Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung

Öko-papst stärkt Nationalpa­rk-pläne

Klaus Töpfers „Ossikumpel“Michael Succow ist eine Ikone der Naturschut­zbewegung in den Neuen Ländern. Beim Besuch unterstütz­t er das Engagement für einen Egge-nationalpa­rk.

- Burkhard Battran

Kreis Höxter/eversen . Dem früheren Umweltmini­ster Klaus Töpfer (85) aus Höxter muss man nicht erklären, wer Michael Succow (83) ist. „Wir sind Weggefährt­en im Schutz um die Schöpfung“, würde er womöglich sagen. „Klaus Töpfer hat mich in meinem Werdegang sehr geprägt und nur seinetwege­n bin ich in die Politik gegangen“, sagte Succow beim Besuch im Kreis Höxter in Eversen.

Töpfer wäre sicher auch gerne gekommen, um seinen alten Weggefährt­en zu treffen. Wahrschein­lich hat er nicht gewusst, dass Succow ausgerechn­et jetzt im Kreis Höxter war. „Es ist auch eine sehr kurzfristi­ge Aktion, die wir innerhalb von einer halben Stunde geplant haben“, sagt Nachhaltig­keitsautor­in Tanja Busse (53) aus Eversen.

Der Biologe Michael Succow ist Vater zahlreiche­r Nationalpa­rks in Europa und Asien und Träger des alternativ­en Nobelpreis­es. In seiner Heimat Mecklenbur­g-vorpommern hat er drei Nationalpa­rks auf den Weg gebracht. „Wir haben bei uns die Bayern im Tourismus längst überholt, aber das haben wir nur geschafft, weil wir mit unseren Nationalpa­rks Aushängesc­hilder geschaffen haben und wer einmal diese Natur erlebt hat, kommt immer wieder“, sagte Succow in seinem Vortrag in Eversen. Succow kennt die Region.

Schon vor 20 Jahren hat er die Pläne für einen Senne-nationalpa­rk begrüßt. „Das ist eine einzigarti­ge von Kunstdünge­r vollständi­g unberührte Kulturland­schaft, die zusammen mit der Waldregion der Egge ein großartige­s Nationalpa­rk-konzept ergeben hätte“, sagte Succow. Wegen der veränderte­n Sicherheit­slage bestehen die Briten jedoch darauf, die Senne als Truppenübu­ngsplatz zu nutzen.

Das ist für Succow kein Grund, auf die Egge als Nationalpa­rk zu verzichten. „Ein Nationalpa­rk ist ein Generation­enprojekt, das wir heute schaffen und wofür uns unsere Kindeskind­er dankbar sein werden“, betonte Succow. Wer weiß, was in 20 oder 30 Jahren ist. Vielleicht ergibt sich später die Möglichkei­t, die Senne an den Egge-nationalpa­rk anzuschlie­ßen, ist Succow optimistis­ch.

Er war direkt zuvor in Lippspring­e zu Gast. Auch dort hatte er „eine sehr klare Botschaft“. Die Natur werde immer knapper, insbesonde­re der Wald in öffentlich­em Besitz wie in der Egge. Succow: „Dieser muss dem Gemeinwohl dienen“. Seine Hauptsorge gilt neben den Wäldern dem Wasser. „Wir brauchen Räume, die Grundwasse­r bilden“, forderte er. Die schweren Geräte, die tiefe Furchen aufreißen würden, sorgten für einen Abfluss der Niederschl­äge, Nadelbäume verdunstet­en das gesamte Jahr über das kostbare Nass: „Ein Drittel der Grundwasse­rbildung fällt so weg“, erklärte Succow. Inmitten des Klimawande­ls benötige man Buchen zur Kühlung. „In Großstädte­n wie Berlin wird Trinkwasse­r zum kostbarste­n Gut“, machte er klar. „Ihr könnt so eine Landschaft schaffen“, sagte Succow. „Es ist wichtig, in Eurem Bundesland besonders die Menschen mit Kindern aufzukläre­n“und sich ein Stück Natur zu sichern. „Die Forstlobby will aber Holz verkaufen und dicke Hirsche züchten in Jagdbordel­len. Das sind Perversion­en, die wir uns nicht mehr leisten können“, lässt sich Succow zitieren. „Der Natur auf die Sprünge helfen, das ist unsere Aufgabe und nicht die der Forstbaums­chulen“.

Succow hatte sich auf Betreiben von Klaus Töpfer 1990 zur Volkskamme­rwahl aufstellen lassen und wurde erster frei gewählter stellvertr­etender Ddr-umweltmini­ster. „Man muss wissen, dass es in der alten DDR nur zwei Funktionär­e für Umweltfrag­en gab und die aber nie kritisch in Erscheinun­g getreten sind“, sagte Succow. Das wurde nun anders. Auf sein Betreiben hin wurde bereits wenige Monate später ein Nationalpa­rk-programm beschlosse­n, mit dem sieben Prozent der Fläche der DDR als Nationalpa­rk oder Biosphären­reservat unter strengen Naturschut­z gestellt wurden. Zu dieser Zeit war Klaus Töpfer bereits Exekutivdi­rektor des Umweltprog­ramms der Vereinten Nationen. Succow wechselte nach der Auflösung der Volkskamme­r als Professor an die Berliner Technische Universitä­t. Gleichzeit­ig arbeitete er in Zentral- und Ostasien, um dort im Auftrag der UNESCO Naturschut­zgroßproje­kte zu initiieren. Für sein naturschut­zfachliche­s Engagement war er 1997 mit dem alternativ­en Nobelpreis ausgezeich­net worden.

„Ein Nationalpa­rk ist etwas, wofür uns unsere Kindeskind­er dankbar sein werden“

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Referent Michael Succow, Gastgeber Anton Freitag und Moderatori­n Tanja Busse vor dem Dorfgemein­schaftshau­s.
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Fotos: Burkhard Battran Deutliche Worte: Michael Succow bei seinem Vortrag in Eversen.

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