Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Fällt Bad Driburg ins tiefe Haushaltsl­och?

Der Etat der Badestadt ist mit knapper Mehrheit beschlosse­n – trotz Rekorddefi­zit. Die Opposition kritisiert mangelnden Sparwillen und hackt erneut auf dem Grafen-vertrag herum.

- David Schellenbe­rg

Bad Driburg. Augen zu und durch: Trotz eines geplanten Defizits von 9,3 Millionen Euro hat der Bad Driburger Rat mit den Stimmen von CDU und FDP den Etatplan für dieses Jahr mit knapper Mehrheit beschlosse­n. Die ÖDP warf den Christdemo­kraten mangelnden Sparwillen vor, während die SPD dazu aufrief, die Ursache für die finanziell­e Schieflage nicht immer nur bei anderen zu suchen. Die Grünen gingen sogar so weit, sich für Bad Driburg die Haushaltss­icherung zu wünschen – weil die Stadt dann zum Sparen gezwungen würde.

Es wurde viel geredet am Montagaben­d im Bad Driburger Rathaus. Staatstrag­end versuchte Cdu-fraktionsc­hef Andreas Amstutz, die schlechte Lage in Bad Driburg einzuordne­n. Explosions­artig würden die Ausgaben in Bad Driburg steigen, während man die Einnahmen so gut wie gar nicht steigern könne. Wer nun glaubte, der Christdemo­krat glänze mit vielen Sparvorsch­lägen, um die Stadt zu retten, sah sich getäuscht. Das Wort „Sparen“kam im Manuskript seiner mehrseitig­en Rede nicht ein einziges Mal vor.

„Der Haushaltsp­lan enthält, wie in den vergangene­n Jahrenauch,vieleweite­rewichtige Investitio­nsmaßnahme­n, auf die wir in der Tat Einfluss auf die Umsetzung und Realisieru­ng haben“, erklärte Amstutz. Erforderli­che Investitio­nen solle man nicht so einfach fallenlass­en, weil das Rückschrit­t und einen Investitio­nsstau bedeute. Augenmaß und Weitblick seien das Gebot der Stunde, versuchte es der Cdu-fraktionsc­hef mit Pathos und nannte als ein Beispiel die notwendige Sanierung der Grundschul­e unter der Iburg – für die in diesem Jahr allerdings nur 100.000 Euro an Planungsko­sten vorgesehen sind.

Während Amstutz in dem Zahlenwerk „vielfältig­e Lösungsans­ätze auf allen Handlungsf­eldern sieht“, die eine „positive und nachhaltig­e Entwicklun­g der Stadt und ihrer Ortschafte­n“und vor allem ihre Handlungsf­ähigkeit ermögliche, liest Spd-kollegin Nadine Nolte darin das genaue Gegenteil.

Eigentlich sei Bad Driburg damit insolvent. Und nur die von der Landesregi­erung vorgegeben­e Übertragun­g von

Fehlbeträg­en auf die nächsten Jahre verhindere noch die Haushaltss­icherung. Dies werde der Stadt in den kommenden Jahren immer wieder vor diefüßefal­len,beschriebn­olte die Gefahren.

Nolte rief dazu auf, Einsparmög­lichkeiten vor Ort zu suchen und nannte Beispiele. So die geplante Baudezerne­nten-stelle, die allein mehr als 100.000 Euro kosten würde. Sie regte auch an, die Grundsteue­r C für unbebaute Baugrundst­ücke zu erheben. Außerdem mahnte sie zur Vorsicht bei Förderproj­ekten. „Nur weil es eine gute Förderung gibt, muss die Maßnahme nicht für Bad Driburg geeignet und lebenswich­tig sein“, erklärte Nolte. Auch die Folgekoste­n müssten mitgedacht werden. „Wir müssen uns den Haushalt auch kritisch anschauen und vielleicht auch einige Dinge, die geplant sind, etwas nach hinten schieben oder abgespeckt durchführe­n“, so ihrresümee.aufgrundde­sdefizits verweigert­en die Sozialdemo­kraten die Zustimmung und enthielten sich.

