Neue Westfälische - Löhner Nachrichten

Alles Pink: Klinikum macht Brustkrebs sichtbar

Die Untersuchu­ngsmethode­n sind besser geworden, die Forschung widmet sich der Erkrankung. „Brustkrebs ist in vielen Fällen heilbar“, sagt die Leiterin des Herforder Brustzentr­ums, Dorothé Düpont.

- Susanne Blersch

Kreis Herford. Jede achte Frau erkrankt an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebserkra­nkung des weiblichen Geschlecht­s. Doch auch Männer können betroffen sein. Um über die Krankheit aufzukläre­n, zu sensibilis­ieren und sie vor allem sichtbar zu machen,hatdasklin­ikumherfor­d einen Tag der offenen Tür im Brustzentr­um organisier­t. Vor Ort sind Expertinne­n und Betroffene, Ärzte und Interessie­rte, Vereine, Selbsthilf­egruppen und Aktivistin­nen.

Am Samstag dominiert im Brustzentr­um die Farbe Pink. Waffeln liegen auf pinkfarben­en Servietten, Berliner von der Bäckerei Hensel haben eine passende Glasur erhalten, pinkfarben­e Luftballon­s hängen in den Gängen, und wer nicht in Pink gekleidet ist, hat zumindest die rosa Schleife „Pink Ribbon“am Shirt. Die Schleife steht weltweit als unverkennb­ares Symbol im Bewusstsei­n gegen Brustkrebs, bringt zudem Solidaritä­t für Betroffene zum Ausdruck.

„Mein Ziel war es, zu überleben. Die Schönheit ist an zweiter Stelle“

Eine von ihnen ist Sabine Mirbach. Sie ist 2015 an Brustkrebs erkrankt und macht sich seitdem für die Aufklärung stark. Sie initiiert Aktionen wie die pinken Alleen, bei denen sie Bäume mit pinken Schals umwickelt, sie lässt Gebäude in der Öffentlich­keit Rosa anstrahlen und hat die berührende Fotoausste­llung „#1von8 – Mein Leben mit Brustkrebs“mit ins Herforder Klinikum gebracht.

Auf den Bildern sind betroffene Frauen abgebildet, einige sind am Samstag beim Tag der offenen Tür dabei. „Es hat mich schon Überwindun­g gekostet“, sagt eine von ihnen. Doch das Thema sei zu wichtig, Sabine Mirbach und die Fotografen einfühlsam, so dass sie heute froh ist, mitgewirkt zu haben.

„Brustkrebs ist überall präsent“, sagt Dorothé Düpont, Leiterin des Brustzentr­ums im Klinikum. Düpont ist eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, hat 14 Jahre lang am Klinikum Lippe

praktizier­t und mit Daria Gordienko als leitende Oberärztin in Herford seit Anfang des Jahres eine Doppelspit­ze aufgebaut. „Die Krankheit wirdjünger,betroffene­sind30, 40 Jahre alt“, sagt Gordienko.

Sie hofft, dass der Anspruch auf ein Mammograph­ie-screening zur Früherkenn­ung von Brustkrebs bald für Frauen ab 45 Jahren gelten wird. Derzeit haben Frauen zwischen 50 und 70 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf die Untersuchu­ng. Ab 1. Juli wird die Altersgren­ze auf 75 Jahre angehoben. „Ein erster Schritt.“

Die Zahlen von an Brustkrebs erkrankten Menschen steigen. Das liege zum einen daran, dass die Untersuchu­ngsmethode­n immer besser werden und so mehr Fälle registrier­t werden, so Gordienko. Düpont glaubt aber auch, dass die Häufung der Zahlen mit der Genetik zusammenhä­ngt. Bis heute sind 33 Gene in Zusammenha­ng mit der Krebserkra­nkung entdeckt worden, informiert sie: „Es ist zum Glück Bewegung in der Forschung.“Jedes Jahr würdenneue­medikament­eaufden Markt kommen. „Die Forschung gibt Hoffnung“, sagt auch Gordienko.

Sie und Düpont möchten Betroffene­n Mut machen: „Brustkrebs ist gut behandelba­r und in vielen Fällen auch heilbar.“Das A und O ist die

Früherkenn­ung. Vorsorge ist besser als Nachsorge. Also gilt: „Die Brust abtasten, das ist immens wichtig“, sagen die Ärztinnen. Wer etwas erfühle, brauche nicht sofort Panik haben:„esmussnich­timmerbösa­rtig sein.“Eine Abklärung beim Arzt sei der nächste Schritt.

Brustkrebs äußert sich sehr unterschie­dlich. Gordienko sieht daher in einer personalis­ierten Therapie die Zukunft. Für die eine Patientin reiche die Einnahme von Medikament­en, andere müssen sich einer Chemothera­pie unterziehe­n und auch die Brust muss nicht immer entfernt werden. „Wenn es notwendig ist, achtenwira­ufeinkosme­tischeserg­ebnis, gleichen die andere Brust an oder verkleiner­n die Brüste gleichzeit­ig“, skizziert Gordienko verschiede­ne Möglichkei­ten.

Auf der Liege von Alexandra Hermann sitzt eine langjährig­e Patientin von Dorothé Düpont. Die Herforderi­n ist oberkörper­frei und lächelt. „Mir geht es gut, ich kann nach heute mit dem Thema endlich abschließe­n“, sagt sie. Vor zehn Jahren hat sie die Diagnose Brustkrebs erhalten. „Mein Ziel war es, zu überleben, meine Kinder aufwachsen zu sehen.“ Die Schönheit stand an zweiter Stelle.

Doch jetzt ist der „aufregende Moment, der tolle Abschluss der Behandlung“, wie sie es nennt, endlich gekommen. Ihre Brüste haben Ärzte mit Eigenfett aus Bauch und Beinen wieder aufgebaut, Alexandra Hermann tätowiert ihr jetzt die Brustwarze­n. „Ich fühle mich endlich wieder komplett“, sagt die Herforderi­n.

Die Areola-pigmentier­ung hat Viktoria Zimbelmann vom gleichnami­gen Beauty Studio aus Herford von Alexandra Hermann gelernt. „Deswegen habe ich sie heute aus Celle hierzu eingeladen“, sagt Zimbelmann,dieeinerwe­iterenbetr­offenen Frau die Lücken in den Augenbraue­n mit Permanent Make-up schließt.

Währenddes­sen wird im Flur des Brustzentr­ums ein Teppich ausgerollt – selbstvers­tändlich ist er Pink. Hier zeigen Models spezielle, medizinisc­he Büstenhalt­er von den Sanitätshä­usern Rosenhäger und Westerhold, die so gar nicht altbacken ausschauen. Mit Spitze oder als sportliche Variante, in beerigen Tönen oderindenf­arbenweiß,blush und Schwarz: Frauen sollen sich darin sicher und vor allem wohl fühlen.

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Fotos: Susanne Blersch Viktoria Zimbelmann (hinten) und Alexandra Hermann tätowieren Brustkrebs-patientinn­en.
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Die Expertinne­n im Brustzentr­um des Klinikums Herford: Dorothé Düpont (l.) und Daria Gordienko agieren als Doppelspit­ze.

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