Neue Westfälische - Löhner Nachrichten
Junge Meister der Löhner Musikschule
Ein Liederabend mit Bariton Hinrich Horn in Begleitung von Christian Zimmer am Klavier begeisterten das Publikum. Sogar eine Zugabe wurde eingefordert.
Löhne. Die Reihe „Junge Meister“der Löhner Musikschule bereichert das ansonsten nicht besonders üppige Angebot an klassischer Musik in Löhne um manche Perle – sei es mit solistischen Künstlern oder in kleiner Besetzung. Dazu gehörte ohne Zweifel auch der Liederabend mit dem Bariton Hinrich Horn und seinem Klavierpartner Christian Zimmer. Für den in Löhne aufgewachsenen Hinrich Horn war es quasi ein Heimspiel.
Auf dem Programm standen Robert Schumanns Gesangzyklus „Dichterliebe“sowie die „vier ernsten Gesänge“von Johannes Brahms. Ergänzt wurden diese Werke aus der Ära der Romantik mit Maurice Ravels „Don Quichotte á Dulcinée“aus den Jahren 1932/33.
Robert Schumanns Dichterliebe op. 48 ist seine umfangreichste und gewichtigste Vertonung eines Textes von Heinrich Heine und zählt gleichzeitig zu den bedeutendsten Liederzyklen der Romantik überhaupt. Schumann hat seinen Liederzyklus 1840 im Jahr seiner hochzeit komponiert. dass er seine Frau nach langer Auseinandersetzung mit seinem künftigen Schwiegervater – der war gegen die Verbindung – endlich heiraten konnte, setzte bei ihm einen großen Schub an Kreativität frei.
Nun findet sich in den Texten der „Dichterliebe“aber keine heile romantische Welt. Das Romantische ist hier das überschäumende Gefühl von„ himmelhochjauchzend“bis„ zu Tode betrübt “. liebes glück findet sich ebenso darin wie Schmerz, Verzweiflung und Melancholie.
So bot sich für die beiden Interpreten ein weites Feld des lyrischen wie des dramatischen Ausdrucks, auf dem beide zu brillieren vermochten. So konnte man Schumanns kongeniale Vertonung nicht nur in Hinrich Horns Gesang hören, sondern auch in seinem Gesichtsausdruck und Gestus optisch wahrnehmen. Und auch Christian Zimmer vermochte es, mit demgegenüber dem Gesang gleichberechtigten Klavier part, den gesungenen Text weiter auszudeuten. Das zeigte sich insbesondere auch in den um Teil langen Nachspielen bei den einzelnen Liedern.
Neben Gefühls überschwang findet sich in Heines Gedichten wie auch Schumanns Vertonung aber auch manche ironische Brechung, etwa bei dem Lied „Ich grolle nicht.“Hier straft die Musik den Text Lügen, indem sie das „Ich grolle nicht“mit einem fast schon polternden Grollen versieht.
Nach diesem hochromantischen Genuss und der darauffolgenden Pause erklang Schumanns Toccata in C-dur, bei der Christian Zimmer seine virtuose beherrschung der tasten unter Beweis stellen konnte. Da nachfolgten ernstere Töne
mit den vier ernsten Gesängen von Johannes Brahms. Sie thematisieren mit Worten des Alten Testaments Tod und Vergänglichkeit in einer eher pessimistischen Sicht.
Mensch und Vieh müssen beide sterben. Tröstliches ist nicht zu sehen. Erst im vierten Gesang ändert sich die Stimmung nachhaltig. Mit Worten aus dem Hohen Lied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief erreicht das Werk, in dem sich Brahms auch mit seinem eigenen Tod auseinandersetzt, einen versöhnlichen Abschluss. Traurigkeit und Melancholie, aber auch die Hoffnung am Ende des Werkes brachten die beiden Interpreten stark zum Ausdruck.
Ganz andere, mehr heitere Stimmung, verbreitete der dritte Teil des Konzertes: Die drei Lieder von Maurice Ravel zum Thema des Don Quichotte und seiner angebeteten Freundin Dulcinea. Im ersten Lied erklärt er romantisch, was er alles für seine Liebste tun würde, im zweiten Lied erbittet er im Gebet den Schutz des heiligen Michael für sich und seine Geliebte (das Klavier imitiert eine Kirchenorgel). Das dritte Lied, ein Trinklied auf die Freude, gleicht einem beschwipsten Walzer. Mit großer Gesangs- und Spielfreude zelebrierten Hinrich Horn und Christian Zimmer dieses heiter-ironische Werk, wobei besonders der beschwipste Don Quichotte des dritten Liedes von hinri ch horn nicht nur gesungen, sondern auch entsprechend gespielt wurde. Hier kam ihm sicher auch seine Opernerfahrung zugute.
Das begeisterte Publikum forderte zur Freude der Künstler zwei Zugaben – und bekam sie auch.