bis an die Oberfläche drang.
Feuerwehrsprecher Luca Cari sagte, die Explosion eines Transformators im achten Untergeschoß des Kraftwerks habe die Decken teilweise zum Einsturz gebracht. Derzeit seien Taucher der Feuerwehr im neunten Untergeschoßim Einsatz. Die Unglücksstelle liegt rund 40 Meter unter der Wasseroberfläche. Am Mittwoch mussten die Sucharbeiten unterbrochen werden, da auch das achte Stockwerk überflutet wurde. Auf die Frage, ob die vier Vermissten irgendwo Unterschlupf gefunden haben könnten, antwortete Cari:„das ist die Hoffnung.“Die Situation für die Rettungskräfte sei „sehr sehr komplex“.
Die Staatsanwaltschaft Bologna schaltete sich ein. Staatsanwalt Giuseppe Amato war noch am Unglückstag vor Ort. Er sagte, Priorität habe jetzt die Suche nach den Vermissten: „Es wird Zeit brauchen, umdie Ursachen des Unglücks festzustellen.“Höchstwahrscheinlich werden Gutachten nötig sein. Die Geretteten wurden kurz befragt. Darausergab sich, dass ein Test zur Inbetriebnahme der Anlage nach der Wartung durchgeführt wurde.
Gewerkschaften kritisierten die Sicherheitsbedingungen in dem Kraftwerk. „Viele dieser Unfälle hätten vermieden werden können“, sagte Pierpaolo Bombardieri, Chef der Gewerkschaft Uil. Seine Organisation hätte vor einem Jahr bereits ungenügende Sicherheitsmaßnahmen im Wasserkraftwerk von Bargi angemahnt. „Es wurden Dokumente vorgelegt, ausdenenhervorging, dass es um die Sicherheit nicht zum Besten stand“, fügte er hinzu. „Wennnicht eingegriffen wird, handelt es sich nicht um Unfälle, sondern um Mord.“