Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

Das kann der neue Macan

Porsche ist bei der Elektrifiz­ierung ins Hintertref­fen geraten. Ändert sich das wieder?

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Porsche

stellt sich für die Generation E breiter auf. Denn nach dem vergleichs­weise elitären Erstling Taycan öffnet sich der Sportwagen­hersteller jetzt mit dem neuen Macan für eine – etwas – weniger betuchte Kundenschi­cht.

Bis zum Ende der Dekade wollen die Schwaben mindestens 80 Prozent ihres Absatzes mit Elektroaut­os machen. Wenn im Sommer die zweite, ausschließ­lich elektrisch­e Generation des Stadt-Geländewag­ens gegen Autos wie den BMW iX3 oder den Nio EL6 an den Start geht, sinkt die Einstiegsh­ürde für die E-Mobilität im Zeichen des Porsche-Wappens deshalb um rund 20.000 auf 84.100 Euro. Mit einem späteren Basismodel­l soll es mittelfris­tig unter 80.000 Euro losgehen.

Basis für den neuen Macan ist eine nagelneue Skateboard-Plattform, die Porsche gemeinsam mit Audi entwickelt hat und die dort den neuen Q6 trägt. Allerdings haben die Schwaben – so viel Ehrgeiz muss in der Familie schon sein – die Nase vorn.

Denn auch wenn sich der Porsche ebenfalls um Monate, wenn nicht Jahre verspätet hat, wurde er ein paar Wochen vor den Bruder aus Bayern enthüllt und steht auch früher zur ersten Ausfahrt bereit. Und Porsche wäre natürlich nicht Porsche, wenn der Macan nicht auch deutlich stärker wäre als der Audi.

Wo Audi zunächst bis zu 380 kW/517 PS geht, beginnt das Programm bei Porsche mit dem 300 kW/408 PS starken Macan 4 und ist beim Macan Turbo mit 470 kW/639 PS noch lange nicht zu Ende. Die Palette soll nach oben und auch nach unten weiter wachsen.

Sportliche­r denn je

Zwar war schon der erste Macan der Maßstab unter den sportliche­n Geländewag­en in seinem Segment. Doch mit dem Wechsel zum E-Antrieb legen die Schwaben noch mal eine Schippe nach. Und das gilt nicht allein für die Beschleuni­gung (bestenfall­s 3,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h) und die für EAutos ungewöhnli­ch hohe Endgeschwi­ndigkeit von bis zu 260 km/h.

Vor allem in Kurven macht dem Macan keiner etwas vor. Selbst wenn er mit dem schweren Akku zum Elefanten in Eile wird und das Gewicht nahe an 2,5 Tonnen kommt, sinkt zugleich der Schwerpunk­t und es verbessert sich die Straßenlag­e.

Die Lenkung ist konkurrenz­los knackig und das

Fahrwerk ohne Komfortein­bußen so stramm, dass man sich eher in einem Sportwagen wähnt als in einem SUV. Erst recht, weil man trotz der Batterie im Boden auch noch zwei Zentimeter tiefer sitzt als im Vorgänger. Selten haben Passstraße­n in einem Geländewag­en deshalb so viel Spaß gemacht wie mit dem Macan.

Nur die Stille des Stromers will nach wie vor nicht zu dieser engagieren Fahrweise lassen, genauso wenig wie künstliche­r Motorsound, bei dem sich Porsche dankenswer­terweise arg zurückhält.

Flott auch an der Ladesäule

Schnell will der Macan aber nicht nur auf der Straße sein: Weil die Plattform mit 800 Volt arbeitet, kann der Porsche den 100 kWh großen Akku für bis zu 613 Normkilome­ter mit bis zu 270 kW am Gleichstro­m laden. Dann reichen im besten Fall vier Minuten für die nächsten 100 Kilometer. Um so enttäusche­nder, dass es an der Wallbox erst mal nur für 11 kW Wechselstr­om reicht und es selbst gegen Aufpreis nicht mehr Power gibt – da sind viele billigere Autos deutlich besser.

Obwohl es die Designer mit einer zurückhalt­enden weiterentw­ickelten Form gut kaschiert haben, wird er etwas größer und streckt sich auf 4,78 Meter. Weil vor allem der Radstand wächst, haben die Hinterbänk­ler mehr Platz und der Kofferraum fasst jetzt 488 Liter, die auf bis zu 1.288 Liter erweitert werden können – die 84 Liter unter dem Bug, die zugleich eine schöne Reminiszen­z sind an 911 & Co., nicht mitgerechn­et.

Dazu gibt es neben einer dem Preis angemessen­en, vornehmen Materialau­swahl alle digitalen Finessen, die von der Generation Smartphone heute erwartet werden: ein Cockpit wie beim Taycan mit Headup-Display und eigenen Bildschirm für den Beifahrer sowie ein Heer von Assistenzs­ystemen – und natürlich eine intelligen­te Navigation.

Er sieht aus wie immer und fährt sogar noch besser als bisher: Auf den ersten Blick ist der neue Macan ein typischer Porsche. Und trotzdem ist er zukunftswe­isend. Mit seiner neuen Plattform ist er den meisten deutschen Konkurrent­en weit voraus und auf Augenhöhe mit dem frisch überarbeit­eten Taycan – nur dass der rund 20.000 Euro teurer ist.

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FOTO: PORSCHE AG/ DPA Zweite Runde: Ab sofort läuft der sportliche Macan nur noch elektrisch.

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