Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
Ortseingang und Todeskreuzung
Intensiv werden im Nieheimer Stadtrat zwei gefährliche Orte behandelt. Am Ende bleibt viel Frust.
Nieheim. Es ist schon äußerst ungewöhnlich, dass sich im Nieheimer Stadtrat mal alle einig sind. Und trotzdem können die gewählten Vertreter bei dem todernsten Thema der Verkehrssicherheit bisher ihre Wünsche und Forderungen nicht durchsetzen. Neben einigen Dorfeinfahrten wie in Sommersell und Entrup sehen die Lokalpolitiker vor allem große Gefahren für die Bürger am Ortseingang Nieheim/bredenborner Straße und die wegen zweier tödlicher Unfälle in den Fokus geratene Kreuzung L755/L951 bei Merlsheim.
„Mit gesundem Menschenverstand muss sich doch etwas tun lassen“, fasste Cduratsherr Johannes Kros nach anderthalb Stunden leicht genervt die Stimmung des Stadtrates zusammen. Immer wieder hatte Markus Tewes, Leiter der Direktion Verkehr, zuvor betont, dass die Verkehrsbehörden beide besonders im Fokus stehenden Bereiche genau unter die Lupe genommen haben – obwohl es per Definition keine Unfallschwerpunkte sind.
Speziell die Ortseinfahrt beschäftigt den Stadtrat schon viele Jahre. Nieheim hat sich Richtung Gewerbegebiet immer weiter ausgebreitet, neue Baugebiete und Gewerbeflächen kamen hinzu. Allein das Ortseingangsschild blieb stehen, wo es immer schon steht. Davor immerhin Tempo 70.
Doch der Stadtrat und viele Bürger wollen, dass hier die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h reduziert wird. Es gebe dort Wohngebiete, zwei Bushaltestellen, die vor allem von Schülern genutzt werden. Man habe Angst, die Straße zu queren. Auch der Lärm durch die Beschleunigung wird von Anwohner Johannes Reinecke ins Feld geführt. Vergebens. Anträge, etwas zu unternehmen, gab es schon mehrere. Stets folgte die Ablehnung.
Doch Anwohner wie Reinhardwand,derdengroßenreparaturbetrieb für landwirtschaftliche Maschinen direkt an der Kreuzung führt, lassen nicht locker. Er schildert, dass die Kreuzung vor allem aus dem Wohngebiet heraus kaum einsehbar sei. Noch gefährlicher sei es, wenn die etwas trägerentreckeraufdiestraßeabbiegen müssten, schildert er im Gespräch mit der „Neuen Westfälischen“. Das entfernen
von ein paar Büschen habe nicht viel gebracht. Ein Verkehrsspiegel wurde wieder entfernt, weil er angeblich die Autofahrer blendete. „Es ist ein Wunder, dass hier noch kein schwerer Unfall passiert ist“, sagt Wand. Ein Satz, den man am Abend in der Ratssitzung des öfteren hört.
Dennoch. „Tempo 50 außerorts ist so gut wie ausgeschlossen“, sagt Tewes und verweist auf die Vorgaben. Deshalb will der Stadtrat gern das Ortsschild versetzen. Das lehnen die Verkehrsbehörden nach einem Ortstermin als überflüssig ab.
Das macht wiederum die Frauen und Männer im Stadtrat spürbar wütend. Es ist die Ohnmacht, etwas aus ihrer Sicht sehr Sinnvolles nicht umsetzen zu können. Obwohl es kaum Kosten verursachen würde, zugleich aber einen spürbaren Effekt habe.
Was beispielsweise Swen Horstmann verärgert: Im benachbarten Vörden an der Kreisstraße 59 Richtung Hohehaus ist die Situation sehr ähnlich. Hier aber steht das Ortseingangsschild, wo es stehen sollte – ganz am Ende des Ortes. Weil es wohl schon immer da steht, mutmaßt Tewes. Theoretisch könne es weiter Richtung Ort versetzt werden. „Das macht aber auch keinen Sinn“, räumt er ein. Heißt im Umkehrschluss: Die Nieheimer hätten ihr Ortsschild schon vor Jahrzehnten verschieben sollen, und haben jetzt einfach Pech gehabt.
Ähnlich hilflos fühlen sich die Nieheimer mit Blick auf die Merlsheimer Kreuzung. „Horrorkreuzung“nennt Merlsheims gewählter Ratsherr Herbert Müller (UWG) den Ort. Tewes weist darauf hin, dass die insgesamt drei schweren Unfälle in den vergangenen Jahren alle unterschiedliche Ursachen gehabt haben. Im Prinzip sei die Kreuzung völlig in Ordnung, zumal nach einem Ortstermin zusätzliche Stopp-schilder und Warnhinweisschilder für die Radwege montiert wurden. Ein Termin, bei dem Herbert Müller alsgewähltervertreterderbürger übrigens wieder ausgeladen wurde. Argument: Es handele sich um einen reinen Behördentermin.
Dort hätten sie wohl den Frust der Merlsheimer zu spüren bekommen, die die Kreuzung aktuell überhaupt nicht in Ordnung finden. Dringend müsse das Tempo-70-schild aus Richtung Nieheim auf die Anhöhe versetzt werden, damit Autofahrer eher bremsen, fordert Herbert Müller. Verbunden mit regelmäßigen Kontrollen, am besten mit einem stationären Blitzer. Er weiß selbst, dass zumindest diese Forderung utopisch ist. Ebenso der Kreisel, den Markus Tewes als sicherste Lösung anspricht. „Den bräuchten wir dann aber an vielen Kreuzungen“, sagt Tewes.
Amendewurdezwarvielgeredet und die Probleme einmal mehr in aller Deutlichkeit angesprochen, doch ändern wird sich wohl so schnell nichts. Immerhin hat Markus Tewes die Argumente aufgenommen und zumindest für die Nieheimer Ortseinfahrt eine erneute Prüfung versprochen. Zunächst wolle er dort eine verdeckte Geschwindigkeitskontrolle durchführen lassen,kündigteerwährendder Sitzung an.