Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
So feiern Ukrainer das Osterfest
Eigentlich ist der Termin erst am 5. Mai. Dennoch wird in einigen Familien auch an diesem Wochenende gefeiert. Von der Tradition erzählt Veronika Udaltsova.
Warburg. Zwei Jahre ist Veronika Udaltsova schon nicht mehr daheim in der Ukraine, in Charkiw. Die 30-Jährige – mittlerweile bekannt als Sprecherin der vor dem Krieg geflüchteten Menschen aus der Ukraine in der Region – lebt mit ihrer Familie in Warburg. Und sie feiert Ostern. Sogar zweimal. Denn Ostern in der Ukraine – der „Große Tag“, wie es übersetzt heißt – wird dort eigentlich erst am 5. Mai gefeiert. Aber schon dieses Wochenende wollen sie feiern: „Erstmal mehr mit deutscher Tradition und ein zweites Mal ganz ukrainisch.“Wie das abläuft? Die junge Frau ist stolz auf ihre Kultur und erzählt von den Abläufen, die in einigen Teilen uns gar nicht so unbekannt sind.
„Die Ukrainer haben großen Respekt vor dem Fest der Auferstehung Christi“, sagt sie bestimmt. „Sie nennen diesen Tag daher den Großen Tag, ,Velykyi Den’ oder kurz ,Velykden’. Ostern.“Sie beginnen mit den Vorbereitungen 40 Tage vor dem Fest. Veronika Udaltsova: „Dann beginnt die Fastenzeit – die Zeit des Verzichts auf Fleisch, Milchprodukte und Eier. Im Christentum ist die Fastenzeit durch die 40 Tage des Leidens Christi in der Wüste gekennzeichnet.“Die letzte Woche vor Ostern sei dann nochmals besonders. An jedem Tag dieser Woche fänden verschiedene Ereignisse aus dem Leben Jesu statt, über die die Eltern ihren Kindern aus der Bibel vorlesen, erzählt sie. „Der Donnerstag vor Ostern wird ,Sauber-donnerstag’ genannt, weil man an diesem Tag Haus und Hof reinigt.“
Der Freitag heißt wie auch in Deutschland Karfreitag, weil Jesus an diesem Tag gekreuzigt worden sei: „An diesem Tag werden Spaß und Lachen vermieden.“amsamstagvorm Osterfest dann backen die ukrainischen Mütter und Großmütter „Paska“. „Ein süßes Osterbrot, das die Kinder
Veronika Udaltsova.
mit bunten Streuseln verzieren.“Und dann kommt etwas, das man auch hier kennt: „Außerdem bemalen oder färben sie gekochte Eier.“Es würden Meerrettich, Bratwurst und andere Speisen zubereitet. Am Samstagabend würden der gebackene Osterkuchen „Paska“, die Eier, der Meerrettich, Käse und die Wurst in einen Osterkorb gelegt und in die Kirche gebracht, wo sie gesegnet werden. „Die Körbchen werden nebeneinander aufgestellt.
Nach Mitternacht kommt ein Priester heraus, hält einen Gottesdienst ab, betet und segnet die Körbe, indem er sie mit Weihwasser besprengt.“
Am Ostersonntagmorgen beginnen die Menschen in der Ukraine, sich gegenseitig mit dem Satz zu begrüßen: „Christus ist auferstanden!“– „Khrystos Voskres“– worauf man antworten sollte: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“– „Voistynu Voskres“.
Veronika Udaltsova erzählt, dass in Deutschland jeder Ukrainer, jede Ukrainerin selbst entscheide, nach welcher Tradition gefeiert wird – mal alle beide, mal nur eine, mal gar nicht. Für sie selbst ist aber klar: „Dies ist ein wunderbares Fest voller Traditionen, das von Erwachsenen und Kindern sehr geliebt und respektiert wird und das an das Opfer von Jesus Christus erinnert.“Und deshalb wird in ihrer Familie in Warburg an diesem Wochenende und nochmals Anfang Mai gefeiert.