Neue Westfälische - Löhner Nachrichten
Alles ganz einfach
Eigentlich ist die Sache ja ganz einfach. Weil die Römer vor etwa 2.000 Jahren einen unschuldigen Mann ans Kreuz nagelten, der von manchen Menschen als Sohn Gottes betrachtet wurde, und dieser dann nach drei Tagen auferstanden ist – darum feiern wir an diesem Wochenende das Osterfest.
So weit, so gut. Aber irgendetwas muss in den folgenden Jahrhunderten an Information auf der Strecke geblieben oder hinzu gekommen sein. Zumindest findet Willem beim Bibelstudium keinerlei Angaben zu überdimensionierten Hasen, bunt bemalten Eiern, Hefezöpfen oder lodernden Feuern. . . Aber sei’s drum: Willem muss nicht alles verstehen, um Freude daran zu haben. Und die hat er beim Gedanken an Ostern durchaus. Ein langes Wochenende mit ein bisschen Ruhe, kindlicher Freude und leckeren Eierspeisen liegen vor ihm und seiner Familie. Warum sollte er sich das kaputt machen, in dem er Sinn oder Unsinn von Bräuchen hinterfragt? So etwas nennt sich Tradition, nach der man die Uhr stellen kann.
Und zwar folgendermaßen: Jedes Jahr am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond, dernichtaufeinensonntagfiel, nach dem 21. März, heißt es: Eier suchen. Wie eingangs erwähnt: Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Wenn auch nicht in allen Punkten für Willem
Löhne. Nach insgesamt fast 20 Jahren in Löhne, bricht Pfarrer Thomas Struckmeier hier seine Zelte ab. Er ist für die Kirchengemeinden in Löhne-ort und in Obernbeck zuständig. Ein besonderes Jobangebot zieht den 54-Jährigen nun nach Bückeburg. Die evangelischengemeindeninlöhne,die zum Kirchenkreis Herford gehören, müssen sich nun noch drängender um eine Lösung für die Zukunft bemühen.
Dass es in den nächsten Jahren in den vier Kirchengemeinden weniger Pfarrstellen geben würde als bisher, ist schon seit einiger Zeit absehbar, erklärt auch Pfarrer Struckmeier. „Für Löhne war die magische Zahl 12.000.“So viele Kirchenmitglieder hätte es gebraucht, damit es in den vier Löhner Gemeinden auch vier Pfarrstellen gibt. Löhne liegt knapp darunter.
Gleichzeitig sind im vergangenen Jahr drei Pfarrer in den Ruhestand gegangen: Anke Starnitzke (Siemshof und Mennighüffen) ging im März, Jörg Nagel (Siemshof) im Juni und Peter Außerwinkler (Löhne-ort) im September. In Siemshof hat Ann-kristin Schneider im Dezember die Nachfolge von Jörg Nagel angetreten. Und für Löhne-ort habe es den Gedanken gegeben, dass er dort in Zukunft alsnachfolgervonaußerwinkler voll einsteigen könnte, berichtet Struckmeier.
Er selbst hatte – nach mittlerweile zwölf Jahren mit je einem Bein in Obernbeck und in Löhne-ort – auch den Wunsch, für eine Gemeinde zuständig zu sein. „Die Stelle wollte ich haben.“Doch eine klare Entscheidung habe es von der Landeskirche längere Zeit nicht gegeben, auch nachdem Peter Außerwinkler schon im Ruhestand war. Vielleicht habe hier eine Rolle gespielt, dass auch Pfarrer Rolf Bürgers in Obernbeck 2025 in Rente geht.
In dieser Phase der Unsicherheit habe er dann einen Anruf aus Bückeburg bekommen – mit einem für ihn sehr reizvollen Angebot. „Das ist eine Netzwerkstelle Diakonie und Kirche“, berichtet er. Die Idee dahinter sei, Kirche und die kirchlichen Unternehmen unter dem Dach der Diakonie wieder enger zusammenzuführen.
Gleichzeitig könne er aber weiter auch pastorale Tätigkeiten ausführen. „Man wird nichts dagegen haben, dass ich auch mal sonntags auf der Kanzel stehe.“Im Vergleich zur unklaren Situation in den Löhner Gemeinden habe er in der Landeskirche Schaumburglippe die Chance, sich noch einmal zu wandeln.
Und gewandelt hat
Thomas
Struckmeier sich im Laufe seines Lebens öfter. Nach dem Theologiestudium hat er zunächst an der Universität der Bundeswehr in Hamburg gelehrt, sein Vikariat in einem Brennpunktviertel in Hamm absolviert, bevor er ab 2005 zur Entlastung Pfarrer Nagel in Siemshof unterstützte. „Nach einem gewissen Hin und Her bin ich dann hier geblieben, im Doppeldienst für Löhne und Obernbeck“, sagt er. Ursprünglich kommt er übrigens aus der Region. „Aufgewachsen bin ich in Oberlübbe.“
Insgesamt habe er sehr gerne für die beiden Gemeinden gearbeitet. „Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt“, betont er. Auch seine Rolle als Notfallseelsorger habe er sehr geschätzt. Und natürlich nehme er viele interessante und schöne Erinnerungen mit.
