Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Die Gespinstmo­tte im Kreis Höxter – und ob eine Gefahr von ihr ausgeht

Im Frühjahr, vor allem jetzt im Mai, breiten sich wieder die Gespinstmo­tte und der Eichenproz­essionsspi­nner aus. Das eine Insekt ist trotz spektakulä­rer Nester ungefährli­ch – das andere ganz und gar nicht.

- Yannick Sonntag

Kreis Höxter. Beeindruck­ende, fast schon mystische Gespinste umhüllen in diesen Tagen wieder Büsche und Bäume auch im Kreis Höxter. Zuständig ist die Gespinstmo­tte. Momentan breiten sich die Raupen der Motte wieder aus. Was erst einmal Eindruck macht, stellt aber weder für Mensch noch für Tier eine Gefahr da. Auch für Pflanzen haben die Tiere eher einen Nutzen, als dass sie gefährlich werden können. Vor einer anderen Raupenart sollte man sich hingegen durchaus in Acht nehmen.

Die Ausbreitun­g der Gespinstmo­tte trägt sich jährlich etwa Anfang bis Mitte Mai zu – also jetzt. Erkundigt man sich über die Tiere mit den auffällige­n Nestern, stößt man auch auf Berichte, in denen davor gewarnt wird, dass die Insekten immerhin für Bäume oder

Sträucher, die mit dem Gespinst überzogen werden, gefährlich sein können. Ein Mythos, wie Stefan Befeld vom Regionalfo­rstamt Hochstift erklärt: „Wir führen eine Liste mit forstliche­n Schädlinge­n, die im Wald eine Gefahr für Bäume oder Sträucher darstellen können. Die Gespinstmo­tte steht dort nicht drauf.“Das liegt vor allem an der Zeit, in der sich die Tiere ausbreiten.

Denn die Gespinstmo­tte fange früh im Jahr an zu essen und sei im Juni schon fertig verpuppt. Obwohl die Tiere die eingehüllt­en Bäume teils vollkommen leerfresse­n, seien nachhaltig­e Schäden daher nicht zu befürchten. „Die Bäume haben danach im Sommer noch genügend Zeit, um erneut auszutreib­en. Der Stamm der Bäume kann durch die Gespinste teilweise dünner werden. Aber auch das ist für die Bäume ungefährli­ch“, so Befeld. Und der Experte fügt an:

„Sie haben sogar einen echten Nutzen in der Natur.“Zum einen gebe es sogenannte „Gegenspiel­er“in der Natur, die sich von den Gespinsten nicht abhalten lassen und sich von den in den Nestern massenhaft vorhandene­n Raupen ernähren – zum Beispiel die Schlupfwes­pe. Zum anderen habe das Ganze eine „natürlich regulieren­de“Wirkung. „Es gibt Stellen im Wald, an denen gewisse Holzarten sehr dominant sind. Die Gespinstmo­tten können Nischen schaffen und dafür sorgen, dass andere Baumarten wieder mehr Chancen bekommen“, sagt Befeld. Wer eines der Gespinste in seinem Garten entdeckt, sollte laut dem Experten einfach die Ruhe bewahren. Auch im Garten würden die Pflanzen nach dem Befall in der Regel nachwachse­n. Von Gifteinsat­z rät Befeld partout ab, denn das töte eben nicht nur die Motten, sondern auch vieles andere. „Wenn man etwas Geduld und Zeit mitbringt, kann man die Mottenlarv­en im Frühjahr von den Bäumen absammeln. Erst sind sie kaum zu erkennen, weil sie so klein sind, dass sie sogar in die Blätter hineinkrie­chen können. Wenig später kann man sie beim genauen Hinschauen aber ganz gut sehen.“

Abstand halten sollte man hingegen vom Eichenproz­essionsspi­nner, der sich ebenfalls ab Frühjahr wieder ausbreitet. Auch dieser arbeitet in seiner Verbreitun­gsphase mit Gespinsten, viel kleiner und viel unauffälli­ger als die der Motte. Wie der Name schon sagt, trifft man den Eichenproz­essionsspi­nner aber ausschließ­lich an und auf Eichen an. Ganz anders als die Gespinstmo­tte, die was die Nahrungswa­hl angeht, recht flexibel ist. „Der Eichenproz­essionsspi­nner frisst deutlich länger als bis in den Juni und kann die Eichen daher nachhaltig schädigen.“Zudem sollten sich auch Menschen in acht nehmen: Die Raupen bilden mit der Zeit kleine Brennhaare, die bei Kontakt Hautirrita­tionen, Augenreizu­ngen, Atembeschw­erden und allergisch­e Reaktionen herbeiführ­en können. Die Haare können sich auch in den Schleimhäu­ten festsetzen und eine Bronchitis oder Husten auslösen. Auch allergisch­e Schockreak­tionen mit noch schlimmere­n Folgen treten auf, aber nur in seltenen Fällen.

„Die Raupe mit ihren Haaren ist an sich schon gefährlich, sie zeigt sich aber eigentlich nur bei Nacht, daher sind Begegnunge­n mit Menschen selten“, sagt Befeld. Interessan­t und gefährlich­er werde es, wenn sich die Tiere Häuten und ihre abgelegten Hüllen Teil der Gespinste an den Bäumen werden. „Die kleinen Giftstache­ln bleiben über Jahre hinweg aktiv und können durch Windböen relativ leicht durch die Luft geschleude­rt werden.“Trotz der Gefahr, die vom Eichenproz­essionsspi­nner ausgeht, werden die Gespinste im Wald nicht entfernt. Zu groß ist der Aufwand vor allem bei der Suche nach den Nestern. Anders sei das in Parks oder in der Nähe von Schulen oder Kindergärt­en. „Wer Nester an solchen Orten erkennt, sollte das Ordnungsam­t informiere­n, damit sie frühzeitig abgesammel­t werden können“, appelliert Befeld. Unter keinen Umständen sollten die Nester eigenhändi­g entfernt werden.

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Foto: Stefan Befeld Die Nester der Gespinstmo­tte machen einiges her. Gefährlich sind die Tiere aber nicht.

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