Neue Westfälische - Löhner Nachrichten
Eine Engeraner „Legende“
Jürgen Niewöhner startete mit 14 seine Ausbildung im Einzelhandel. Über die nächsten sieben Jahrzehnte hat er die Stadt Enger maßgeblich mitgeprägt.
Schon auf dem Weg ins E-center wird Jürgen Niewöhner von Kunden und Edekamitarbeitern beglückwünscht. „Es ist eine Ehre, dich kennen zu dürfen“, sagt eine Kollegin. Der ein oder andere zückt auch sein Smartphone, um ein Foto von diesem ganz besonderen Jubilar zu schießen. Denn an diesem Tag wird Jürgen Niewöhner für seine 70 Jahre im Einzelhandel ausgezeichnet.
„Eine solche Urkunde haben wir noch nicht ausgestellt“, sagt Götz Dörmann von der Geschäftsführung der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Er ist einer der Gratulanten an diesem Tag. Neben der Tiefkühlabteilung ist eine Sekttheke aufgebaut. Zwei große Heißluftballons schweben unter der Decke und bilden die Zahl 70. An einer Wand sind zahlreiche Presseartikel über Niewöhners Leben aufgehängt.
Edeka Wehrmann-geschäftsführer Peter Wehrmann erinnert sich in seiner Rede daran, wann er das erste Mal von Jürgen Niewöhner gehört hat. Als der Allfrisch, einer der ersten Supermärkte im Kreis Herford, an der Niedermühlenstraße lag, hätte der Laden
schon einen guten Ruf besessen. „Da war so ein besonderer Marktleiter“, sagt Wehrmann.
Niewöhners Werdegang beginnt aber noch viel früher, wie er auch in seiner Dankesrede erzählt. Vor 70 Jahren habe es so bedeutsame Ereignisse in Deutschland gegeben: Die Bundesrepublik wurde Fußballweltmeister und Westdeutschland trat der Nato bei. „Und jetzt komme ich ins Spiel“, sagt Niewöhner. Mit 14 beginnt er seine Ausbildung im Einzelhandel bei der Konsumgenossenschaft Bünde-lübbecke. In den folgenden Jahrzehnten
soll er den Engeraner Einzelhandel wesentlich mitprägen.
1967 eröffnet Niewöhner den ersten Supermarkt in Enger überhaupt: Den Coop am Barmeierplatz, wo heute das Delikatessgeschäft Degrassi seinen Sitz hat. Es folgen zwei Standortwechsel, zuletzt an die Niedermühlenstraße. 1986 gibt es den neuen Namen „Allfrisch“. 1999 geht Niewöhner indenruhestand.docherwird „umworben“, wie Peter Wehrmann sagt, und ab 2000 wechselt Niewöhner zu Edeka Wehrmann. Dort ist er auch noch heute als Kundenberater tätig. Niewöhner war auch schon Finalist bei der Auszeichnung zum „Edekaner des Jahres“.
Doch ist nur ein Teil seines Engagements, wie Bürgermeister Thomas Meyer in seiner Rede betont. So habe Niewöhner zusammen mit einigen anderen das Kirschblütenfest, den Martinsumzug und den Adventsbummel mit auf den Weg gebracht. „Du hast auch jahrelang bei allen Wahlen als Wahlvorstand mitgeholfen“, sagt Meyer.
Von daher sehe er es Niewöhner auch nach, dass dieser zu seinem letzten runden Geburtstag eine Medaille mit der Aufschrift „Bürgermeister der Herzen“bekommen habe. „Dich kennen tatsächlich mehr Leute als den Bürgermeister“, sagt Meyer.
Neben den Gästen vor Ort gibt es auch zahlreiche Gratulanten, die an diesem Tag nicht in der Engeraner Edeka-filiale sein können. In kurzen persönlichen Videobotschaften sind alle mit dabei: Von Kollegen und Kolleginnen über Kunden bis hin zu Edeka-konzerngrößen wie Uwe Kohler, Vorsitzender des Kuratoriums Edeka Zentrale Stiftung. Sie alle gratulieren Niewöhner, bezeichnen ihn als „richtig geilen Typen“, „Legende“und „Aushängeschild für die gesamte Edeka-gruppe“. Niewöhner ist sichtlich gerührt. Anschließend gibt es Geschenke, Blumensträuße und noch einen Dank von der Kaufmannschaft Enger.
„Das Familiäre ist für mich das wichtigste“, sagt Niewöhner. Er sei immer noch mit dem gleichen Engagement wie als Jugendlicher bei seiner Arbeit dabei, der er immer noch an mehreren Tagen der Woche nachgeht.
Im Kundenbereich trage er nach wie vor immer seinen weißen Kittel, fein gebügelt und mit seinem Namensschild. Bei richtiger Pflege „halten die gute zehn Jahre“, sagt Niewöhner.
Er werde häufig gefragt, wann er in den Ruhestand gehe, berichtet Niewöhner. Seine Antwort: „Neulich kam ich zum Dienst und fand zwei funkelnagelneue Kittel mit dem Edeka-logo und meinem Namen.“Er könne sich also vorstellen, noch weitere zehn Jahre in der „Edeka-familie“zu bleiben. „Es sind zwei Kittel, Jürgen“, sagt daraufhin Geschäftsführerin Julia Wehrmann.