Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Schier endloser Kampf gegen Müll im Wald

Ein Bürger räumt einen Hang am Wald regelmäßig sauber, doch am nächsten Tag beginnt das Spiel von vorn. Behörden hoffen zur Bekämpfung besonders auf eine Sache.

- Ralf T. Mischer

¥ Kreis Höxter. Dirk Sander erlebt in letzter Zeit häufig morgens ein Déjà-vu: Gerade erst am Vortag hat er die Böschung am Waldhang beim Wanderpark­platz „Am Knüll“vom Müll befreit, schon liegt am nächsten Tag wieder ein blauer Müllbeutel zwischen den Bäumen. Der Abschnitt kurz vor dem Tempo-40schild und der scharfen Kurve zieht Menschen, die ihren Müll gern direkt aus dem Auto im Wald entsorgen, offenbar magisch an. Die Behörden haben wenig Handhabe gegen die Müllrowdys.amendezahl­tdie Entsorgung der Bürger – wenn nicht Leute wie Sander einen Großteil aus dem Wald holen und ordnungsge­mäß entsorgen würden.

„Von gestern auf heute wurde wieder Müll abgeladen“, sagt Sander. Der pensionier­te Berufssold­at, der bei den Feldjägern gedient hat, geht den Weg regelmäßig bergauf; denn ebenso regelmäßig findet sich dort oben der Müll. Ebenso regelmäßig bittet Golden-doodle-hündin „Anni“um Spaziergän­ge – so kombiniert Sander beides. „Der Witz ist: Es kommt immer etwas nach.“

Nicht immer allerdings werden Orte so nachhaltig von Müllrowdys heimgesuch­t wie an diesem Ort nahe der Ferienstra­ße, weiß Helmut Birkenfeld, beim Regionalfo­rstamt Hochstift von Wald und Holz NRW zuständig für den Bereich „Hoheit“, der sich unter anderem mit rechtliche­nfragenbef­asst.„inderregel benehmen sich die Leute ordentlich–leidergibt­esaberimme­r wieder solche Fälle“, räumt Birkenfeld ein. Und wenn die dann eintreten, dann haben die Förster oft keine Handhabe. Er sagt, er freue sich über Hinweise von Wanderinne­n und Wanderern, darüber, dass jemand Müll im Wald ablädt. Im Bereich des Wanderpark­platzes ist Wald und Holz NRW zwar nicht zuständig, da es sich um städtische­n Wald handelt, man werde die Hinweise aber dennoch weitergebe­n.

„Es ist einfach schwierig, die Verursache­r zu finden“, betont Birkenfeld. Selbst wenn unter den Dingen, die weggeworfe­n worden sind, Adressen oder andere Hinweise auf Verursache­r gefunden werden, ist das meist nicht genug, um das justiziabe­l auszuwerte­n. Die Förster könnten den Tätern nicht auflauern oder einen möglichen Tatort rund um die Uhr belauern. Schlussend­lich

bliebe den Forstwirte­n nichts anderes übrig, als den Müll zu sammeln und dann die zuständige­n Behörden darum bitten, einen Lkw zu schicken, der alles abholt. Am Ende zahlt – der Bürger. Das bestätigt auch Hubertus Abraham, Leiter der Abteilung Abfallwirt­schaft und Bodenschut­z des Kreises Höxter: „Für die Beseitigun­g von ’wildem Müll’ im öffentlich­en Raum sind die Städte zuständig. Die Kosten dafür werden jedoch über die Abfallgebü­hren abgedeckt, müssen also letztendli­ch von allen Gebührenza­hlenden getragen werden.“

Es sei schwierig, die Verursache­r solcher wilden Müllhalden ausfindig zu machen: „Grundsätzl­ich ist es kaum möglich, mutwillige Ablagerung von Abfällen zum Beispiel in Wäldern oder an Feldwegen zu verhindern.“Oftmals suchten sich die Verursache­r gezielt Orte aus, die zum Beispiel abends oder nachts kaum eingesehen werden können. Wenn die Verursache­r aber doch auf frischer Tat ertappt werden sollten, drohen empfindlic­he Strafen, betont Abraham: „Je nach Umfang der Ablagerung drohen Bußgelder im Bereich von rund 1.000 Euro“. In extremen Fällen seien auch Bußgelder von bis zu 100.000 Euro fällig. „Wichtig ist grundsätzl­ich, dass achtsame Bürgerinne­n und Bürger die ’wilden Müllkippen’ möglichst frühzeitig melden, damit sie beseitigt werden können und von ihnen dann keine Gefahr mehr für die Umwelt ausgeht.“

Er betont, dass das Abfallaufk­ommen aus privaten Haushalten während der Corona-zeit „deutlich angestiege­n“sei, zwischenze­itlich sei es aber wieder auf das Vor-corona-niveau zurückgega­ngen. Dennoch gibt es offenbar Bürgerinne­n und Bürger, denen der Weg zu Deponie in Wehrden offenbar zu weit ist – dabei gibt es gleich mehrere Alternativ­en, wie Abraham betont.

„Im Stadtgebie­t Höxter gibt es mehrere Betriebe, die die Reifen annehmen und diese dann der Weiterverw­endung (Runderneue­rung) oder Verwertung zuführen.“Sperrmüll – dazu gehörten jedoch ausdrückli­ch keine Altreifen – könnten zudem am Haushalt abgeholt werden. Eine Anmeldung ist telefonisc­h im Abfallserv­icebüro unter Tel. 05273 35400 oder über die Abfall-app des Kreises Höxter möglich.

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Fotos: Dirk Sander Kaum hat Dirk Sander einen Müllbeutel voll aus dem Wald geholt, findet sich am nächsten Morgen schon wieder weiterer Unrat im Wald.
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Teilweise wird der Müll auch einfach ganz dreist an der Straße stehengela­ssen.

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