Neue Westfälische - Löhner Nachrichten

Achim Post nimmt Rolf Mützenich in Schutz

Beim politische­n Frühstück der heimischen SPD im Alten Wartesaal spricht der Landeschef viel über den Ukraine-krieg, aber auch über andere Themen.

- Felix Eisele

Löhne. Dass ein Spd-landesvors­itzender außerhalb des Ruhrgebiet­s in einer „Herzkammer der Sozialdemo­kratie“begrüßt wird, kommt wohl eher selten vor. Beim politische­n Frühstück der Löhner SPD am Sonntag im Alten Wartesaal aber räumte Achim Post durchaus ein, dass an den von Christian Antl gewählten Worten „schon etwas dran ist“. Der oft beschworen­e Schultersc­hluss der Genossen war damit schon einmal bemüht. Und er sollte im Laufe des Vormittags noch einmal verstärkt werden.

Drei Themen hatte der Espelkampe­r Post mit nach Löhne gebracht, die ihm aktuell am Herzen liegen. Das wahrschein­lich umfangreic­hste stelle dabei die Debatte um

Krieg und Frieden da. „Bei den Koalitions­verhandlun­gen haben wir uns einen Krieg vor den Türen der EU im Traum nicht ausgemalt“, sagte Post. Entspreche­nd kalt sei man schließlic­h vom russischen Angriff auf die Ukraine erwischt worden – und entspreche­nd vielfältig seien die Meinungsan­sätze.

Zwar könne man sich darauf einigen, dass Putin der Aggressor sei. Und auch die Auswirkung­en des Krieges auf mehrere gesellscha­ftliche Bereiche auch in Deutschlan­d seien allen Beobachter­n klar. „Darüber hinaus werden aber teils abstruse Debatten eröffnet“, so Post. Er verwies etwa auf den Vorwurf, Deutschlan­d würde im Vergleich zu anderen Staaten zu wenig für die Ukraine tun. „Das Gegenteil ist der Fall, wir geben das meiste Geld nach den USA und haben mit die meisten Flüchtling­e aufgenomme­n.“

„Merkwürdig“findet Post auch, dass sich momentan so viel an der Taurus-frage entzündet. „Da konnte man schon fast den Eindruck bekommen, man müsste die Marschflug­körper nur liefern und schon gewinnt die Ukraine“, sagte er. Die Entscheidu­ng von Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD), auf eine Lieferung zu verzichten, bezeichnet­e Post, der auch als stellvertr­etender Vorsitzend­er der Bundestags­fraktion fungiert, als „richtig“.

Und noch einen Genossen nahm er gegen aufkeimend­e Kritik in Schutz. Rolf Mützenich, Vorsitzend­er der Spdbundest­agsfraktio­n, hatte zuletzt für reichlich Wirbel gesorgt, als er von einem möglichen „Einfrieren des Krieges“sprach. Später hatte er seineaussa­gendahinge­hendkonkre­tisiert, dass eine solche Phase auch für Gespräche und Verhandlun­gen genutzt werden könne. Achim Post vermied es zwar, seinem Vorgesetzt­en Recht zu geben. „Aber Leute, die über Verhandlun­gen reden, sollten auf keinen Fall diskrediti­ert werden“, sagte er.

Ansonsten betonte Post die Wichtigkei­t, die Demokratie gegen Angriffe von Rechts zu verteidige­n und lobte die vielen Demonstrat­ionen, die unter anderem in Löhne über die Bühne gegangen waren. „Das hat die AFD schon stark verunsiche­rt“, sagte er. Nötig sei jetzt aber der nächste Schritt, den Post als „Aufstand der Anständige­n“bezeichnet­e: „Wir dürfen von einer wehrhaften Demokratie nicht nur reden, wir müssen sie leben.“

Finanzpoli­tisch warb er für Investitio­nen in die Sicherheit – „und zwar gleichwert­ig in die äußere, die innere und die soziale“. Weil die Aufstellun­g des letzte Bundeshaus­halts in dieser Hinsicht eine Herausford­erung gewesen sei, schlug Post nun ein Überdenken der Schuldenbr­emse vor. „Wir haben kein Schulden-, sondern ein Investitio­nsproblem“, sagte er. Um das zu beheben, sollten auch Bessersitu­ierte endlich einen höheren Beitrag zahlen.

Der heimische Landtagsab­geordnete Christian Obrock zeigte derweil auf, dass der Stadtstaat Bremen mit einem milliarden­schweren Transforma­tionsfonds eine gute Lösung gefunden habe. „Das bräuchten wir in NRW auch, um das Land zukunftsfä­hig aufzustell­en, aber die Regierung macht es nicht“, monierte er. Und auch beim Rechtsansp­ruch auf einen Platz im Offenen Ganztag glänze der Ministerpr­äsident durch Nichtstun. „Ein Gesetz wurde versproche­n, aber nie geliefert. So werden unzählige Eltern, Kinder und Erzieher im Stich gelassen.“

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Foto: Felix Eisele Christian Obrok (v. l.), Achim Post, Stefan Schwartze, Christian Antl, Natascha Nemetschek, Bernd Poggemölle­r und Wolfgang Böhm üben den Schultersc­hluss.

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