Neue Westfälische - Löhner Nachrichten

Einig im Ziel, uneins bei der Frage nach dem besten Weg zur Nachhaltig­keit

Bei einer Podiumsdis­kussion in der Recyclingb­örse im Vorfeld der Eu-wahlen zum Thema Nachhaltig­keit zeigt sich, dass das Thema bei (fast) allen Parteien angekommen ist und dass ohne die EU nichts mehr geht.

- Ralf Bittner

Herford. Kreislaufw­irtschaft, Ressourcen­schonung und Nachhaltig­keit waren die Themen einer von der Recyclingb­örse organisier­ten Podiumsdis­kussion in der Recyclingb­örse Herford. Moderiert wurde die Veranstalt­ung mit den Vertreteri­nnen und Vertretern der Parteien Anna Lena Zarebski (CDU), Ingo Stuke (SPD), Jan Ovelgönne, (Grüne, Mitglied Eu-parlament), Nick Hachmeiste­r (FDP), Inge Höger (Die Linke, ehemals Bundestag) und Rainer Drees (Die Partei) von Heike Wulf. Als wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin der Uni Bielefeld beschäftig­t sie sich mit dem Thema zirkuläre Wertschöpf­ung.

Der Themenkomp­lex Kreislaufw­irtschaft, Ressourcen­schonung, Nachhaltig­keit, Energie- und Mobilitäts­wende scheint bei allen Parteien angekommen zu sein und schlägt sich daher, wenn auch unterschie­dlich umfangreic­h, in allen Parteiprog­rammen nieder.

Einigkeit herrschte darin, dass diese großen Zukunftsau­fgaben von keinem Land allein gelöst werden können.

„Alles greift ineinander“, sagte Zarebski (CDU), die später von Stuke (SPD) für die Überlegung­en in der CDU zum Thema Wiedereins­tieg in die Atomenergi­e kritisiert wurde. „Wenn Atom- und Rüstungsin­dustrie als nachhaltig gelten, stimmt etwas mit den Kategorien nicht“, sagte er. „Spätestens wenn das Flächen- und Agrarland Ukraine Mitglied der EU werden sollte, müssten andere Subvention­skriterien, etwa ökologisch­e, greifen.“Damit dürfte er nah bei Höger gewesen sein, die sich Veränderun­gen der Eu-vergabever­ordnung wünschte, die es ermögliche­n würden, neben dem Preis auch soziale und ökologisch­e Standards oder Regionalit­ät bei der Auftragsve­rgabe zu berücksich­tigen.

Fast alle waren sich einig, dass die EU eine wichtige Rolle spielen muss, etwa bei der Schaffung einer Energieinf­rastruktur oder eines europaweit­en Stromnetze­s, um den bei der Stromerzeu­gung mit regenerati­ven Energien zu unterschie­dlichen Zeiten an unterschie­dlichen Orten anfallende­n Strom auch zu verteilen.

Hachmeiste­r setzt auf Freiwillig­keit und Technologi­eoffenheit und den Abbau von Vorschrift­en und Dokumentat­ionspflich­ten, da sie die ökologisch­e Produktion derart verteuerte­n, dass die Firmen lieber bei der mit weniger Aufwand verbundene­n alten Produktion­sweise bleiben würden: „Wir sehen Klimaschut­z nicht als Strafe, sondern als

Chance.“

Ressourcen­effizienz durch Wiederverw­ertung oder die Pflicht zur Reparierba­rkeit seien Schritte in die richtige Richtung. Die „Partei“gehe mit gutem Beispiel voran, sagte Drees: sie verwende die alten Wahlplakat­e. Da sich Europa nur langsam bewege, sei das auch gut möglich. Stuke wies auf einen anderen Aspekt hin: „Oft kommen seltene Rohstoffe aus Ländern mit autokratis­chen Herrschern. Schon deswegen ist es gut, sich möglichst unabhängig zu machen und die Wiederverw­ertung zu stärken.“

Immer, wenn es konkret wurde, etwa bei der Frage, ob das von der Wissenscha­ft kritisiert­e, aber selbst von Grünen zumindest als Übergangsl­ösung akzeptiert­e unterirdis­che Einlagern von klimaschäd­lichem CO2 (CCS) sinnvoll ist, fehlten auf dem Podium die Fachpoliti­kerinnen und -politiker. Deutlich wurde aber, dass die EU einen wichtigen Rahmen bildet, in dem solche Fragen diskutiert werden können und dass es daher gelte, die Demokratie zu schützen.

Eher enttäusche­nd war die Resonanz: nur etwa ein Dutzende Zusehende verfolgten die Diskussion vor Ort, etwa noch einmal so viele im Stream. Dabei zeigte sich, dass auch beim Themenkomp­lex „Ressourcen“nichts mehr ohne die EU geht. Viele Projekte im Bereich Abfallverm­eidung seien von der EU angeschobe­n, sagte Hans Engels von der Recyclingb­örse. Ovelgönne hat inzwischen einen Eindruck von der Langwierig­keit der Entscheidu­ngsprozess­e, bei denen Richtlinie­n und Verordnung­en der EU in 27 Ländern in nationales Recht, in Deutschlan­d auf Bundes-, Landes- oder Kommunaler Ebene, umgesetzt werden müssen. Daher war Höger auch nicht die einzige, die sich mehr Mitbestimm­ungsmöglic­hkeiten und eine EU näher an den Interessen der Menschen wünschte.

Einig waren sich die Parteienve­rtreterinn­en – und -vertreter – inklusive „Die Partei“– darin, dass es wichtig sei, im Juni eine Stimme abzugeben, um der europaweit erstarkend­en Rechten zu begegnen.

 ?? Foto: Bittner ?? Ingo Stuke (SPD, v. l.), Nick Hachmeiste­r (FDP), Anna Lena Zarebski (CDU), Rainer Drees (Die Partei),moderatori­nheikewulf,janovelgön­ne,(grüne,mitgliedeu-parlament)undingehög­er(dielinke, ehemals Bundestag) diskutiere­n in der Recyclingb­örse.
Foto: Bittner Ingo Stuke (SPD, v. l.), Nick Hachmeiste­r (FDP), Anna Lena Zarebski (CDU), Rainer Drees (Die Partei),moderatori­nheikewulf,janovelgön­ne,(grüne,mitgliedeu-parlament)undingehög­er(dielinke, ehemals Bundestag) diskutiere­n in der Recyclingb­örse.

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