Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Welche und wie viele Wildtiere die Jäger im Kreis Herford erlegt haben
Aus der sogenannten Streckenstatistik des Kreises lassen sich Entwicklungen ablesen. Es gibt viele ursprünglich nicht in Deutschland heimische Tierarten.
Kreis Herford. Ein großer Teil der Rehe im Kreis Herford wird nicht von Jägern geschossen, sondern kommt bei Wildunfällen ums Leben. Das dokumentiert die neue Streckenstatistik des Kreises Herford. Rund 41 Prozent der Tiere sind sogenanntes Fallwild. Das heißt, die Rehe wurden in den Jagdrevieren tot aufgefunden – meist nach Verkehrsunfällen. Oder aber sie mussten von den Revierinhabern nach Zusammenstößen mit Fahrzeugen getötet werden.
Insgesamt wurden im vergangenen Jagdjahr – das jeweils am 1. April eines Jahres beginnt – 913 Rehe geschossen, dazu kommen die 650 tot aufgefundenen Tiere. Das macht zusammen 1.563. Gleichzeitig erlegen die Jäger im Wittekindsland auch mehr Rehwild. Zum Vergleich: 1.179 Tiere waren es im Jagdjahr 2010/2011. Prozentual gesehen hat sich die Situation damit sogar verbessert. 2016 waren sogar 46 Prozent der Böcke, Ricken und Kitze bei Wildunfällen getötet worden.
Neuzugänge aus Asien und Afrika
Besonders häufig kommt es etwa in Vlotho und in Herford-Schwarzenmoor zu den Zusammenstößen mit den Wildtieren – die bewegen sich übrigens meist auf sogenannten Wildwechseln. Das sind teils Jahrzehnte oder Jahrhunderte alte Trampelpfade der Tiere, die von den Straßen zerschnitten wurden.
Deutlich geringer als die Zahl der Rehe ist die Zahl der erlegten Wildschweine, dem sogenannten Schwarzwild: Sie beträgt 149. Zwölf Tiere davon wurden bei Unfällen getötet oder tot aufgefunden.
Bei den Füchsen sind es 812 erlegte Fuchsrüden, -fähen und -welpen. 41 davon wurden tot aufgefunden.
Von den Feldhasen – ursprünglich Einwanderer aus den osteuropäischen Steppengebieten – kamen 2023/2024 insgesamt 947 zur Strecke, 169 davon sind überfahren wor
den, heißt es in der Statistik.
Weitaus weniger lange leben Marderhund und Nilgans im Wittekindsland. Die aus Afrika und dem Mittelmeerbereich zugewanderten Nilgänse gelten als sehr territorial und sollen, dort, wo sie brüten, andere Teichbewohner vertreiben. 125 der Vögel wurden geschossen, ein Tier
wurde tot aufgefunden. Beim Marderhund wurden fünf erlegte Tiere gemeldet, ein Exemplar wurde verendet aufgefunden.
Die putzig aussehenden Waschbären sind bei vielen Naturschützern und Jägern – ganz anders als ihr Aussehen vermuten lässt – ganz unten auf der Beliebtheitsskala angesie
delt. Die nachtaktiven und ursprünglich aus Nordamerika importierten Tiere sind überaus geschickt und plündern Vogelnester oder kümmern sich während der Amphibienwanderung auch um geschützte Kröten. 1.499 Tiere verzeichnet die Streckenstatistik im Wittekindsland, 67 Kleinbären wurden – etwa nach Verkehrsunfällen – tot aufgefunden.
Ebenfalls Neuzugänge sind die Nutrias. Sie haben die problematische Angewohnheit, ihre Baue in Uferböschungen anzulegen. Die Bausysteme könne einbrechen und die Festigkeit der Ufer gefährden und letztlich auch so den Hochwasserschutz torpedieren. 202 der ursprünglich aus Südamerika stammenden Nager haben Jäger im Kreisgebiet erlegt. Die Tiere waren aus Pelztierfarmen ausgebüxt. Besonders kalte Winter führen dazu, so frühere Beobachtungen, dass die Population zurückgeht. Tendenziell scheinen die Tiere aber vom Klimawandel zu profitieren.
Wild lebende Rotwildbestände gibt es im Kreis Herford bisher nicht – wohl aber sogenanntes Damwild. Die Tiere sind deutlich kleiner. 22 von ihnen wurden von Jägern erlegt, drei tot im Kreisgebiet aufgefunden.