Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

Polizeisch­üsse: Gutachten liegt nun vor

Das Bundeskrim­inalamt legt seinen Bericht vor. Bilel G. soll auf Polizeibea­mte zugefahren sein.

- Claus Frickemeie­r

Bad Salzuflen/herford. Der Fall sorgte für bundesweit­es Aufsehenso­wie Demonstrat­ionen gegen Polizeigew­alt und beschäftig­te auch den Innenaussc­huss des NRW-LANDtags: Bei einem Polizeiein­satz in der Nacht zum 3. Juni 2023 wurden auf einen damals 19Jährigen in einer Sackgasse in Bad Salzuflen 34 Schüsse abgegeben. Er soll zuvor auf mehrere Einsatzkrä­fte zugefahren sein.

Der junge Mann ist seitdem querschnit­tsgelähmt. Nun liegt das letzte noch ausstehend­e Gutachten vom Bundeskrim­inalamtvor. Es soll klären, aus welchen Dienstwaff­en welche Schüsse abgegeben worden sind.

Wie Staatsanwa­lt Alexander Görlitz auf Nachfrage der „NW“bestätigt, liegt das Schussguta­chten nunmehr vor. Es würden sich die verschosse­nen Projektile den Dienstwaff­en der Polizeibea­mten zuordnen lassen. „Ob und welche Schlüsse hieraus gezogen werden können, ist Gegenstand der laufenden Ermittlung­en“, so Görlitz in einer schriftlic­hen Stellungna­hme.

Wie Staatsanwä­ltin Jaqueline Kleine-flaßbeck bestätigt, seien vier Projektile zwei Polizeibea­mten der Kreispoliz­eibehörde Herford zuzuordnen. Betreffend des fünften Projektils scheitere eine Zuordnung daran, dass es sich bloß um einen Teil des Projektils gehandelt habe.

Wie berichtet, soll der damals 19-Jährige ohne Führersche­in unterwegs gewesen sein. Eine Streife wollte ihn nachts gegen 4.35Uhrin Herfordkon­trollieren, doch Bilel G. flüchtete vor der Polizei. Die Verfolgung­sfahrt endete schließlic­h im mehr als zehn Kilometer entfernten Bad Salzuflen. Hier fuhr der junge Mann in eine Sackgasse, er war von den Polizeifah­rzeugen eingekesse­lt. Anstatt sich zu ergeben, soll er auf mehrere Beamte zugefahren sein, die daraufhin das Feuer eröffneten. Bilel G. wurde von fünf Projektile­n aus den Dienstwaff­en getroffen und derart schwer an der Wirbelsäul­e verletzt, dass er querschnit­tsgelähmt bleiben wird. Mit einem Rettungshu­bschrauber wurde er damals ins Krankenhau­s geflogen und befindet sich seitdem in einer Reha-maßnahme.

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Foto: Claus Frickemeie­r Die Spurensich­erung hat die Orte markiert, an denen Patronenhü­lsen aufgefunde­n wurden.

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