Neue Westfälische - Löhner Nachrichten
Neue Weibsbilder aus Bad Oeynhausen
Die Künstlerin Gabriele Köhler wohnt wieder in der Kurstadt und öffnet am Wochenende eine Werkschau an ihrem neuen Wirkungsort.
Die Damen tragen Hut und wenn sie das ausnahmsweise mal nicht tun, haben sie wenigstens bunte Haare, Tücher, Perlenketten oder Ohrringe. Gabriele Köhlers „Weibsbilder“sind Frauen, die sich Farbe trauen. Die Aquarelle und Acrylgemälde der Bad Oeynhausener Künstlerin sind überaus farbenfroh, dekorativ und machen beim Betrachter gute Laune. Auf den zweiten Blick zeigen die Gesichtszüge der Frauen auf den Bildern aber auch Charakter. Da sind extravagante, eigensinnigeundentschiedenefrauen zu erkennen.
Die „Weibsbilder“sind längst zum Markenzeichen der Künstlerin geworden. Gabriele Köhler hat diese Serie irgendwann in den 2000er Jahren begonnen und bis heute fortgesetzt. Inzwischen druckt sie sogar Miniaturen der eigenen Originale, vertreibt die Motive auf Postkarten und dreidimensional auf Pappmaschee oder im kunstfertig vorbereiteten Passepartout auf Kunsthandwerkermärkten und im Internet. Die 72-jährige Malerin ist längst nicht nur freischaffende Künstlerin, sondern genauso Vermarkterin der eigenen Kunst. „Mein Mann hilft mir dabei“, sagt Köhler und das meint sie womöglich ganz und gar unironisch.
Ein Bildhauer hat sie ermutigt weiter zu machen
Vor ein paar Monaten ist die Künstlerin aus Gohfeld zurück nach Bad Oeynhausen gekommen, wo sie vor über 20 Jahren in der Gastronomie tätig war. Zur Kunst ist die gebürtige Allgäuerin schon viel früher gekommen. 1970 lernte sie in München den Bildhauer Hermann Rose kennen. Und der hat sie ermutigt, am Ball zu bleiben. „Damals war es nur ein Hobby“, beschreibt Köhler das auf ihrer Internetseite: „Heute ist es Berufung.“Dazwischen kam bloß das Leben und der Alltag, irgendwann aber kratzte sie die Kurve, besuchte Künstlerkurse bei Alf Welsky und Bernhard Vogel und startete durch.
Längst hat sich die Künstlerin weitergebildet und fortentwickelt. Sie hat selbst Kurse gegeben und anderen Menschen gezeigt mit Pinsel, Leinwand und Staffelei umzugehen. Ihre „Weibsbilder“haben neben knallbunten Farben vor allem starke Konturen. Die Bilder ähneln Entwürfen aus der Modebranche, sie entstehen aber ganz anders. Am Anfang steht nämlich nicht etwa eine Zeichnung, die dann ausgemalt wird. Es ist genau andersherum. Zunächst
wirft Köhler das Aquarell auf die Leinwand, danach zeichnet sie die Konturen. Das geht nur, wenn man das Bild schon im Kopf hat, das auf der Leinwand erst noch entstehen soll.
Die Ideen für ihre Motive holt sich Gabriele Köhler längst nicht mehr ausschließlich in Modezeitschriften, Frauenmagazinen,buntenblättchenoder den Cafés der Fußgängerzone. „Ich suche extravagante Frauen im Internet“, sagt sie. Fündig wird sie auf Netzwerken wie
Pinterest und Instagram. Gabriele Köhler geht mit der Zeit. Niemand muss heutzutage mehr das Haus verlassen, um sich Inspiration zu holen. Das Internet holt die Welt ins Taschentelefon.
Die Weibsbilder sind neuerdings Hochformate
Diese schöne, neue Internet-welt hat sich den Handybildschirmen angepasst. Das merkt man auch den „Weibsbildern“von Gabriele Köhler an. Sie sind zwar nicht geschrumpft, aber gekippt. In ihrer Gohfelder Zeit hat die Künstlerin noch viele Querformate gemalt. Mehrere Frauen mit ausladenden Hüten, die im Halbporträt auf breiter Fläche neben einander stehen. Inzwischen lässt Köhler den Frauen mehr Bein und zeigt sogar ganze Frauen von Kopf bis Fuß. Ihre Leinwand steht jetzt hochkant auf der Staffelei.
Männer mischen sich allerdings immer noch nicht unter die „Weibsbilder“. „Da werde ich oft drauf angesprochen“, sagt Köhler. Geändert hat sie ihr Schaffenswerk deshalb aber nicht. Bis auf eine Ausnahme. Eine Auftragsarbeit. Sie hat ein Hochzeitsbild gemalt, auf dem ein Mann seine Frau auf Händen trägt. Das Original hat natürlich längst das Brautpaar in Besitz, das Bild lebt aber als Nachdruck im Passepartout weiter. Unter allen „Weibsbildern“von Gabriele Köhler ist dieser Bräutigam im Passepartout der einzige Mann, der aus dem Dachgeschoss in Melbergen in das neue Keller-atelier auf dem Hof Stühmeyer in Werste umgezogen ist.
Die Künstlerin weiß, was ihre Kundinnen wünschen
Auf der Diele ihrer neuen Wirkungsstätte sind aber auch die ersten Bilder einer neuen Serie zu sehen. Es sind überraschend abstrakte, quadratische Acrylgemälde, selbstverständlich auch mit kräftigen Farben und entschiedenen Formen. Die „Weibsbilder-serie“hat Gabriele Köhler dafür unterbrochen, aber nicht beendet.diekünstlerinweiß,was ihre Kundinnen wünschen. Nachdrucke ihrer „Weibsbilder“hat sie inzwischen auch mit Text und Sinnsprüchen überschrieben, die gerne von Frau zu Frau verschenkt werden.
Als Soundtrack zu dieser Werkschau passt überraschend gut ein Lied des Grafikers und Liedermachers Funny van Dannen. „Freundinnen“heißt es und auch wenn es in Moll geschrieben ist, greift es ganz gut die Stimmung auf, die sich auf den zweiten Blick hinter den „Weibsbildern“versteckt.
Samstag und Sonntag zeigt Gabriele Köhler in Werste im Rahmen der Offenen Ateliers des Künstlerforums Herford eine Werkschau ihres Schaffens. Die Diele von Hof Stühmeyer in Werste, Ringstraße 11, ist an beiden Tagen von 12 bis 18 Uhr geöffnet.