Neue Westfälische - Löhner Nachrichten
Alles Pink: Klinikum macht Brustkrebs sichtbar
Die Untersuchungsmethoden sind besser geworden, die Forschung widmet sich der Erkrankung. „Brustkrebs ist in vielen Fällen heilbar“, sagt die Leiterin des Herforder Brustzentrums, Dorothé Düpont.
Kreis Herford. Jede achte Frau erkrankt an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung des weiblichen Geschlechts. Doch auch Männer können betroffen sein. Um über die Krankheit aufzuklären, zu sensibilisieren und sie vor allem sichtbar zu machen,hatdasklinikumherford einen Tag der offenen Tür im Brustzentrum organisiert. Vor Ort sind Expertinnen und Betroffene, Ärzte und Interessierte, Vereine, Selbsthilfegruppen und Aktivistinnen.
Am Samstag dominiert im Brustzentrum die Farbe Pink. Waffeln liegen auf pinkfarbenen Servietten, Berliner von der Bäckerei Hensel haben eine passende Glasur erhalten, pinkfarbene Luftballons hängen in den Gängen, und wer nicht in Pink gekleidet ist, hat zumindest die rosa Schleife „Pink Ribbon“am Shirt. Die Schleife steht weltweit als unverkennbares Symbol im Bewusstsein gegen Brustkrebs, bringt zudem Solidarität für Betroffene zum Ausdruck.
„Mein Ziel war es, zu überleben. Die Schönheit ist an zweiter Stelle“
Eine von ihnen ist Sabine Mirbach. Sie ist 2015 an Brustkrebs erkrankt und macht sich seitdem für die Aufklärung stark. Sie initiiert Aktionen wie die pinken Alleen, bei denen sie Bäume mit pinken Schals umwickelt, sie lässt Gebäude in der Öffentlichkeit Rosa anstrahlen und hat die berührende Fotoausstellung „#1von8 – Mein Leben mit Brustkrebs“mit ins Herforder Klinikum gebracht.
Auf den Bildern sind betroffene Frauen abgebildet, einige sind am Samstag beim Tag der offenen Tür dabei. „Es hat mich schon Überwindung gekostet“, sagt eine von ihnen. Doch das Thema sei zu wichtig, Sabine Mirbach und die Fotografen einfühlsam, so dass sie heute froh ist, mitgewirkt zu haben.
„Brustkrebs ist überall präsent“, sagt Dorothé Düpont, Leiterin des Brustzentrums im Klinikum. Düpont ist eine Koryphäe auf ihrem Gebiet, hat 14 Jahre lang am Klinikum Lippe
praktiziert und mit Daria Gordienko als leitende Oberärztin in Herford seit Anfang des Jahres eine Doppelspitze aufgebaut. „Die Krankheit wirdjünger,betroffenesind30, 40 Jahre alt“, sagt Gordienko.
Sie hofft, dass der Anspruch auf ein Mammographie-screening zur Früherkennung von Brustkrebs bald für Frauen ab 45 Jahren gelten wird. Derzeit haben Frauen zwischen 50 und 70 Jahren alle zwei Jahre Anspruch auf die Untersuchung. Ab 1. Juli wird die Altersgrenze auf 75 Jahre angehoben. „Ein erster Schritt.“
Die Zahlen von an Brustkrebs erkrankten Menschen steigen. Das liege zum einen daran, dass die Untersuchungsmethoden immer besser werden und so mehr Fälle registriert werden, so Gordienko. Düpont glaubt aber auch, dass die Häufung der Zahlen mit der Genetik zusammenhängt. Bis heute sind 33 Gene in Zusammenhang mit der Krebserkrankung entdeckt worden, informiert sie: „Es ist zum Glück Bewegung in der Forschung.“Jedes Jahr würdenneuemedikamenteaufden Markt kommen. „Die Forschung gibt Hoffnung“, sagt auch Gordienko.
Sie und Düpont möchten Betroffenen Mut machen: „Brustkrebs ist gut behandelbar und in vielen Fällen auch heilbar.“Das A und O ist die
Früherkennung. Vorsorge ist besser als Nachsorge. Also gilt: „Die Brust abtasten, das ist immens wichtig“, sagen die Ärztinnen. Wer etwas erfühle, brauche nicht sofort Panik haben:„esmussnichtimmerbösartig sein.“Eine Abklärung beim Arzt sei der nächste Schritt.
Brustkrebs äußert sich sehr unterschiedlich. Gordienko sieht daher in einer personalisierten Therapie die Zukunft. Für die eine Patientin reiche die Einnahme von Medikamenten, andere müssen sich einer Chemotherapie unterziehen und auch die Brust muss nicht immer entfernt werden. „Wenn es notwendig ist, achtenwiraufeinkosmetischesergebnis, gleichen die andere Brust an oder verkleinern die Brüste gleichzeitig“, skizziert Gordienko verschiedene Möglichkeiten.
Auf der Liege von Alexandra Hermann sitzt eine langjährige Patientin von Dorothé Düpont. Die Herforderin ist oberkörperfrei und lächelt. „Mir geht es gut, ich kann nach heute mit dem Thema endlich abschließen“, sagt sie. Vor zehn Jahren hat sie die Diagnose Brustkrebs erhalten. „Mein Ziel war es, zu überleben, meine Kinder aufwachsen zu sehen.“ Die Schönheit stand an zweiter Stelle.
Doch jetzt ist der „aufregende Moment, der tolle Abschluss der Behandlung“, wie sie es nennt, endlich gekommen. Ihre Brüste haben Ärzte mit Eigenfett aus Bauch und Beinen wieder aufgebaut, Alexandra Hermann tätowiert ihr jetzt die Brustwarzen. „Ich fühle mich endlich wieder komplett“, sagt die Herforderin.
Die Areola-pigmentierung hat Viktoria Zimbelmann vom gleichnamigen Beauty Studio aus Herford von Alexandra Hermann gelernt. „Deswegen habe ich sie heute aus Celle hierzu eingeladen“, sagt Zimbelmann,dieeinerweiterenbetroffenen Frau die Lücken in den Augenbrauen mit Permanent Make-up schließt.
Währenddessen wird im Flur des Brustzentrums ein Teppich ausgerollt – selbstverständlich ist er Pink. Hier zeigen Models spezielle, medizinische Büstenhalter von den Sanitätshäusern Rosenhäger und Westerhold, die so gar nicht altbacken ausschauen. Mit Spitze oder als sportliche Variante, in beerigen Tönen oderindenfarbenweiß,blush und Schwarz: Frauen sollen sich darin sicher und vor allem wohl fühlen.