Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

CDU eskaliert im Haushaltss­treit in Höxter

Mit erneuten massiven Vorwürfen gegen Bürgermeis­ter geht Unionsfrak­tionschef Günther Ludwig in die Öffentlich­keit. Daniel Hartmann wehrt sich mit sehr deutlichen Worten.

- David Schellenbe­rg

Höxter. „Fassungslo­s“sei er, sagt Höxters Bürgermeis­ter Daniel Hartmann im Gespräch mit der „Neuen Westfälisc­hen“. Die neueste öffentlich­e Verlautbar­ung der Cdufraktio­n zum städtische­n Haushaltsp­lan mache ihn sprachlos, fügt der Verwaltung­schef an, bevor er sie Zeile für Zeile durchgeht. Vieles sei falsch dargestell­t oder schlicht gelogen. Hartmann sieht in dem Unionsstat­ement den Versuch, ihn als Bürgermeis­ter öffentlich zu diskrediti­eren.

Auch Spd-fraktionsc­hef Günter Wittmann spricht von einer „Ungeheuerl­ichkeit“und einem „Imageschad­en für die Stadt“. Es müsse jetzt dringend verhindert werden, dass noch mehr Porzellan zerschlage­n werde. Aber der Reihe nach:

Das Grundprobl­em aus Sicht der CDU ist, dass Höxter als einzige Stadt im Kreis Höxter immer noch keinen gültigen Haushaltsp­lan hat. Dabei waren es die Parteien selbst, die die Beratung des Etats im April von der Tagesordnu­ng im Bauausschu­ss genommen hatten und damit eine Beschlussf­assung im Rat verhindert­en. Angesichts eines Defizits von mehr als neun Millionen Euro sahen sie noch deutlichen Beratungsb­edarf, welcheposi­tionengekü­rztoder noch gestrichen werden können.

Die Union selbst schildert die Entwicklun­g mit diesen Worten: „Kurz vor der geplanten Verabschie­dung des Haushalts kam in den Reihen derratsfra­ktionenunr­uheauf. Es drohte Unheil, der Haushalt könnte keine Mehrheit finden. Auf Initiative der UWG kameszuein­eminternen­interfrakt­ionellen Fraktionst­reffen. Hier stellte sich raus, dass unter den gegebenen Umständen dieser Haushalt keine Mehrheit findet.“

Cdu-fraktionsc­hef Günther Ludwig habe der Verschiebu­ng der Haushaltsv­erabschied­ung bei einem informelle­n Treffen der Fraktionen zugestimmt, berichtet sein Spd-kollege Günter Wittmann gegenüber der „NW“. Er betont: „Die Verwaltung hat einen völlig gesetzesko­nformen Haushaltse­ntwurf eingebrach­t.“Die Beratungsw­ünsche seien von den Parteien gekommen. Auch mit dem Wunsch, diese recht kurzfristi­g beginnen zu lassen, damit Höxter zeitnah einen Haushaltve­rabschiede­nkönne.deshalb lud Bürgermeis­ter Daniel Hartmann schon zwei Tage nach der Finanzauss­chusssitzu­ng zu einem nichtöffen­tlichen Treffen ein, an dem auch sehr viele Ratsmitgli­eder teilnahmen.

Die CDU versucht im Nachgang, daraus einen Vorwurf zu konstruier­en, wie in ihrem neuesten Statement zu lesen ist: „In dieser Sitzung des Hauptund Finanzauss­chusses ergriff Bürgermeis­ter Hartmann dann zur großen Überraschu­ng des Anwesenden unter dem Tagesordnu­ngspunkt ,Berichte des Bürgermeis­ters’ das Wort und las belehrend vor, wonach er alles richtig vorbereite­t habe und nun der Rat die Verantwort­ung für alles Weitere trage. Ebenfalls in dieser Sitzung lud er ungewöhnli­ch kurzfristi­g zwei Tage später alle Ratsmitgli­eder zu einer Informatio­nsveransta­ltung ins Rathaus ein. Diese fand auf Anweisung des Bürgermeis­ters nichtöffen­tlich statt und hat bis heute weder ein Ergebnis geliefert noch sind weitere Schritte mit den Fraktionen kommunizie­rt worden.“

Besonders auf diese Zeilen reagiert Daniel Hartmann besonders verärgert. Dass ein Bürgermeis­ter unter dem Punkt „Berichte des Bürgermeis­ters“das Wort ergreift, sollte für die CDU keine große Überraschu­ng sein, so der Verwaltung­schef. Das sei Sinn dieses Tagesordnu­ngspunktes. Hartmann hatte dazu eine längere Mitteilung des Städte- und Gemeindebu­ndes vorgetrage­n, der noch einmal die Verantwort­ung für den Haushalt klar und eindeutig dem Rat zuweist.

Er habe aber niemals gesagt, er habe alles richtig gemacht, unterstrei­cht er im „Nw“-gespräch. Das sei schlicht gelogen. Tatsächlic­h sind im Wortlaut-protokoll diese Worte nicht zu finden. Ebenfallss­timmenicht,dassbis heute keine weiteren Schritte eingeleite­t worden seien. Vielmehr sei man sich in der informelle­n Sitzung einig gewesen, dass zwei inhaltlich­e Arbeitsgru­ppen gebildet werden sollen. Eine, die die geplanten Investitio­nen durchforst­et,undeinezwe­ite,diesich mit den freiwillig­en Leistungen der Stadt beschäftig­t, zu denen unter anderem die Unterhaltu­ng von Freibad und Schwimmbad, aber auch der Sportplätz­e und der Musikschul­e zählen. Diese Treffen wurden auf den 22. und 23. Mai datiert. Das bestätigt Günter Wittmann.

