Neue Westfälische - Höxtersche Kreiszeitung
Ein Festival mit beeindruckender Strahlkraft
Die 26. Auflage des Musikfestival Orange Blossom Special wird zur Herzensangelegenheit. Die Bands zeigen sich ausnahmslos begeistert von der Atmosphäre im Glitterhouse-garten.
Beverungen.
Als am späten Sonntagabend Sänger Rob Goodwins von The Slow Show den Hit Bloodline anstimmte, seine tiefe Stimme das gesamte Publikum fesselte, da einte wohl alle Festivalbesucher nur ein Gedanke: Warum muss das Orange Blossom Special denn schon vorbei sein? Nach drei Tagen sorgte die Band aus Manchester für einen magischen Abschluss des Musikfestivals in Beverungen. Wie jede Band an dem Wochenende wurde auch The Slow Show frenetisch vom Publikum für ihren Auftritt im Glitterhouse-garten gefeiert.
Zum Festivalabschluss durfte sich das Obs-publikum schließlich einmal selbst beklatschen. Denn es zieht sich wie ein roter Faden durch das Festival, dass man glückselige Musiker und Musikerinnen sieht, wenn sie die Bühne verlassen. Glückselig, weil sie in Beverungen auf ein Publikum treffen, das ihnen eine Stunde lang zuhört, mitsingt und tanzt. Auch für OBS-CHEF Rembert Stiewe ist dies ein schwer zu erklärendes, und jedes Jahr wiederkehrendes Phänomen, wenn zwischen Künstlern und Publikum diese Symbiose entsteht. Die Strahlkraft des OBS ist beeindruckend. „Es passiert etwas magisches hier. Das Obs-publikum ist einfach anders“, bedankte sich der Festivalmacher bei über 3.000 Musikfans, die wieder aus ganz Deutschland angereist waren.
Aber natürlich tragen auch Stiewe und seine Crew maßgeblich zu dieser besonderen Stimmung bei. Die Art, wie sie dieses dreitägige Festival organisieren, scheint auf die Besucher abzufärben. Und ihre Ideen kommen an. So stehen zum Beispiel am „frühen“Sonntagmittag schon wieder über 2.000 Menschen auf dem Festivalgelände und warten gespannt auf die Überraschungsband.
Und wer es dieses Jahr nicht geschafft hat, rechtzeitig aus dem Zelt zu kriechen, der hat einen denkwürdigen Obsauftritt von Alex Henry Foster und seiner Band verpasst. Die Kanadier kreierten auf der
Alex Henry Foster ließ sich mehrere Minuten auf den Händen der Fans tragen.
Stina Holmquist spielte Indie-folk-pop. feinfühligen
Bühne intensive und brachiale Soundwelten. Die Spielfreude der Musiker war ergreifend. Die Texte sind dabei ein Appell für die Musik, für die Liebe und den Zusammenhalt. „We are family, we are community. We have to save us, this is fragile“sang Foster, ehe er sich dann minutenlang beim Crowdsurfing“auf den Händen des Publikums hat tragen lassen.
Foster genoss das epische Bad in der Menge. Sicherlich auch, weil er dem Tod vor
Völlig durchnässt, aber nicht vom Regen. Iedereen zeigte eine enorme Bühnenpräsenz.
einem Jahr ins Auge blickte. Nur eine mehrstündige NOTOP am Herzen rettete ihm schließlich das Leben. Davon war bei der Show in Beverungen aber nichts mehr zu spüren. Das Festival-motto „Herzensangelegenheit“bekam aber durch diesen Auftritt noch einmal eine ganz neue Bedeutung.
Die Veranstalter konnten den Gästen in diesem Jahr wieder eine Mischung aus Geheim-tipps und Szenegrößen präsentieren. So gaben sich
neben The Slow Show auch Muff Potter, Iedereen, Catt und die großartige Brockhoff die Ehre, um auf der Bühne für Stimmung zu sorgen. Ein Highlight war zudem auch der Auftritt der Indie-punk Band Guurriers aus Irland, die für eine pulsierende Stimmung sorgte.
Am Samstagnachmittag und am Sonntagnachmittag passierte dann, was zum OBS gefühlt irgendwie dazu gehört: Es regnete, und zwar ziemlich ordentlich.
Der Regen am Samstag und Sonntag brachte das Publikum nicht aus der Ruhe. Auch bei der Lesung mit Dirk Gieselmann nicht.
Dabei wurde das Festivalgelände in Beverungen so sehr unter Wasser gesetzt, dass in manchen Bereichen – vor allem bei den Sitzmöglichkeiten und Imbissständen – die Fläche ausgebessert werden musste. Dazu wurde mit einem Radlader Schotter herangekarrt, den Helferinnen und Helfer dann mit Schüppen und Harken verteilten. Musiker und Publikum ließen sich davon aber überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Ganz im Gegenteil. So gab es unter anderem
tolle Regenkonzerte von Annie Taylor und Marlo Grosshardt.
Zu seiner Bandauswahl sagte Stiewe: „Ich möchte kein Allerweltsbuffet präsentieren, sonder dem Publikum viele Spezialitäten aufs Buffet legen, damit sie Lust bekommen, alles auszuprobieren.“Es scheint ihm wieder gelungen zu sein.