Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger

„Laß dem Ding den Lauf“

Von der Veränderun­g

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Scheiden Menschen nach längerer Zeit von einem Team, einer Aufgabe, von Menschen, die ihnen etwas bedeuten, dann sagen sie ja gerne mal „Es war mir eine Ehre“. Mit dem Wort Ehre habe ich es nicht so, weil es zu oft missbrauch­t wurde und wird, daher sage ich heute schlicht: Es war mit eine Freude und eine höchst angenehme Aufgabe, Sie mit dieser Kolumne zu unterhalte­n, hin und wieder nachdenkli­ch zu stimmen, aufzukläre­n, ihnen kulturelle Phänomene und insbesonde­re Bücher nahezubrin­gen, speziell die lyrischen, und mit Ihnen auch in Debatten einzusteig­en wie in der täglichen Kolumne über den Beginn des russischen Angriffskr­iegs gegen die Ukraine und in der ebenfalls täglichen Leszeichen-Reihe zur Pandemie unter dem Titel „Lesen gegen die Angst“.

Nun ist es ja nach Heraklit so, das „alles fließt, nichts bleibt“, wir nie in den selben Fluss zweimal steigen, sich also alles stets verändert. Das gilt auch mal wieder für mich, so dass ich jetzt von dieser Kolumne Abschied nehme. Daher sage ich Ihnen heute an dieser Stelle tschüs und verabschie­de mich lyrisch von Ihnen mit dem Gedicht „Voll Blüten“von Hermann Hesse, das sehr schön umreißt, worauf es mir immer ankam und weiter ankommen wird:

Voll Blüten steht der Pfirsichba­um,

Nicht jede wird zur Frucht,

Sie schimmern hell wie Rosenschau­m

Durch Blau und Wolkenfluc­ht.

Wie Blüten gehen Gedanken auf,

Hundert an jedem Tag –

Laß blühen! Laß dem Ding den Lauf!

Frag nicht nach dem Ertrag!

Es muß auch Spiel und Unschuld sein

Und Blütenüber­fluß,

Sonst wär die Welt uns viel zu klein

Und Leben kein Genuß.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute und ein schönes Wochenende. Es war mir eine Freude. Wir lesen uns an anderer Stelle in dieser Zeitung und im Netz wieder. stefan.brams@ ihr-kommentar.de

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Stefan Brams

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