Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
Historischer Einbruch auf dem Immobilienmarkt im Kreis Höxter
Deutlich weniger Grundstücksgeschäfte und weniger Umsatz melden die Experten. Eine gute Nachricht für Eigentümer haben sie aber doch.
Kreis Höxter. Die Kurve zeigt steil nach unten. Ein Abwärtstrend, wie es ihn im Kreis Höxter in den vergangenen 25 Jahren nicht gegeben hat. Um satte 32 Prozent ist der Grundstückskäufe und -verkäufe im vergangenen Jahr eingebrochen, nachdem es bereits 2022 einen Rückgang um 40 Prozent gegeben hatte. Ein für Eigentümer wichtiger Wert blieb aber stabil. Dazu später mehr.
Der Grundstücksmarktdatenbericht ist zwar ein typisch sperriger amtsdeutscher Begriff, umso wichtiger sind die Daten für Käufer und Verkäufer von Immobilien sowie alle Eigentümer, die wissen möchten, was ihr Häuschen eigentlich noch wert ist. „Wir schaffen damit Transparenz am Immobilienmarkt“, sagt Sören Loges, Leiter der Abteilung Geoinformationsservice beim Kreis Höxter. Die Daten sind so wichtig, dass sich ein Gutachterausschuss mehrere Monate alle Kaufverträge auswertet und in einem 154-seitigen Bericht mit unglaublich vielen Zahlen und Tabellen zusammenfasst.
Massiver Abwärtstrend in allen Bereichen
Die wichtigste Botschaft: Der seit 2022 zu beobachtende massive Abwärtstrend hält weiter an. In fast allen Bereichen – egal vom Verkauf von Wohnhäusern, Baugrundstücken, Flächen- oder Geldumsatz. Und, so viel sei schon verraten, auch im ersten Quartal dieses Jahres setzt sich dieser Trend ungebremst fort, wie Annette Mak, neue Leiterin der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses im Kreis Höxter, berichtet.
„Wir sind aktuell wieder auf dem Niveau von 2017/18 angekommen“, sagt Sören Loges mit Blick auf den Geldumsatz bei Immobiliengeschäften. Gerade mal noch 163 Millionen Euro wurden im Kreis Höxter umgesetzt. Ein Jahr zuvor waren es noch 238 Millionen Euro. Ein Minus von 32 Prozent. Um den gleichen Wert
ging auch die Anzahl der Kauffälle zurück.
Über die Ursachen dieses Rückgangs können Loges und Mak nur mutmaßen. Hohe Baupreise, hohe Zinsen und damit vermutlich eine große Verunsicherung bei den Käufern, zählt Loges auf. Die Perspektive ist aber wichtig – Immobiliengeschäfte sind im Allgemeinen auf lange Sicht anlegt. Zudem zeigt die Kurve auch, dass es seit dem Jahr 2013, als der Gesamtumsatz noch unter 100 Millionen Euro lag, fast stetig bergauf ging mit den Immobiliengeschäften zwischen Steinheim und Warburg. Abgesehen von einem kleinen Einbruch 2017/18.
Kaufzurückhaltung ist deutlich spürbar
Schaut man sich die für den Kreis Höxter typischen Einund Zweifamilienhäuser an, so ist auch in diesem Bereich eine deutliche Kaufzurückhaltung zu spüren. Nur noch 385 gebrauchte Wohnhäuser dieser Kategorie wurden verkauft. 2020 waren es über 200 mehr. Wie lange dieser Trend noch anhält? Dazu wagen die Experten keine Aussage. Ihre Analyse beruht auf Daten der Vergangenheit, lassen aber keine Prognose zu.
Die gute und wichtige Nachricht
für Immobilienbesitzer: Der Wert der Häuser ist im vergangenen Jahr fast gleich geblieben und weiterhin auf einem Rekordniveau. 182.000 Euro wurden durchschnittlich für ein Einfamilienhaus im Kreis Höxter auf den Tisch gelegt – doppelt so viel, wie noch vor zehn Jahren. Auch wenn die Preise hoch sind, gilt auf dem Land: „Man kann im Kreis Höxter immer noch vergleichsweise günstig Eigentum erwerben“, bilanziert Loges und verweist auf den Kreis Paderborn, wo teilweise ganz andere Preise aufgerufen werden.
Zur Veranschaulichung haben die Experten aus diesem Mittelwert mal das Durchschnittshaus auf dem Markt berechnet. Für 182.000 Euro bekommt man ein Haus mit einer Wohnfläche von 155 Quadratmetern, einem Grundstück von 723 Quadratmetern und einem Ausstattungsstandard des Baujahres 1977. Heißt: Ältere Häuser sind günstiger, neuere deutlich teurer. So kosteten 22 Prozent der Häuser im vergangenen Jahr tatsächlich weniger als 100.000 Euro. Nur zwei Prozent kosteten mehr als 400.000 Euro. Natürlich unterscheiden sich auch die Preise von Kernstadt zu Dorf. So wurden in den Städten durchschnittlich 226.000 Euro für ein Ein- bis Zweifamilienhaus bezahlt, in den Dörfern mittlerer Lage aber nur 154.000 Euro.
Große Unterschiede in den einzelnen Städten
Blickt man auf die einzelnen Städte, ist auch hier das Kaufverhalten sehr unterschiedlich. So wechselten in Borgentreich und Marienmünster gerade mal jeweils 14 Häuser die Besitzer, in Höxter immerhin 87 und in Warburg noch 66. Der durchschnittliche Kaufpreis war mit 334.000 Euro in der Kernstadt Bad Driburg am höchsten, in Borgentreichs Dörfern mit 96.000 Euro am günstigsten.
Nun ist für jeden Eigentümer natürlich am interessantesten, was sein eigenes Häuschen wert ist. Hier verweisen Loges und Mak auf das Onlineportal www.boris.nrw.de, das für Bodenrichtwertinformationssystem Nordrheinwestfalen steht. Wieder so ein Wortungetüm. Allerdings gibt es hier einen kostenlosen Immobilienpreiskalkulator, bei dem man mit weniger Angaben zum eigenen Grundstück einen Preis bekommt. Das sei natürlich erstmal nur ein Anhaltspunkt, der einem eine grobe Richtung gebe, sagt Loges. Denn in den tatsächlichen Preis fließen dann viele weitere Faktoren ein. In dem Portal lassen sich stets aktuell weitere Werte teils grundstücksgenau ermitteln.