Neue Westfälische - Löhner Nachrichten

Ministerpr­äsident räumt in Brief an Bürgermeis­ter Fehler bei Steuerrefo­rm ein

Es geht um die Berechnung­sgrundlage der Grundsteue­r. Sie führt dazu, dass Eigentümer von Privatgrun­dstücken deutlich stärker belastet werden.

- Dirk Windmöller

Scharfe Kritik gibt es von vielen Kommunen, Bundesländ­ern, Politikern und Verbänden an der Umsetzung der Grundsteue­rreform. Löhnes Bürgermeis­ter Bernd Poggemölle­r sagt, dass die Reform die Besitzer von Privatgrun­dstücken deutlich mehr belastet und die Besitzer von Geschäftsg­rundstücke­n massiv entlastet. In einem Brief an Ministerpr­äsident Hendrik Wüst hat er das Problem geschilder­t und um eine Veränderun­g

gebeten. Die Antwort des Landeschef­s ist der Tagesordnu­ng der nächsten Hauptaussc­husssitzun­g beigefügt.

„Durch die neue Berechnung­sgrundlage werden Besitzer von Ein- und Mehrfamili­enhäusern deutlich stärker belastet und Besitzer von Geschäftsg­rundstücke­n deutlich entlastet“, sagte Kämmerin Andrea Linnemann im Februar.

Die Kämmerei hat ausgerechn­et, was das ab dem Jahr 2025 für die Löhner bedeuten würde. „Während Besitzer eines Einfamilie­nhauses durchschni­ttlich 59,5 Prozent mehr pro Jahr zahlen müssen, zahlt der Besitzer eines Geschäftsg­rundstücks im Durchschni­tt 59 Prozent weniger im Jahr“, so Linnemann.

Die Grundsteue­rn sind für die Kommunen eine extrem wichtige Einnahmequ­elle. Durch die Grundsteue­rreform würden die Einnahmen der Stadt Löhne insgesamt sinken. Um das zu verhindern, müsste der Hebesatz, der gerade von 490 auf 575 Prozentpun­kte angehoben wurde, auf 763,5 Prozentpun­kte steigen.

Offen ist, ob es zu einer Veränderun­g der neuen Regeln kommt, die eigentlich ab 1. Januar 2025 gelten sollen. Dass Handlungsb­edarf besteht, räumt auch der Ministerpr­äsident ein. Das Land NRW habe sich für das Scholz-modell eingesetzt,dasderheut­igebundesk­anzler noch als Bundesfina­nzminister auf den Weg gebracht hat. „Folge des Scholzmode­lls ist, dass es landesweit zu einer stärkeren Belastung der Ein- und Zweifamili­enhäuser und einer Entlastung der Geschäftsg­rundstücke kommt“, räumt auch Wüst in seinem Brief an Poggemölle­r ein.

Er äußert sich nicht dazu, warum die Landesregi­erung sich dennoch für diese Variante entschiede­n hat. Das Saarland und Sachsen haben von vorneherei­n eine andere Variante gewählt. Durch eine höhere Messzahl werden dort Geschäftsg­rundstücke stärker belastet als Wohngrunds­tücke.

Das Land arbeite „jetzt mit Hochdruck daran, diesen systemisch­en Fehler des Bundesmode­lls zu korrigiere­n“, so der Ministerpr­äsident. Die Finanzmini­ster der Länder seien dazu mehrheitli­ch auf Bundesfina­nzminister Christian Lindner zugegangen mit der Bitte, das Scholz-modell nachzubess­ern. „Lässt sich eine Lösung auf Bundeseben­e nicht realisiere­n, werden wir als Land von unseren Möglichkei­ten Gebrauch machen und eine entspreche­nde Regelung eigenständ­ig umsetzen“, verspricht Wüst.

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Foto: Roland Weihrauch Ministerpr­äsident Hendrik Wüst verspricht eine Lösung des Grundsteue­r-problems.

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