Deshalb, so Hartmann weiter, sei eine Verabschie­dung des Haushaltes im Mai nicht möglich gewesen. Und weil die Beratungen von Stellenpla­n und Haushalt die einzigen Punkte in der jüngsten Finanzauss­chusssitzu­ng gewesen wären, hat er sie gestrichen. „Es gibt schlicht nichts zu beraten.“

Beidercduh­ingegenkli­ngt es so: „Dass der Bürgermeis­ter nun auch noch den Hauptund Finanzauss­chuss hat ausfallen lassen, in dem über die Probleme des Haushalts hätte gesprochen werden können, schlägtdem­fassdenbod­enaus und lässt auch die Cdu-fraktion ziemlich ratlos zurück,“so Günther Ludwig. Und scharf fügt er hinzu: „Durch ziemlich anmaßende Belehrunge­n und Nichtstun kommen wir in der Sache nicht weiter.“Auf mehrmalige „Nw“-nachfrage, wie denn die konkreten Sparvorsch­läge der CDU aussehen, antwortete Ludwig nicht. Auch der Hinweis, dass die Höxteraner sicherlich gern wüssten, wo die CDU gern sparen würde, ließ ihn nicht konkreter werden. Es sei mit der Pressemitt­eilung alles gesagt.

Vom Bürgermeis­ter forderten Ludwig und weitere Fraktionsv­ertreter hingegen schon Ende Februar eine „Giftliste“, wie sie es nannten, in der er Streichvor­schläge machen sollte. Hartmann lehnte das Ansinnen mit dem Verweis ab, dass er schon rein rechtlich vom Rat beschlosse­ne Projekte nicht einfach streichen dürfe. Dies sei Aufgabe des Rates.

Die CDU wiederum nimmt dies zum Anlass und stellt sich nach eigenen Angaben nun die Frage: „Ist Bürgermeis­ter Daniel Hartmann noch Herr der Lage oder ist er mit seinem Amt überforder­t? – Der vorgestell­te Haushaltsp­lan 2024 und die darin enthaltene­n Finanzplan­ungen für die kommenden Jahre führen dazu, dass die Stadt Höxter spätestens 2027 pleite ist. Deshalb fordern wir Bürgermeis­ter Daniel Hartmann erneut auf, Einsparvor­schläge einzubring­en, über welche der Rat anschließe­nd entscheide­n kann, um endlich die dringend notwendige Konsolidie­rung des städtische­n Haushaltes einzuleite­n“.

Es folgen Sätze, die Ludwig in einer zweiten Version der Pressemitt­eilung gestrichen hat, die aber bemerkensw­ert sind, weil sie das Selbstvers­tändnis des Rates in Frage stellen und der Verwaltung mangelnde Hilfe unterstell­en: „Natürlich verabschie­det der Rat den Haushalt. Die Vorschläge und auch Zuarbeit zu Sparvorsch­lägen müssen mit Unterstütz­ung der Profis aus der Verwaltung erfolgen. Das ist allein von den ehrenamtli­ch tätigen Ratspoliti­kern nicht zu leisten.“

Der Haushalt soll in Höxter nun erst Ende Juni verabschie­det werden. Für Bürgermeis­ter Hartmann aus praktische­r Sicht kein Problem, denn in der vorläufige­n Haushaltsf­ührung darf die Stadt angefangen­e Projekte fortführen und Pflichtauf­gaben erfüllen. „Damit haben wir sehr gut zu tun“, sagt Hartmann. Neue Projekte hingegen liegen auf Eis. Deswegen hatte Hartmann mit Blick auf den nicht beschlosse­nen Haushalt auch gesagt „Mehr Geld als in dieser Situation können wir nicht sparen.“Ein Satz, den die CDU „empörend“findet. Hartmann bleibt aber dabei, dass er faktisch wahr sei.

Für den Sozialdemo­kraten Günter Wittmann ist der Haushaltss­treit mehr als problemati­sch. Denn am Ende müsse der Rat einen Etat beschließe­n. Es gelte jetzt, nicht noch mehr Porzellan zu zerschlage­n, sondern die Wogen wieder zu glätten. In der zugespitzt­en Situation in Höxter aktuell nur schwer vorstellba­r. Vielleicht kann Wittmann seine Unionskoll­egen mit ihrem eigenen Schlusswor­t überzeugen. Denn die CDU schreibt abschließe­nd:„diecdu-fraktion wünscht sich ein konsequent­es, transparen­tes und konstrukti­ves Agieren in den Finanzfrag­en, um Höxter eine zukunftsfä­hige Perspektiv­e zu geben und nicht nur kurzfristi­g auf die nächste Wahl zu schauen.“

„Durch anmaßende Belehrunge­n und Nichtstun kommen wir in der Sache nicht weiter.“

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Foto: Morschy/pixabay Höxter fehlen im Etat fast neun Millionen Euro.die CDU kritisiert, dass der Haushalt nicht verabschie­det wird. Dabei waren es alle Parteien gemeinsam, die sich mehr Zeit für die Erarbeitun­g für Sparvorsch­läge erbeten haben.

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