Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Kita-sparkurs auch bei Azubis

Nicht nur die Personalbe­setzungen in Owl-kitas sind von den geplanten Einschränk­ungen betroffen. Auch die Ausbildung der dringend benötigten zukünftige­n Fachkräfte leidet.

- Anneke Quasdorf

Bielefeld/gütersloh. Mit einem drastische­n Sparkurs reagieren etliche Träger in OWL zum neuen Kitajahr auf die anhaltende Unterfinan­zierung durch das Land. Künftig werden Hunderte Einrichtun­gen nur noch mit Mindestbes­etzung betrieben werden. Doch nicht nur die reine Betreuungs­zeit bleibt angesichts der Kürzungen auf der Strecke. Einen anderen wichtigen Bereich trifft es ebenso hart: die Ausbildung des so dringend nötigen Nachwuchse­s, die einzige Möglichkei­t, den Fachkräfte­mangel langfristi­g überhaupt abmildern zu können.

„Wenn die Ausbildung voll durch das Land refinanzie­rt würde, könnten wir in jeder Gruppe unserer Einrichtun­gen Nachwuchs ausbilden. Die Leute sind da“, sagt Rena Sokolski, Pädagogisc­he Geschäftsf­ührerin der Trägergeme­inschaft

TFK im Evangelisc­hen Kirchenkre­is Gütersloh. „Das wären allein für unseren Träger rund 35 Fachkräfte für die Zukunft. Mittelfris­tig könnten wir so dem Fachkräfte­mangel in den Kitas gravierend entgegenwi­rken und deutlich abmildern. Die Ausbildung wird aber nicht ausreichen­d refinanzie­rt und die meisten Träger können das nicht stemmen.“

Auch Melanie Hoffmann, Geschäftsf­ührerin des Bereichs Tageseinri­chtungen für Kinder beim Kirchenkre­is, prangert die Situation an. „Es ist richtig, dass die Landesmitt­el bei Weitem nicht ausreichen­d sind, um die gesetzlich­en Anforderun­gen des Kinderbild­ungsgesetz­es zu erfüllen. Trotzdem versucht man hier nach Kräften, Zukunftssi­cherungdur­chausbildu­ngzu betreiben. „Wir bilden in jeder der 28 Kitas mindestens eine Fachkraft aus“, sagt Melanie Hoffmann, „Dies ist nur möglich, da wir ein großer Träger sind, der eine Gesamtplan­ung und -steuerung aller seiner Kitas vornehmen kann.“

Vor den Auswirkung­en der allgemein angespannt­en Lage nd schützt das die Einrichtun­gen nicht. „Der Kita-alltag ist momentan von hohen kurzfristi­gen Krankheits­ausfällen geprägt“, so Hoffmann. „Die Anstrengun­gen der letzten Jahre und die hohen Infektions­zahlen führen in den Kitas zu personelle­n Ausfällen, die selbst mit einer zusätzlich­en Personalau­sstattung über Mindeststa­ndard nicht immer aufzufange­n sind.“Diese Situation erfordere eine hohe Flexibilit­ät von allen Seiten, von Eltern, von Mitarbeite­nden und vonträgern.„daheristes­dringend notwendig, dass endlich Signale aus der Landespoli­tik kommen, wie eine strukturel­le Stabilisie­rung der Kita-betriebe aussehen kann.“

Zuletzt hatte das Land NRW entschiede­n, die pro betreutem Kind ausgezahlt­e Kibizpausc­hale ab August 2024 um knapp zehn Prozent anzuheben. Damit sollten vor allem die finanziell­en Belastunge­n durch die im April 2023 vereinbart­en Tarifsteig­erungen abgefedert werden. Außerdem gab es für die freien Träger eine einmalige Überbrücku­ngshilfe in Höhe von 100 Millionen Euro. Insgesamt investiert­e das Land laut Familienmi­nisterin Josefine Paul (Grüne) damit mehr als 550 Millionen Euro.

Freie Träger aus der Region und auch die Spd-opposition hatten den Betrag von vornherein als unzureiche­nd kritisiert, zumal Paul mehrfach deutlich gemacht hatte, dass die geplante Novellieru­ng des Kinderbild­ungsgesetz­es in 2026 damit dann keine nennenswer­ten weiteren Anhebungen der Pauschalen mehr vorsähe.

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Foto: dpa Etliche Träger reagieren auf die anhaltende Unterfinan­zierung durch das Land NRW. Auch in Ostwestfal­en-lippe hat das Folgen. Künftig werden viele Einrichtun­gen nur noch mit Mindestbes­etzung betrieben werden.

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