Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Leichtmatrosen ankern in der Senne
Die Band aus Hövelhof, die mit Joachim Witt und Reinhard Mey zusammengearbeitet hat, feiert ihr 15-jähriges Bestehen mit einer Überraschungstour. Auftakt ist in Stukenbrock.
■ Schloß Holte-stukenbrock/hövelhof. Liedermacher Reinhard Mey war von der Idee sofort begeistert. Und er ließ es sich nicht nehmen, beim Neu-arrangement seines Friedensliedes „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“ein paar Zeilen selbst einzusingen. Auch mit anderen Musikgrößen wie Joachim Witt („Goldener Reiter“) oder Peter Heppner („Die Flut“) hat die Band „Leichtmatrose“bereits zusammengearbeitet.
Am Samstag, 6. April, startet das Quintett seine Überraschungstour zum 15-jährigen Bestehen in Stukenbrock-senne.
Die Bandmitglieder leben verteilt in Norddeutschland, das musikalische Zentrum ist Hövelhof. Dort leben Bandgründer Andreas Stitz und Thomas Fest. Beide schreiben zusammen die Songs, Sänger Stitzdietexte,keyboarderund Gitarrist Thomas Fest die Musik.
Im Studio von Thomas Fest werden die Songs vorproduziert, den Feinschliff erhalten sie im Tonstudio des Produzenten
und Leichtmatrosebassisten Rick J. Jordan, der 20 Jahre lang mit der Band „Scooter“gespielt und am Synthesizer deren Sound geprägt hat.
Sowohl bei der Musik- als auch bei der Videoproduktion legt die Band Wert auf Qualität. „Wir geben uns Mühe“, untertreibt Thomas Fest angesichts des Mitwirkens namhafter Musiker und Produzenten. Die Videos sind unter anderem mit dem Hamburger Videokünstler und Fotografen Ronny Zeisberg entstanden; auch das Video zu Reinhard Meys Lied. Dazu gleich mehr.
Andreas Stitz macht seit 2005 unter dem Namen
„Leichtmatrose“Musik. Anfangs als Solokünstler. Er lernte die Neue-deutsche-welleikone Joachim Witt kennen, der Stitz bei der Produktion seineserstenalbums„gestrandet“half. Bis heute verbindet die beiden Musiker eine Freundschaft, Leichtmatrose war jahrelang Support bei Witts Konzerten.
„Musik zum Feiern mit bittersüßem Beigeschmack“
Das Album entstand 2009 – die Veröffentlichung sieht die Band als ihre Geburtsstunde an und kommt daher auf 15 Jahre. Auch wenn es die Band in der heutigen Zusammensetzung damals noch nicht gab. Erst 2011 stieß Thomas Fest hinzu und machte aus dem Soloprojekt ein Duo. Unterstützt von einem Drumcomputer. Bis sich 2015 Tom Günzel ans Schlagzeug setzte, Rick J. Jordan 2018 den Bass beisteuerte und Stephan Sundrup (2019) alles mit Gitarrensound garnierte.
Als deutschsprachige Indiealternativ-band bezeichnet
Thomas Fest „Leichtmatrose“. Als „musikalisch breit“und vielsagend „Musik zum Feiern mit bittersüßem Beigeschmack“.
Der Bandname passe gut, sagt Fest. Der Leichtmatrose stehtinderbordhierarchieweit unten, er ist so etwas wie der „Loser auf dem Schiff“, der alles Mögliche abkriegt. „Wir machen Musik aus der Sicht des sympathischen Verlierers“, erklärt Thomas Fest. Es geht um Alltagsprobleme und um starke Gefühle.
2020 hat die Band Reinhard Meys Friedenslied „Nein, meine Söhne geb’ ich nicht“als Projekt mit mehreren Künstlern neu arrangiert. Joachim Witt, Sängerin und Moderatorin Seraphina Kalze („Abenteuer Leben“) und Bandmitglieder unter anderem von Subway to Sally oder Lucilectric haben zugesagt. Insgesamt 15 Sängerinnen und Sänger.
„Als wir den Song Reinhard Mey geschickt haben, hat er sich in einem langen Schreiben bedankt und darum gebeten, ein, zwei Zeilen mitsingen zu dürfen“, sagt Thomas Fest mit Stolz. Mey sang und wirkte auch im Video mit. Wegen der Popularität des Liedermachers („Über den Wolken“) ist das Video unter dem Label „Reinhard Mey & Friends“veröffentlicht und hat 17 Millionen Aufrufe.
Meys Bedingung war, dass es nicht kommerziellen Zwecken dienen dürfe. Alle Spendeneinnahmen gehen an den Verein „Friedensdorf International“, der kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten in Deutschland medizinisch versorgt. 100.000 Euro sind zusammengekommen.
In Schloß Holte-stukenbrock ist die Band, die eine größere Fangemeinde im Norden und Osten der Republik hat, bislang noch nicht aufgetreten, Thomas Fest hatte beim Dorfverein angefragt, und der war gleich angetan.
Zudem ist Stukenbrocksenne nicht weit weg von Hövelhof, der Zentrale der Band. Ein guter Startpunkt also für die Überraschungstour, findet Fest. Überraschung deshalb, weil erst drei Termine bekannt gegeben sind und weitere nach und nach veröffentlicht werden.