Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger
Frau kämpft zumdritten Mal gegen Krebs
Suzan Ergenc ist durch Erkrankungen eingeschränkt. Sie sitzt im Rollstuhl. Die 35-Jährige wohnt mit ihrer Mutter im vierten Stock – ohne Aufzug. Sie kämpft nicht nur gegen den Krebs, sondern auch um einen Treppensteiger-rollstuhl.
Herford. 58 Treppenstufen. Für Suzan Ergenc stellen diese ein schier überwindbares Hindernis dar. Die Herforderin hat in ihren 35 Lebensjahren schon zu viele Schicksalsschläge erlebt. Sie kämpfte sich nach ihren Krebsdiagnosen mehrmals zurück ins Leben. Doch die schlimmste Diagnose folgte: Der Krebs hat gestreut. „Ich habe Metastasen im Rückenmark“, erzählt die Frau mit den großen, braunen Augen. Sie sitzt im Rollstuhl, und das Haus, in dem sie lebt, hat keinen Lift. Suzan Ergenc ist ohne einen elektronischen Treppensteiger-rollstuhl an ihre Wohnung gefesselt. Suzan Ergenc, die Freunde und Familie Suzi nennen, will nicht aufgebenundkämpft weiter. Diesmal ist der Gegner keine bösartige Tumorzelle, die sich im eigenen Körper ausbreitet und benachbartes Gewebe schädigt, sondern die Krankenkasse. Die, so erzählt es Mutter Cordula Demirel, lehne den Treppensteiger ab. „Man darf nicht krank werden, ich bin erschüttert“, sagt Demirel.
Suzi wohnt mit ihrer Mutter und dem jüngeren Bruder in der Herforder Nordstadt. Die Mehrfamilienhäuser haben vier Stockwerke – die Familie lebt ganz oben. Alleine – ohne die Hilfe eines elektronischen Treppensteigers – kann Suzi die Stufen nicht mehr bewältigen. „Ich bin komplett eingeschränkt, liege viel im Bett und sitze im Rollstuhl, weil einfach nichts mehr möglich ist“, sagt die 35-Jährige.
Suzi macht kleine, aber hoffnungsvolle Fortschritte
Sie war erst 28 Jahre alt, als bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden ist. Der erste Schock. „Ich wurde behandelt, bestrahlt und bekam Chemotherapie.“Fünf Jahre lang hat sie gegen die Krankheit angekämpft, versucht, nie den Mut zu verlieren. „Ich war so froh, als ich endlich über den Berg war.“Dann bekam sie die nächste lebensverändernde Nachricht.
Im Jahr 2022 wurde bei der Herforderin auch noch ein Hirntumor festgestellt. „Wiederwurdeichoperiertundwieder bestrahlt.“Das alles blieb nicht ohne Folgen, erzählt sie. „Ich war nun halbseitig gelähmt und daher auf permanente Hilfe angewiesen.“Ihre Mutter Cordula Demirel steht ihr in all der Zeit zur Seite, hilft, wo sie kann.
Suzi übt und trainiert und macht kleine, aber hoffnungsvolle Fortschritte. „Ich habe
In diesem Haus in der Nordstadt lebt die Familie im vierten Stock. wieder gelernt, zu laufen und geübt, Treppen zu steigen, um wenigstens ein paar wenige Male im Monat an die frische Luft und die Sonne zu können.“Ihre Kämpfernatur zahlte sich aus: „Ich schaffte das auch mit Mühe und Not und war auf dem besten Weg. Doch meine Hoffnung hielt nicht lange an.“Nach einigen weiteren Untersuchungen folgte die schlimmste Diagnose, wie sie erzählt: „Ich habe Metastasen im Rückenmark.“Das heißt, der Krebs hat gestreut. „Und ist besonders aggressiv“, sagt Mutter Demirel. Die Ärzte raten der Frau erneut zu einerstrahlentherapie. Dasresultat ist bitter: „Nun bin ich komplett eingeschränkt.“
Sie liege viel im Bett, bewege sich in der Wohnung mit einem Rollstuhl fort. Doch die 58 Treppenstufen runter an die frische Luft kann sie jetzt nicht mehr alleine bewältigen. „Mei
ne Mutter unterstützt mich, wo sie kann, aber wir brauchen Hilfe.“Nach Angaben der Familie verweigere die Krankenkasse ein Gerät, das ihr helfen würde, die Treppen runter und wieder hochzusteigen. „Nur damit komme ich endlich wieder raus“, sagt Suzi. Ihre Mutter bekräftigt: „Sie muss raus, sie muss ihr Leben noch genießen. Meiner Tochter fehlt die Zeit.“
Damit die Herforderin ein
Leben mit mehr Eingeständigkeit und Qualität führen kann, hat Suzi eine Spendenkampagne organisiert. Über die Crowdfunding-plattform „Gofundme“hat sie den Aufruf publik gemacht. 6.000 Euro sollen durch diese Aktion zusammenkommen, damit sie sich den Treppensteiger leisten – und damit den nächsten kämpferischen Schritt zurück in ihr selbstbestimmtes Leben antreten kann.