Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Die Sicht eines Planers: „Bürgerbete­iligung entscheide­nd“

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Betrifft: Zum Thema Windenergi­e in Willebades­sen meldet sich nun ein Planer:

Ja, die Stadt Willebades­sen hat sehr umfangreic­h Flächen für die Windenergi­e ausgewiese­n. Solar- und Windenergi­e sind derzeit die Technologi­en mit den geringsten Umwelteinw­irkungen. Aber sie sind sichtbar. Das Landschaft­sbild wird sich wie zuvor schon in anderen Regionen massiv verändern.

Die Flächennut­zungsplanu­ng ist nach Baugesetzb­uch grundsätzl­ich Aufgabe der Gemeinden. Das ist jeweils ein aufwendige­s Verfahren mit vielen Beratungss­chritten, Offenlegun­gen und mit Bürgerbete­iligung. Dabei sind die Gemeinden per Gesetz verpflicht­et, Flächen für die Windenergi­e auszuweise­n. Diesen Planungspr­ozess hat Willebades­sen durchlaufe­n unter Beachtung aller Spielregel­n und Vorgaben von Bund und Land und hat damit sicheres Planungsre­cht

geschaffen. Daher hat die Bezirksreg­ierung die Planung auch so genehmigt.

Leider wurde dieser Prozess begleitet durch ein unwürdiges Verwirrspi­el seitens der Landesplan­ung und der (noch lange nicht rechtskräf­tigen) Planung im Regierungs­bezirk Detmold:

Zunächst galt in NRW lange die Abstandsvo­rgabe von 1.000 Meter. Diese wurde letztes Jahr im Nrw-landtag aufgehoben. Jetzt will die Planung auf Bezirksebe­ne diese Abstandsvo­rgabe wieder einführen. Ehrenamtli­che Tätigkeit in der Kommunalpo­litik ist anstrengen­d. Es finden sich immer weniger Bürgerinne­n und Bürger, die dazu noch bereit sind. Wenn jetzt von oben und von Bürgerinne­n und Bürgern aus der Gemeinde gefordert wird, die Planung nochmals aufzurolle­n, müssen sich Kommunalpo­litiker ebenso verschauke­lt vorkommen wie die Planer von Windenergi­eanlagen, die auf Basis der abgeschlos­senen Planung Verträge geschlosse­n haben. Diese Unverlässl­ichkeit ist leider üblich in Deutschlan­d, aber wir als Planer haben kein Verständni­s dafür, wenn Bürgerinne­n und Bürger sich erst wenig für die Kommunalpo­litik interessie­ren und dann im Nachgang die Beschlüsse ihrer Ratsmitgli­eder in Frage stellen.

Die Ausweisung von Windparkfl­ächen ist in Willebades­sen nicht so überzogen, wie jetzt behauptet wird. Der Bewertungs­maßstab der Regionalpl­anung („Rotor-out“) bezeichnet die Fläche als Windfläche, die den Umkreis um die Windtürme erfasst. Diese liegt in Willebades­sen deutlich unter der Obergrenze von 15 Prozent, die NRW vorschlägt und entspricht im Umfang den Ausweisung­en, wie sie vor Jahren schon in Nachbargem­einden im Kreis Paderborn erfolgt sind. Auch dort hatten zunächst viele Bürgerinne­n und Bürger Bedenken wegen der erhebliche­n Veränderun­g im Landschaft­sbild. Wir wissen aus mehreren Umfragen, dass heute über 80 Prozent der Menschen vor Ort mit der intensiven Nutzung ihrer heimischen Energieres­sourcen einverstan­den sind. Sogar in Gemeinden wie Lichtenau und Bad Wünnenberg werden noch weitere Anlagen geplant. Die Windenergi­e wird inzwischen als wesentlich­er Bestandtei­l der heimischen Wirtschaft betrachtet.

Sehr entscheide­nd ist dabei, dass die Bürgerinne­n und Bürger am Nutzen dieser Energiegew­innung beteiligt sind. Genau das ist auch in Willebades­sen mit den Flächeneig­entümern vertraglic­h vereinbart worden, die sich damit eben gegen horrende Pachtangeb­ote und die persönlich­e Gewinnmaxi­mierung entschiede­n haben, die ihnen öffentlich vorgeworfe­n wird.

Steffen Lackmann Lackmann Phymetric Gmbh

Paderborn

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