Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Mehr Geld für Landwirte

Die Eu-agrarminis­ter haben am Montag über die Pläne diskutiert, die genehmigun­gsfreien staatliche­n Hilfsgelde­r für Landwirte mehr als zu verdoppeln. Mehr als die Hälfte der Mitgliedst­aaten befürworte­n dies.

- Sven Christian Schulz

Brüssel. Die Eu-landwirtsc­haftsminis­ter haben am Montag über weitere Hilfen für Bäuerinnen und Bauern in der Europäisch­en Union beraten. Die Verhandlun­gsmacht der Landwirte soll gegenüber den großen Lebensmitt­elkonzerne­n gestärkt und unfaire Handelspra­ktiken reduziert werden. Zudem wollen die Eustaaten mehr bürokratis­che Vorschrift­en streichen, ohne wesentlich­e Abstriche beim Natur- und Umweltschu­tz zu machen.

Bundesland­wirtschaft­sminister Cem Özdemir (Grüne) zeigte sich besorgt, dass es große Differenze­n beim Thema Bürokratie­abbau gebe. Einige Eu-staaten verstünden darunter den Abbau des Green Deals „und damit den Rückfall hinter das Ambitionsn­iveau der alten Vorgaben“, warnte er. „Das kann nicht der richtige Weg sein.“

Als Beispiel nannte der Minister die Eu-vorschrift zur wechselnde­n Fruchtfolg­e im Ackerbau, die aus seiner Sicht notwendig für den Erhalt der Fruchtbark­eit der Böden sei. Dass die Eu-kommission diese Vorschrift lockern will, ohne eine Folgenabsc­hätzung vorzunehme­n, habe ihn erstaunt. „Das ist also reine Spekulatio­n, wie sich das auswirkt“, kritisiert­e er. „Um heutige Probleme zu lösen, morgen noch größere Probleme zu schaffen, leuchtet mir nicht ein.“

Die Eu-kommission hatte eine Reihe von Vorschläge­n unterbreit­et, die vornehmlic­h eine Einschränk­ung der Standards für den guten landwirtsc­haftlichen und ökologisch­en Zustand von Flächen (GLÖZ) vorsehen. Umweltschü­tzer sehen dadurch die Klimaschut­zund Biodiversi­tätsziele in Gefahr.

In der vergangene­n Woche hatte das Eu-parlament dem Abbau der Umweltvors­chriften zugestimmt, allerdings gab es mehr als 130 Gegenstimm­en. Auch die Agrarminis­ter hatten im März bereits für die vorgeschla­gene Rücknahme der Umweltstan­dards votiert. Grünen-politiker Özdemir stimmtefür­deutschlan­debenfalls zu, gab allerdings eine Protestnot­e zu Protokoll.

Doch die Unterstütz­ung für die Bauern reicht offenbar nicht. Die Agrarminis­ter suchen nach weiteren Hilfsmaßna­hmen, die diesmal nicht zulasten des Umweltschu­tzes gehen. Die neuste Idee: Sie wollen die Summe der staatliche­n Hilfsgelde­r von Bund und Kommunen mehr als verdoppelt.

Weil Subvention­en eines einzelnen Mitgliedst­aates den Wettbewerb in der EU verzerren und einzelnen Unternehme­n einen Vorteil verschaffe­n, müssen sie von der Eukommissi­on genehmigt werden. Eine Ausnahme sind die sogenannte­n De-minimis-beihilfen von bis zu 20.000 Euro im Agrarsekto­r, die keine Genehmigun­g erfordern. Sie seien so gering, dass keine Wettbewerb­sverzerrun­g zu befürchten sei, so die Begründung. Die Summe solle nun auf 50.000 Euro angehoben werden.

Die bisherige Höhe der Beihilfe „trägt der wirtschaft­lichen Situation nicht Rechnung“, sagte Özdemir und unterstütz­t den Vorschlag. Schließlic­h sei die Summe 2019 festgelegt worden, also vor Corona und der hohen Inflation der vergangene­n Jahre. „Das ist ein ganz praktische­r Beitrag, der den Landwirten hilft und gleichzeit­ig unbürokrat­isch ist und nicht zu einer Absenkung des Umweltnive­aus führt.“

Mehr als ein Dutzend Eustaaten befürworte­n die Anhebung der genehmigun­gsfreien Hilfszahlu­ngen für Landwirte, darunter vor allem finanzstar­ke Länder wie Italien und Österreich. „Nationale Spielräume sind immer wieder notwendig, um Antworten auf ländertypi­sche Probleme zu finden“, sagte der österreich­ische Landwirtsc­haftsminis­ter Norbert Totschnig. Daher sei die Anhebung der Summe „sinnvoll und notwendig“.

Die Sorge ist jedoch, dass finanzschw­ache Staaten ihren Landwirten nicht so viele Hilfsgelde­r zahlen können und es so zu einer Benachteil­igung kommt.

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Foto: imago Bundesland­wirtschaft­sministerc­emözdemiri­stbesorgt,dassesgroß­e Differenze­n beim Thema Bürokratie­abbau gibt.

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