Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Warum geht es bei Elterntaxis nicht ohne Verbote?
■ Anwohner, Lehrer und Eltern zweier Herforder Schulen wollen, dass die Stadt Schulstraßen einrichtet.
■ Dann ist die Durchfahrt zu den Bring- und Holzeiten verboten.
■ Appelle an die Vernunft liefen zuvor ins Leere.
Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen dürfen seit Anfang dieses Jahres die Straßen im näheren Umkreis einer Schule zeitweise für den Autoverkehr sperren, so genannte Schulstraßen einrichten. Kinder und Jugendliche sollen so vor Unfällen geschützt und es soll verhindert werden, dass massenhaft Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto bis direkt vor den Schuleingang bringen. Die Möglichkeit der zeitweisen Sperrung – vorzugsweise zu den Bringund Holzeiten – sieht ein neuer Erlass des Landesumweltund Verkehrsministeriums vor.
Die Kommunen können demnach über die Sperrung selbstständig entscheiden. Bürgerinnen und Bürger können sie bei ihren Städten beantragen. So geschehen jetzt in Her
Redakteurin Natalie Gottwald ford. Dem Verkehrsausschuss, der am kommenden Mittwoch tagt, liegen zwei Bürgeranträge zur Einrichtung von Schulstraßen vor – an der Falkstraße und an der Uhlandstraße. An ersterer Straße befindet sich eine Grundschule, an der zweiten die Otto-HahnRealschule.
An der Falkstraße haben sich für den Bürgerantrag Lehrende, Schülereltern und auch Anwohnern zusammengetan. Für sie habe der Verkehr ein Ausmaß angenommen, dass sie einen Unfall mit Kindern, die zu Fuß zur Schule kommen, längst für wahrscheinlich halten. Der Antragsteller an der Uhlandstraße weist auf eine Gefährdung der Schwächsten und auf sich stauenden Elterntaxis in diesem Bereich hin und schlägt Sperrzeiten von 7.45 bis 8.30 Uhr sowie „nachmittags“vor.
Das Problem „Elterntaxis“ist alles andere als neu. Immer wieder ist von Bürgern und Politikern beklagt worden, dass an verschiedenen Herforder Schulen zu den Bring- und Holzeiten der Schüler das Chaos ausbricht. Insbesondere kleinere Kinder, die zu Fuß zur Schule kommen, und beim Rangieren – speziell von hohen SUVs – leicht übersehen werden, sind gefährdet.
Doch das Thematisieren dieser gefährlichen Situation reicht offenbar nicht aus. Bei allem Verständnis dafür, dass Zeitpläne in Familien oft eng gestrickt sind, muss die Frage erlaubt sein, warum es beim Thema Elterntaxi offenbar nicht ohne Verbote geht.
Ein Umdenken hätte so viele Vorteile. Der selbstständige Schulweg, der zuvor natürlich geübt werden muss, zusammen mit Schulkameraden tut der Entwicklung vieler Kinder sicher gut. Ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt und sie übernehmen Verantwortung. Außerdem ist die Bewegung ein durchaus positiver Aspekt – vom Klimaschutz ganz zu schweigen.
Und darüber hinaus: Kann denn die Bequemlichkeit und der Wunsch nach größtmöglicher Fürsorge im Einzelfall so groß sein, dass nicht im Interesse der Allgemeinheit und im Interesse aller Kinder andere Wege gefunden werden können?
Es ist schade, dass diese Einsicht offenbar nicht von alleine kommt. Und dass es wohl der Durchfahrtsverbote zu bestimmten Zeiten bedarf, um die kritischen Verkehrssituationen durch Elterntaxis in Zukunft zu vermeiden. Allerdings scheint ja jeder Appell an die Vernunft und an ein Handeln im Sinne der Allgemeinheit bislang ins Leere gelaufen zu sein.
Deshalb sollte die Verwaltung die Möglichkeit der Einführung von Schulstraßen am besten gleich an allen Herforder Schulen prüfen. Denn dann gilt hier wenigstens: gleiche Verbote für alle.