Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
Weser-express läuft aufs Treppchen
Hermannslauf: Der Klassiker vom Hermannsdenkmal zur Sparrenburg zieht heimische Athleten in den Bann. Christoph Dohmann wird Gesamt-sechster. Jenny Janele auf Platz 15 der Frauen. Rafael Ott wandert auf Rang drei. Michael Amstutz zum 35. Mal dabei.
Kreis Höxter Ein dritter Platz in der Teamwertung, ein Bronze-rang in der Gesamtwertung der Wanderer und zweimal in den Top-ten der Gesamtwertung der Läufer: Die heimischen Athleten haben beim Hermannslauf erneut starke Leistungen gebracht.
Traditionell sind die 31,1 Kilometer vom Hermannsdenkmal zur Sparrenburg das Frühjahrs-highlight für viele heimische Ausdauerathleten. Schnellster von ihnen war diesmal der Godelheimer Christoph Dohmann (Non-stop-ultra Brakel) – und hatte so richtig gar nicht damit gerechnet.
„Ich bin zwar beim Osterlauf und beim 20er in Amelunxen schon gute Zeiten gelaufen, aber der Hermann ist noch mal härter“, kommentiert er seinen starken Auftritt. Zum zweiten Mal überhaupt war er beim Kultlauf dabei und blieb erstmals unter zwei Stunden. In 1:55,13 wurde er Gesamtsechster. Die Taktik, es erstmal langsam anzugehen und dann das Tempo zu steigern, zahlte sich aus. Auf den letzten Kilometern „sammelte“er noch einige Mitstreiter ein.
Dohmanns Hermannsblick Dohmann, der in Lemgo arbeitet, hatte dabei zumindest einen mentalen Heimvorteil: „Auf meiner üblichen Trainingsrunde kann ich das Hermannsdenkmal sehen“, lacht der Pädagoge. Zusammen mit dem Weser-express, einer eigens für diesen Lauf ins Leben gerufenen Mannschaft, stand Christoph Dohmann zudem auf dem Treppchen. Das Team holte sich hinter dem TSVE Bielefeld und der ASG Teutoburger Platz drei von 117 Mannschaften. Zum Weser-express-bronzemedaillenteam gehörten zudem Jan Kaschura, Carsten Siepler, Meron Sium und Peter Heinemann. „Das Podium war unser Ziel. Wir sind sehr stolz, dass wir das erreicht haben“, freut sich Adalbert Grüner, der das Team zusammengestellt hatte. Zuletzt hatte 2008 mit seiner Nonstop-ultra Brakel ein heimisches Team die Mannschaftswertung in Bielefeld gewonnen.
Ebenfalls sehr zufrieden mit seinen 1:56,39 war der Holzmindener Jan Kaschura, der im Vorfeld als Mitfavorit gehandelt worden war. „Das ist natürlich schön zu hören. Aber mit meinen aktuellen knapp 50 Trainingskilometern pro Woche kann nicht mal ich das realisieren“, schmunzelt der Holzmindener, der in der Gesamtwertung auf Platz zehn lief und seine Altersklasse gewann. Kaschura hat während der Corona-zeit übrigens einen ganz besonderen Hermannslauf bewältigt: Mehr als 150 Kilometer von Rheine zu den Externsteinen an einem Stück.
Rose und die Panzerstraße Für den Scherfeder Tim Rose, 2021 Gesamtdritter, war der Hermann „wieder mal total schön. Super Stimmung an der Strecke. Das hat richtig Spaß gemacht.“Die ersten zehn Kilometer reihte er sich in die Spitzengruppe um Abo-sieger Elias Sansar ein und bog sogar als Erster auf die Panzerstraße. „Das war Gänsehaut-feeling pur“, berichtet der mehrfache Ironman. Das schnelle Tempo konnte er am Ende nicht mehr aufrechthalten, kam dennoch mit neuer Bestzeit von 1:56,21 ins Ziel und war damit hochzufrieden.
