Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Gras wird gemäht: Aufwuchs ist gut gewachsen

In den kommenden Tagen sind im Kreis Höxter wieder vermehrt Trecker unterwegs, um das Gras zu mähen und wenige Tage später zu verladen. Dabei achten die Bauern auch darauf, Wildtiere nicht zu gefährden.

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Die Landwirte sind derzeit mit Treckern und Erntemasch­inen zu sehen. Das Gras wird gemäht und als Wintervorr­at für die Kühe und Rinder eingefahre­n. „Dieser erste Schnitt im Jahr enthält die meisten Nährstoffe“, so Antonius Tillmann, Vorsitzend­er des Landwirtsc­haftlichen Kreisverba­ndes Höxter. Das frische Grün sei optimal. „Das Gras ist gut gewachsen“, erläutert der Vorsitzend­e. Grünland brauche Wasser, also Feuchtigke­it. Daher sei der Regen in diesem Jahr gut für die Wiesen und Weiden gewesen.

Milchsäure­gärung wie bei Sauerkraut

Das gemähte Gras bleibt ein bis zwei Tage lang zum Antrocknen liegen. Dann wird es mit dem Ladewagen oder dem Feldhäcksl­er aufgenomme­n und zum Fahrsilo transporti­ert, dort aufgeschic­htet, verdichtet und mit einer Folie luftdicht abgedeckt. Weniger große Mengen werden auch in Rundballen oder Vierkantba­llen gepresst und mit einem Wickelgerä­t in Folie eingewicke­lt. „Luftdicht verpackt ist die Silage haltbar“, berichtet der Landwirtev­orsitzende. „Abgeschlos­sen von der Luft läuft der Gärungspro­zess ab, die Milchsäure­gärung wie beim Sauerkraut.“Kleinste Lebewesen, die Milchsäure­bakterien, sind aktiv und machen das Gras „sauer“und dadurch lange haltbar.

Bauern achten dabei auch auf Wildtiere

Jetzt im Frühjahr ist hohes Gras ein gutes Versteck für Wildtiere. „Effektiver Wildtiersc­hutz beginnt bereits vor der Mahd“, erklärt Milchbauer Tillmann. Verschiede­ne Maßnahmen hätten sich bewährt. In der Regel wissen Landwirte, in welchen Wiesen man häufiger Rehe findet. Oft helfendieö­rtlichenjä­germitihre­n Hunden. Sie gehen durch die Wiese und suchen sie nach Rehkitzen ab. Wird ein Jungtier gefunden, wird es aus der Wiese heraustrag­en. Hierbei wird darauf geachtet, dass ein Kitz nicht angefasst wird. Denn es könnte den Menschenge­ruch annehmen und so von der Mutter verstoßen werden.

„Deshalb wird es mit Handschuhe­n und ganz viel Gras aus der Wiese getragen“, schildert der Vorsitzend­e. Da Kitze in den ersten Wochen aber noch keinen Eigengeruc­h haben, ist es für Hunde recht schwer, sie zu finden. Deshalb greifen Landwirte meistens noch zu anderen Maßnahmen. Am Abend vor der Mahd stellen sie Scheuchen in der Wiese auf, am besten welche, die man sieht und die Geräusche machen. Das können zum Beispiel sein: im Wind raschelnde Säcke, die über Holzpfähle gestreift sind oder Flatterbän­der

an Stöcken. Auch elektronis­che Wildscheuc­hen haben sich im Praxiseins­atz bewährt. „Durch die Veränderun­g der Umgebung wird die Rehmutter, die Ricke, verunsiche­rt und führt ihr Junges aus der Wiese heraus“, erklärt Tillmann.

Akustische Wildtierre­tter im Einsatz

Wenn von Trecker oder Mähwerk ein seltsamer Pfeifton zu hören ist, hat auch dies seinen Grund: Durch ein akustische­s Wildwarnsy­stem wird das Mähen vom innen nach außen unterstütz­t. „Den Wildtieren wird durch das Mähen der Grünfläche von der Mitte zum Rand ein Fluchtweg geboten“, erzählt der Vorsitzend­e.

Drohnen mit Wärmebildk­amera

Seit Jahren werden zunehmend Drohnen mit Wärmebildk­amera eingesetzt. Hier wird am Tag der Mahd in aller Frühe die Wiese abgeflogen. Die Wärmebildk­amera erkennt die Jungtiere, da die Körpertemp­eratur höher ist als die Umgebungst­emperatur. „Uns istderwild­tierschutz­einherzanl­iegen“, beschreibt Tillmann. „Um die Tiere bestmöglic­h zu schützen, arbeiten Bauern, Jäger und Lohnuntern­ehmer eng zusammen.

 ?? Fotos: Frank Meise ?? Wildrettun­g mit Drohne zum Schutz der Jungtiere: Am Tag der Mahd wird morgens in aller Frühe die Wiese mit der Drohne abgeflogen. Die Wärmebildk­amera erkennt dann Tiere, da die Körpertemp­eratur höher ist als die Umgebungst­emperatur.
Fotos: Frank Meise Wildrettun­g mit Drohne zum Schutz der Jungtiere: Am Tag der Mahd wird morgens in aller Frühe die Wiese mit der Drohne abgeflogen. Die Wärmebildk­amera erkennt dann Tiere, da die Körpertemp­eratur höher ist als die Umgebungst­emperatur.
 ?? ?? Fasanenkük­en, die morgens mit der Drohnentec­hnik entdeckt wurden. Viele Jägerschaf­ten oder Hegeringe verfügen über Drohnentea­ms, die zur Wildtiersu­che eingesetzt werden.
Fasanenkük­en, die morgens mit der Drohnentec­hnik entdeckt wurden. Viele Jägerschaf­ten oder Hegeringe verfügen über Drohnentea­ms, die zur Wildtiersu­che eingesetzt werden.
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Die erste Frühjahrsm­ahd fällt mit der Brut- und Setzzeit vieler Wildtiere zusammen. Um die Tiere bestmöglic­h zu schützen, arbeiten Bauern, Jäger und Lohnuntern­ehmer eng zusammen.

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