Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
Isaak ist bereit für das große Finale
Die ganze Woche ist für den Espelkamper durchgetaktet. Im Gespräch erzählt er, wie es ihm damit geht. In der großen Probe am Freitag vor dem Finalsamstag hat er sein Können gezeigt.
Malmö.„wenn mir jemand sagt, es ist vier Uhr morgens, glaube ich das“, sagt Isaak Guderian. „Ich habe gar kein Zeitgefühl mehr.“Der Espelkamper ist seit dem 1. Mai in Malmö, wo in diesen Tagen der Eurovision Song Contest ausgetragen wird. Und vielleicht ist es diese Aussage, tatsächlich ausgesprochen am Donnerstagmittag, die seine Reise am besten zusammenfasst. Seit seiner Ankunft hetzt er von einem Termin zum nächsten.
Am Dienstag präsentiert er sich als Vertreter Deutschlands erstmals einem Weltpublikum, als er beim ersten Vorentscheid auftritt und sein Lied „Always on the Run“performt. Am Mittwoch trifft er Fans auf dem Dach eines Shopping-centers, am Donnerstag tritt er mehrfach in Malmö auf. Dazwischen: Interviews, Vorbereitungen für die große Show, Proben, noch mehr Interviews.
Zeit für persönliche Momente bleibt kaum. Doch es gibt sie. Zum Beispiel, als ein Fan bei der Fragestunde auf dem Shopping-center wissen möchte, warum Isaak bei seiner Performance eine Feuertonne auf der Bühne hat. „Das Feuer auf der Bühne repräsentiert mich, wie ich alles um mich herum zerstöre. Erst wird das Feuer einfach größer und dann verschwindet es.“Vor seiner Abreise hatte der 29-Jährige im Interview dieser Redaktion bereits von seiner besonderen Gabe erzählt: „Ich habe so einen Hyperfokus, in dem ich mich immer verliere, wenn ich kreative Sachen schaffe“.
Am Donnerstag, es sind noch zwei Tage bis zum großen Finale, tritt Isaak im knapp drei Kilometer vom Stadtzentrum entfernten European Village auf – die offizielle Fanzone des Events. Der Weg dorthin ist von bunten Bannern und Fahnen gesäumt, aber auch von politischen Symbolen wie Palästinafahnen. Im zweiten Vorfinale am Donnerstagabend ist auch der umstrittene Beitrag Israels dabei.
Die Sängerin Eden Golan tritt mit ihrem Song „Hurricane“an – und kommt ins Finale.
Vor der Malmö Arena versammeln sich an dem Abend Tausende Menschen, um gegen Israels Teilnahme an dem Gesangswettbewerb zu protestieren. Auch in der Stadt und am Eurovision Village wird demonstriert. Laut Polizei sind mehr als 10.000 Menschen friedlich unterwegs, um das israelische Vorgehen im Gazastreifen zu kritisieren.
Während der Demonstrationen tritt Isaak erst auf der Bühne im Park auf und dann im Fan-café. Viel bekomme er davon aber nicht mit, sagt er. „Von dem Geschehen in der Stadt bin ich sehr abgeschirmt.“
Auf der Bühne wird er auch auf seine Heimat angesprochen und erzählt, warum er so gerne in Espelkamp wohnt: unter anderem wegen der zentralen Lage in Deutschland. Er schätze das ruhige, ländliche Leben – das hat er in vielen Interviews betont. Nur ist das mit der Ruhe in Malmö in diesen Tagen besonders schwer. Immerhin: Das zweite Vorfinale am Donnerstagabend guckt er sich im Hotel an und lässt sich dabei die Nägel machen – in Ruhe, wie er im Fancafé erzählt.
Mark Kuta und Nina Spiekerkötter aus Bielefeld und Steinhagen im Kreis Gütersloh sitzen in diesem Moment im Publikum. „Beim israelischen Beitrag ist uns schon ein Wechsel der Stimmung aufgefallen“, sagen sie auf die Lage in der Halle angesprochen. Ansonsten sei die Stimmung „in der Arena atemberaubend“gewesen. „Es war sehr schön zu sehen, wie die Arena beziehungsweise die große Bühne in echt aussah und dass so viele ESC-FANS aus der ganzen Welt in Malmö zusammengekommen sind.“
Auch beim Familienfinale am Samstagmittag werden sie wieder im Publikum sitzen und Isaak Guderian die Daumen drücken. „Wir freuen uns besonders, den deutschen Act endlich live zu sehen“, sagt Spiekerkötter. Und Kuta ergänzt: „Wir hoffen, dass Deutschland nicht auf dem letzten Platz landet“
Mit neuen Nägeln und dem gleichen schwarzen Outfit wie bei seinem Auftritt am Dienstag performt Guderian am Freitagnachmittag vor Vertretern der Presse auf der großen Esc-bühne. Wieder mit dabei: der Stuhl und die Feuertonne. Die Feuersäulen rund um die Bühne strahlen auch ins Publikum starke Hitze ab. Vor dem Juryfinale am Abend steht noch eine Pressekonferenz an.
Am Samstag ist es dann endlich so weit: Guderian tritt mittags im Familienfinale und dann am Abend im richtigen Finale gegen 25 Länder um den Pokal an. „Ich wollte von Anfang an gewinnen. Ich reiße mir den Arsch auf, um das beste Ergebnis zu erzielen“, erzählt er. Aufgeregt sei er aber bislang nicht und er habe auch keine Angst vor dem Scheitern. Bei den Auftritten auf der Escbühne sei inzwischen jeder Schritt geplant, erzählt Guderian. Darüber müsse er nicht mehr nachdenken und könne sich nur auf den Gesang konzentrieren. Einen Glücksbringer habe er auch dabei: „Von meinem Sohn habe ich Gitarrenmusiksocken bekommen.“