Noch deutlicher wurde Grünen-fraktionss­precher Bernd Blome. Mit der Stadt gehe es weiter bergab, „wir haben sehr schwere Zeiten vor uns“. Blome kritisiert­e wie schon Nolte den Heilbadver­trag zum Gräflichen Park. Jährlich müsse die Stadt insgesamt etwa 1,8 Millionen Euro zahlen, Tendenz steigend. Das sei „vollkommen überzogen“, hatte Nolte erklärt. Und Blome ergänzte, dass die Stadt aus diesem Vertrag in den kommenden zehn Jahren nicht rauskomme, aber auch kein Mitsprache­recht bei den Investitio­nen habe. „Das ist letztlich ein Blankosche­ck. Wir kritisiere­n das immer wieder, auch das bei der korrekten Verwendung der Gelder nicht genau hingeschau­t wird.“

Der Grünen-sprecher kritisiert­e auch, dass im Etat-plan viele Ausgaben nicht genau erläutert würden. So sei beispielsw­eise nicht ersichtlic­h, wofür die 250.000 Euro im Bereich Alltagsrad­wegekonzep­t genau eingesetzt werden sollen. In diesem Zusammenha­ng mahnte er, dass bei Straßenbau­projekten immer noch zu wenig an Radfahrer gedacht würde.

Er erinnerte daran, dass die Ratsmehrhe­it durch die Verhinderu­ng von Windrädern auch auf viele Einnahmen verzichte, und warb für einen Nationalpa­rk egge, der gerade bad Driburg als Gesundheit­s- und Tourismus standort auch viele wirtschaft­liche Vorteile biete.

Angesichts der dramatisch­en Haushaltsl­age und des mangelnden Sparwillen­s scheint die ÖD Pin Bad Driburg zu resigniere­n. DieÖkopart­eit reibt um, dass die Ausgleichs­rüc klage gänzlich aufgebrauc­ht wird und 8,5 Millionen Euro ausd er Allgemeine­nRück lage genommen werden müssen. Es gehe ans Eingemacht­e. Weil Ödp- chefin Petra Flemming-schmidt aber keinen sparsamen Umgang mit dem Geld der Bürgerinne­n und Bürger zu erkennen vermag, sieht sie eine Haushalts sicherung„ vielleicht als ein Weg aus unserer Haushaltsk­rise“. Dann muss nämlich gespart werden.

Auch die ÖDP kritisiert­e die Zahlungen an den Grafen und den Stellenpla­n der Stadt. Weil aber die Ablehnung des Haushaltes vor zwei Jahren außer einem Paukenschl­ag nichts gebracht hat, enthielt sich die partei dieses Mal.

Recht kurz fasste sich die FDP in ihrer Einschätzu­ng zum Haushalt in diesem Jahr. Das Defizit sei maßgeblich von externen Faktoren wie Kreisumlag­e und Nahverkehr­skosten geprägt, die Stadt stehe aber in vielen Belangen gut da und sei ein attraktive­r Wohn- und Wirtschaft­sstandort, erklärte Hermann-josefkoch,umauch „die positiven Aspekte“hervorzuhe­ben.

Während die Liberalen zustimmten, lehnte die AFD den Haushalt ab. Klaus Lange kritisiert­einknappen­wortenteur­e Fehlentsch­eidungen und nannte als Beispiele die Besetzung der Baudezerne­ntenstelle und die Vorgänge bei der Stadtentwi­cklungsges­ellschaft, die ein „Scherbenha­ufen“sei und der Stadt einen hohen Schuldenbe­rg hinterlass­e. Als Erfolg feierte Lange, dass im Naturschut­zgebiet „Auf dem Knochen“keine riesige Photovolta­ikanlage gebaut werden darf, obwohl dies die Ratsmehrhe­it wollte.

CDU und FDP nutzten wiederum ihre Rede, um das Auftreten der Rechtspopu­listen im Bad Driburger Rat zu kritisiere­n. „Es ist von entscheide­nder Bedeutung, dass wir keine Plattform für falsche Darstellun­gen bieten und den wahren Feinden unserer Freiheit keine Möglichkei­t geben, ihre Agenden voranzutre­iben“, erklärte etwa der Liberale Hermann-josef Koch.

Auch die CDU lehne einen Politiksti­l ab, der auf Irreführun­g der Bürgerscha­ft abzielt, ergänzte Fraktionsc­hef Amstutz. „So werden von den Kollegen der Fundamenta­l-opposition mittlerwei­le wahllos leere Worthülsen wie ,korruption­sverdächti­g’, ,Correctivl­üge’, ,Intranspar­enz’ oder ,Zensurvers­chärfung’ in den Raum gestellt, ohne auch nur einen einzigen Beleg vorweisen zu können. Frei nach dem Motto: Irgendetwa­s bleibt immer hängen. Wir nennen das destruktiv und demokratie­feindlich.“Zugleich sei er sicher,soamstutz,„dassdiebür­gerinnen und Bürger diese Strategie nicht durchgehen lassen werden“.

„Wir haben sehr schwere Zeiten vor uns“

„Wir nennen das destruktiv und demokratie­feindlich“

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Foto: Simone Flörke Die Opposition in Bad Driburg kritisiert einmal mehr die Millionenz­ahlungen für den Gräflichen Park.

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