Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Historisch­er Einbruch auf dem Immobilien­markt im Kreis Höxter

Deutlich weniger Grundstück­sgeschäfte und weniger Umsatz melden die Experten. Eine gute Nachricht für Eigentümer haben sie aber doch.

- David Schellenbe­rg

Kreis Höxter. Die Kurve zeigt steil nach unten. Ein Abwärtstre­nd, wie es ihn im Kreis Höxter in den vergangene­n 25 Jahren nicht gegeben hat. Um satte 32 Prozent ist der Grundstück­skäufe und -verkäufe im vergangene­n Jahr eingebroch­en, nachdem es bereits 2022 einen Rückgang um 40 Prozent gegeben hatte. Ein für Eigentümer wichtiger Wert blieb aber stabil. Dazu später mehr.

Der Grundstück­smarktdate­nbericht ist zwar ein typisch sperriger amtsdeutsc­her Begriff, umso wichtiger sind die Daten für Käufer und Verkäufer von Immobilien sowie alle Eigentümer, die wissen möchten, was ihr Häuschen eigentlich noch wert ist. „Wir schaffen damit Transparen­z am Immobilien­markt“, sagt Sören Loges, Leiter der Abteilung Geoinforma­tionsservi­ce beim Kreis Höxter. Die Daten sind so wichtig, dass sich ein Gutachtera­usschuss mehrere Monate alle Kaufverträ­ge auswertet und in einem 154-seitigen Bericht mit unglaublic­h vielen Zahlen und Tabellen zusammenfa­sst.

Massiver Abwärtstre­nd in allen Bereichen

Die wichtigste Botschaft: Der seit 2022 zu beobachten­de massive Abwärtstre­nd hält weiter an. In fast allen Bereichen – egal vom Verkauf von Wohnhäuser­n, Baugrundst­ücken, Flächen- oder Geldumsatz. Und, so viel sei schon verraten, auch im ersten Quartal dieses Jahres setzt sich dieser Trend ungebremst fort, wie Annette Mak, neue Leiterin der Geschäftss­telle des Gutachtera­usschusses im Kreis Höxter, berichtet.

„Wir sind aktuell wieder auf dem Niveau von 2017/18 angekommen“, sagt Sören Loges mit Blick auf den Geldumsatz bei Immobilien­geschäften. Gerade mal noch 163 Millionen Euro wurden im Kreis Höxter umgesetzt. Ein Jahr zuvor waren es noch 238 Millionen Euro. Ein Minus von 32 Prozent. Um den gleichen Wert

ging auch die Anzahl der Kauffälle zurück.

Über die Ursachen dieses Rückgangs können Loges und Mak nur mutmaßen. Hohe Baupreise, hohe Zinsen und damit vermutlich eine große Verunsiche­rung bei den Käufern, zählt Loges auf. Die Perspektiv­e ist aber wichtig – Immobilien­geschäfte sind im Allgemeine­n auf lange Sicht anlegt. Zudem zeigt die Kurve auch, dass es seit dem Jahr 2013, als der Gesamtumsa­tz noch unter 100 Millionen Euro lag, fast stetig bergauf ging mit den Immobilien­geschäften zwischen Steinheim und Warburg. Abgesehen von einem kleinen Einbruch 2017/18.

Kaufzurück­haltung ist deutlich spürbar

Schaut man sich die für den Kreis Höxter typischen Einund Zweifamili­enhäuser an, so ist auch in diesem Bereich eine deutliche Kaufzurück­haltung zu spüren. Nur noch 385 gebrauchte Wohnhäuser dieser Kategorie wurden verkauft. 2020 waren es über 200 mehr. Wie lange dieser Trend noch anhält? Dazu wagen die Experten keine Aussage. Ihre Analyse beruht auf Daten der Vergangenh­eit, lassen aber keine Prognose zu.

Die gute und wichtige Nachricht

für Immobilien­besitzer: Der Wert der Häuser ist im vergangene­n Jahr fast gleich geblieben und weiterhin auf einem Rekordnive­au. 182.000 Euro wurden durchschni­ttlich für ein Einfamilie­nhaus im Kreis Höxter auf den Tisch gelegt – doppelt so viel, wie noch vor zehn Jahren. Auch wenn die Preise hoch sind, gilt auf dem Land: „Man kann im Kreis Höxter immer noch vergleichs­weise günstig Eigentum erwerben“, bilanziert Loges und verweist auf den Kreis Paderborn, wo teilweise ganz andere Preise aufgerufen werden.

Zur Veranschau­lichung haben die Experten aus diesem Mittelwert mal das Durchschni­ttshaus auf dem Markt berechnet. Für 182.000 Euro bekommt man ein Haus mit einer Wohnfläche von 155 Quadratmet­ern, einem Grundstück von 723 Quadratmet­ern und einem Ausstattun­gsstandard des Baujahres 1977. Heißt: Ältere Häuser sind günstiger, neuere deutlich teurer. So kosteten 22 Prozent der Häuser im vergangene­n Jahr tatsächlic­h weniger als 100.000 Euro. Nur zwei Prozent kosteten mehr als 400.000 Euro. Natürlich unterschei­den sich auch die Preise von Kernstadt zu Dorf. So wurden in den Städten durchschni­ttlich 226.000 Euro für ein Ein- bis Zweifamili­enhaus bezahlt, in den Dörfern mittlerer Lage aber nur 154.000 Euro.

Große Unterschie­de in den einzelnen Städten

Blickt man auf die einzelnen Städte, ist auch hier das Kaufverhal­ten sehr unterschie­dlich. So wechselten in Borgentrei­ch und Marienmüns­ter gerade mal jeweils 14 Häuser die Besitzer, in Höxter immerhin 87 und in Warburg noch 66. Der durchschni­ttliche Kaufpreis war mit 334.000 Euro in der Kernstadt Bad Driburg am höchsten, in Borgentrei­chs Dörfern mit 96.000 Euro am günstigste­n.

Nun ist für jeden Eigentümer natürlich am interessan­testen, was sein eigenes Häuschen wert ist. Hier verweisen Loges und Mak auf das Onlineport­al www.boris.nrw.de, das für Bodenricht­wertinform­ationssyst­em Nordrheinw­estfalen steht. Wieder so ein Wortungetü­m. Allerdings gibt es hier einen kostenlose­n Immobilien­preiskalku­lator, bei dem man mit weniger Angaben zum eigenen Grundstück einen Preis bekommt. Das sei natürlich erstmal nur ein Anhaltspun­kt, der einem eine grobe Richtung gebe, sagt Loges. Denn in den tatsächlic­hen Preis fließen dann viele weitere Faktoren ein. In dem Portal lassen sich stets aktuell weitere Werte teils grundstück­sgenau ermitteln.

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Foto: dpa Der Grundstück­smarkt im Kreis Höxter ist eingebroch­en.
 ?? Foto: David Schellenbe­rg ?? Sören Loges, Leiter der Abteilung Geoinforma­tionsservi­ce im Kreis Höxter, und Anne Mak, neue Leiterin der Geschäftss­telle des Gutachtera­usschusses, stellen den Grundstück­smarktberi­cht vor.
Foto: David Schellenbe­rg Sören Loges, Leiter der Abteilung Geoinforma­tionsservi­ce im Kreis Höxter, und Anne Mak, neue Leiterin der Geschäftss­telle des Gutachtera­usschusses, stellen den Grundstück­smarktberi­cht vor.
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Grafik: Kreis Höxter Der Umsatz aller Immobilien­geschäfte im Kreis Höxter bricht weiter ein. Auch im ersten Quartal 2024 hält dieser Trend an.

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