Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Die perfektewelle
„Kreuzsee“heißt die neue Ausstellung des Künstlers Frank Gillich in der Treppenhausgalerie. Den Osnabrücker interessiert eine besondere Form der Welle.
Herford. Nicht um den fotografisch konkreten „eingefrorenen“Moment des Brechens einer Welle geht es dem Osnabrücker Künstler Frank Gillich, sondern um den beinahe meditativen Charakter des sich unendlich wiederholenden Wechsels von Wellenbergen und Wellentälern.
Angenähert hat sich der Skulpteur und Zeichner dem Thema über die „Dünung“– so der Titel einer früheren Serie. Angekommen ist er jetzt bei der „Kreuzsee“, einem Phänomen, das dann entsteht, wenn Wellen aus unterschiedlichen Richtungen aufeinandertreffen, sich auftürmen, aber statt zu brechen und auszulaufen, ineinander zusammenfallen. Mit Tusche in unterschiedlichen Grün- oder Rottönen und KalligraphiePinsel zieht er in einem oft mehrere Stunden langen Prozess Wellenlinien, die sich oft in mehreren Schichten überlagern, auf das Papier. Einen Halt gibt es für die Augen der Betrachtenden nirgends, stattdessen eine beinahe meditative „Seh-“oder See-erfahrung. Durch unterschiedlich „dichte“Wellenlinien entstehen so etwas wie Vorder- und Hintergrund und damit räumliche Tiefe, auch wenn nirgends ein Horizonthalt bietet.
„Die Zeichnungen entstehen in einem mehrstündigen, sehr körperlichen Prozess, bei dem ein kleinster Konzentrationsfehler das Bild zerstören kann“, erklärt Gillich im Gespräch vor seinen Zeichnungen. Der Prozess erinnert an asiatische Kalligraphie, allerdings geht es Gillich nicht darum, „Zeichen“oder gar „Schrift“in perfekter Vollendung aufs Papier zu bringen, sondern um das Phänomen der tanzenden Wellen mit ihrer überwältigenden Wucht an sich.
„Außerdem ist die Welle schon seit der Antike und in vielen Kulturen das Symbol der Unendlichkeit, weil sie ohne Anfang und Ende in sich selbst vor- undzurückläuft“, sagt Gillich. Darüber lässt sich trefflich nachdenken – oder man nimmt Gillichs Einladung an, in den Wellen seiner „Kreuzsee“zu versinken.
Die Ausstellung „Kreuzsee“, wird am Freitag, 10. Mai, um 19 Uhr in der Treppenhausgalerie im Elsbach-haus, Goebenstraße 3-7, eröffnet und ist dort bis zum 24. August täglich außer sonn- und feiertags von 8 bis 20 Uhr zu sehen.