Die Gemeinde in Löhne-ort hätte sich gewünscht, dass Struckmeier in die Fußstapfen von Peter Außerwinkler tritt, damit auch schon fest gerechnet, berichtet Hans-werner Nolting, der gerade zum neuen Vorsitzenden des Presbyteriums gewählt wurde. Zuvor hatte diese Rolle Thomas Struckmeier inne. „Die Entscheidung kam für uns relativ überraschend.“
Da die Gemeinde nun zumindest vorerst keinen eigenen Pfarrer hat, müssten viele Aufgaben neu verteilt und alle Ehrenamtlichen mehr tun als bisher. „Wir werden uns in Zukunft häufiger treffen und auch weitere Personen in die Gemeindearbeit einbinden.“Die Situation sei nicht einfach, die Stimmung im Presbyterium dennoch optimistisch. „Es muss ja voran gehen.“Obwohl nun durch Struckmeiers Weggang ein Vakuum entsteht, könne man die Gründe dafür durchaus nachvollziehen.
In Obernbeck ist die Lage noch anders, hier ist schließlich Pfarrer Bürgers noch im Dienst. Dennoch: „Wir müssen jetzt eine Regelung für die Zukunft finden“, sagt Jörg Wietfeld. Er ist gerade nach 20 Jahren aus Altersgründen aus dem Presbyterium ausgeschieden. Seine Frau Dagmar Wietfeld macht dafür dort weiter. „Das wird eine gewaltige Umstellung für die Kirchengemeinden“, sagt sie. Es gebe darum schon intensive Gespräche über Möglichkeiten der Kooperation und auch Fusion.„einegemeinde,einpfarrer, diese Zeiten werden vorbei sein.“
Dennoch sei die Stimmung sowohl im Presbyterium als auch der Gemeinde weiterhin gut, berichtet ihr Mann. „Wir haben in Obernbeck sehr viele Kreise und Gesprächsgruppen.einekirchengemeinde lebt nicht nur vom Pfarrer, sondern von einem aktiven Gemeindeleben“, betont er.
In Löhne soll nun eine neue Stelle ausgeschrieben werden, bestätigt der Kirchenkreis Herford auf Anfrage. Die Presbyterien der Kirchengemeinden seien dabei, sich zu überlegen, welches Format mit welchen Tätigkeiten für eine Neuausschreibung der Pfarrstelle gut sei. Dabei werde auch der Ruhestand von Rolf Bürgers im Jahr 2025 bedacht. „Es ist eine Herausforderung, in der Tat. Aber es lenkt den Blick darauf zu überlegen, wie der Pfarrdienst in der Region Löhne in Zukunft aussehen soll“, sagt Superintendent Olaf Reinmuth.
Für Pfarrer Struckmeier sei das Angebot aus Bückeburg eine Chance. „Thomas Struckmeier hat als Pfarrer in Löhne und in Obernbeck einen wertvollen Dienst geleistet und sich hier stark engagiert. Gleichwohl bewerte ich den Wechsel aus der persönlichen
Sicht von Thomas Struckmeier positiv, denn seine Pfarrstelle in Bückeburg eröffnet ihm neue Perspektiven und Entwicklungschancen“, sagt Reinmuth.
In Löhne werde es eine Vertretungsregelung geben. Die vier Kirchengemeinden mit Pfarrer Kai Sundermeier, Pfarrer Rolf Bürgers und Pfarrerin Ann-kristin Schneider sowie den beiden Pfarrern Uwe Petz und Olaf Bischoff als regionale Ergänzungskräfte werden in gemeinsamer Absprache die Vertretungen für die Pfarrdienste organisieren, heißt es vom Kirchenkreis.
Das sei soweit auch schon gut in die Wege geleitet, berichtet Presbyter Nolting. „Wir sind sehr dankbar, dass die Löhner Pfarrer – teilweise im Ruhestand, teilweise aus den Nachbargemeinden – bei uns die Gottesdienste aufrechterhalten.“
Noch ist Thomas Struckmeier aber ein wenig da. Auch wenn er sich am Ostermontag im Gottesdienst in Löhne-ort schon in kleinem Rahmen verabschiedet, bis Mitte Mai bleibt er den Gemeinden noch erhalten. Unter anderem die Konfirmationen in Löhne-ort Ende April wird er noch durchführen.