Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
Schier endloser Kampf gegen Müll im Wald
Ein Bürger räumt einen Hang am Wald regelmäßig sauber, doch am nächsten Tag beginnt das Spiel von vorn. Behörden hoffen zur Bekämpfung besonders auf eine Sache.
¥ Kreis Höxter. Dirk Sander erlebt in letzter Zeit häufig morgens ein Déjà-vu: Gerade erst am Vortag hat er die Böschung am Waldhang beim Wanderparkplatz „Am Knüll“vom Müll befreit, schon liegt am nächsten Tag wieder ein blauer Müllbeutel zwischen den Bäumen. Der Abschnitt kurz vor dem Tempo-40schild und der scharfen Kurve zieht Menschen, die ihren Müll gern direkt aus dem Auto im Wald entsorgen, offenbar magisch an. Die Behörden haben wenig Handhabe gegen die Müllrowdys.amendezahltdie Entsorgung der Bürger – wenn nicht Leute wie Sander einen Großteil aus dem Wald holen und ordnungsgemäß entsorgen würden.
„Von gestern auf heute wurde wieder Müll abgeladen“, sagt Sander. Der pensionierte Berufssoldat, der bei den Feldjägern gedient hat, geht den Weg regelmäßig bergauf; denn ebenso regelmäßig findet sich dort oben der Müll. Ebenso regelmäßig bittet Golden-doodle-hündin „Anni“um Spaziergänge – so kombiniert Sander beides. „Der Witz ist: Es kommt immer etwas nach.“
Nicht immer allerdings werden Orte so nachhaltig von Müllrowdys heimgesucht wie an diesem Ort nahe der Ferienstraße, weiß Helmut Birkenfeld, beim Regionalforstamt Hochstift von Wald und Holz NRW zuständig für den Bereich „Hoheit“, der sich unter anderem mit rechtlichenfragenbefasst.„inderregel benehmen sich die Leute ordentlich–leidergibtesaberimmer wieder solche Fälle“, räumt Birkenfeld ein. Und wenn die dann eintreten, dann haben die Förster oft keine Handhabe. Er sagt, er freue sich über Hinweise von Wanderinnen und Wanderern, darüber, dass jemand Müll im Wald ablädt. Im Bereich des Wanderparkplatzes ist Wald und Holz NRW zwar nicht zuständig, da es sich um städtischen Wald handelt, man werde die Hinweise aber dennoch weitergeben.
„Es ist einfach schwierig, die Verursacher zu finden“, betont Birkenfeld. Selbst wenn unter den Dingen, die weggeworfen worden sind, Adressen oder andere Hinweise auf Verursacher gefunden werden, ist das meist nicht genug, um das justiziabel auszuwerten. Die Förster könnten den Tätern nicht auflauern oder einen möglichen Tatort rund um die Uhr belauern. Schlussendlich
bliebe den Forstwirten nichts anderes übrig, als den Müll zu sammeln und dann die zuständigen Behörden darum bitten, einen Lkw zu schicken, der alles abholt. Am Ende zahlt – der Bürger. Das bestätigt auch Hubertus Abraham, Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft und Bodenschutz des Kreises Höxter: „Für die Beseitigung von ’wildem Müll’ im öffentlichen Raum sind die Städte zuständig. Die Kosten dafür werden jedoch über die Abfallgebühren abgedeckt, müssen also letztendlich von allen Gebührenzahlenden getragen werden.“
Es sei schwierig, die Verursacher solcher wilden Müllhalden ausfindig zu machen: „Grundsätzlich ist es kaum möglich, mutwillige Ablagerung von Abfällen zum Beispiel in Wäldern oder an Feldwegen zu verhindern.“Oftmals suchten sich die Verursacher gezielt Orte aus, die zum Beispiel abends oder nachts kaum eingesehen werden können. Wenn die Verursacher aber doch auf frischer Tat ertappt werden sollten, drohen empfindliche Strafen, betont Abraham: „Je nach Umfang der Ablagerung drohen Bußgelder im Bereich von rund 1.000 Euro“. In extremen Fällen seien auch Bußgelder von bis zu 100.000 Euro fällig. „Wichtig ist grundsätzlich, dass achtsame Bürgerinnen und Bürger die ’wilden Müllkippen’ möglichst frühzeitig melden, damit sie beseitigt werden können und von ihnen dann keine Gefahr mehr für die Umwelt ausgeht.“
Er betont, dass das Abfallaufkommen aus privaten Haushalten während der Corona-zeit „deutlich angestiegen“sei, zwischenzeitlich sei es aber wieder auf das Vor-corona-niveau zurückgegangen. Dennoch gibt es offenbar Bürgerinnen und Bürger, denen der Weg zu Deponie in Wehrden offenbar zu weit ist – dabei gibt es gleich mehrere Alternativen, wie Abraham betont.
„Im Stadtgebiet Höxter gibt es mehrere Betriebe, die die Reifen annehmen und diese dann der Weiterverwendung (Runderneuerung) oder Verwertung zuführen.“Sperrmüll – dazu gehörten jedoch ausdrücklich keine Altreifen – könnten zudem am Haushalt abgeholt werden. Eine Anmeldung ist telefonisch im Abfallservicebüro unter Tel. 05273 35400 oder über die Abfall-app des Kreises Höxter möglich.