Stark verbessert im Vergleich zum Vorjahr präsentierte sich Carsten Siepler vom TV Jahn Bad Driburg, der ebenfalls für den Weser-express unterwegs war. Fast sieben Minuten schneller als 2023 war er in 2:04,08 Stunden an der Sparrenburg und bestätigte damit seine gute Form. In diesem Frühjahr hat der Student bereits neue persönliche Bestmarken über 3000 Meter (9:24,98) sowie fünf (16:18) und zehn Kilometer (33:47) auf der Straße aufgestellt.
Amstutz und das Goldziel Mister Hermannslauf im Kreis Höxter ist allerdings zweifelsfrei der Gesamtsieger von 1990 und 1992, Michael Amstutz. Er hat am Sonntag seinen 35. Hermann in 2:50,30 erfolgreich bewältigt. Fehlen „nur“noch 15 zum großen Ziel, dem Gold-jubiläum an der Sparrenburg. „Diesmal passte einfach alles. Ich habe jeden Kilometer genossen. Die Zuschauer haben für super Stimmung gesorgt“, hebt der Brakeler hervor, der mit seinen beiden Gesamtsiegen rund zehnmal in die Top-ten des Klassikers lief.
Amelunxer Debütanten Auf Gesamtplatz 56 von mehr als 7000 Athleten schaffte es der Amelunxener Jonathan Disselhoff in sehr guten 2:08,16 Minuten. Damit war er der viertbeste heimische Läufer hinter Dohmann, Kaschura und Siepler. Dicht gefolgt von seinem neuen Vereinskollegen Oleksandr Levchuk, der in 2:10,50 auf Rang 68 der Gesamtwertung kam. „Oleksandr ist erst seit sieben Monaten in Deutschland. Er hat in St. Petersburg eine Sportschule besucht, war Mountainbiker. Im Herbst hat er mit dem Laufen begonnen und ist sofort durchgestartet“, lobt Tus-laufchef Peter Happe den Trainingsfleiß des Ukrainers. Die Amelunxener bildeten insgesamt drei Teams, zwei bei den Männern und eins bei den Frauen. Team eins kam auf Platz 19 der Männerwertung. Besonders bemerkenswert: Der TUS stellte allein zwölf Hermannslaufdebütanten, darunter Oleksandr Levchuk.
Janele mit Fan-energie Beste Frau aus dem Kreis Höxter war die Lüchtringerin Jenny Janele, die in 2:27:16 als 15. der Frauen-gesamtwertung über die Ziellinie an der Sparrrenburg lief. Die Gesamtsiegerin des Bremen-marathons 2023 war begeistert. „Diese Stimmung ist unbeschreiblich. Man hat den Eindruck, man fliegt durch das Zuschauerspalier und nimmt die Energie der Menschen an der Strecke mit in den nächsten Anstieg“, schwärmt die Athletin der Weserberglandrunners Derental. Die hatte sich intensiv auf den Hermann vorbereitet, ihre Zielzeit von 2:30 deutlich unterschritten und möchte nun die Drei-stunden-marke im Marathon knacken. „Am liebsten in Bremen“, blickt sie voraus.
Die Warburgerin Verena Henze benötigte 2:34:48 und kam auf Platz 31 der Frauengesamtwertung sowie auf den hervorragenden Platz vier ihrer Altersklasse W40.
Rafael Ott holt Bronze
Auf der Wanderstrecke war erneut Walking-weltmeister Rafael Ott aus Wehrden unterwegs. Nach seinem Gesamtsieg im Vorjahr wurde es jetzt Platz drei in 3:37,01. „Ich bin gut durchgekommen und war sogar 2:44 Minuten schneller als letztes Jahr. Allerdings waren
die letzten fünf Kilometer diesmal richtig hart. Ich musste mir im Ziel erstmal die Waden und Oberschenkel massieren lassen“, berichtet der Wehrdener. Er wurde im Schlussspurt noch
von Simon Hanneforth (TV Isselhorst) überholt. „Trotzdem ist Platz drei bei diesem tollen Event klasse“, ist der passionierte Walker vollauf zufrieden.