Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Was Schulen gegen Radikalisierung tun
Politisch-religiöse Konfliktlagen in der Schülerschaft gibt es auch in Paderborn. Es wird auf unterschiedliche Weise präventiv gearbeitet – mit Maßnahmen, Projekten und Unterstützungen. Auch um die Demokratie zu fördern.
Paderborn. Schüler haben unterschiedliche soziale, politische, kulturelle und religiöse Hintergründe. Doch inwiefern führt dies in der Schule zu Reibungspotenzial und Konflikten? Und was ist, wenn daraus gar antidemokratische, menschenfeindliche und radikalisierte Ausprägungen entstehen? Auf die Formel „Demokratie fördern, Radikalisierung verhindern“gebracht war eine aktuelle Cdu-anfrage zu dem Thema im Schulausschuss.
Bandbreite an Konfliktlagen
Auf einige Fragen konnte die Stadtverwaltung selbst keine Antwort geben, weshalb sie bei den Schulen angefragt habe, sagte Sabine Bauszus, stellvertretende Leiterin des Schulverwaltungsamtes.
Beim Blick auf politisch-religiöse Konfliktlagen gebe es an den Schulformen eine Bandbreite: Diese reiche von „keine Problemlagen aktuell bekannt“(Grundschulen, Hauptschule) über seltene Konflikte im Hinblick auf den aktuellen Nahost-konflikt mit israelfeindlichen Haltungen (Förderschule Sertürner) bis hin zu: „Alle Konflikte jedweder Art sind uns bekannt und finden ihren Widerhall in der Schule. Das war schon immer so.“
Bezüglich religiöser Radikalisierung beziehungsweise antidemokratischen Verhaltensund Denkmustern gebe es bei einigen wenigen Schülern vereinzelt rechtspopulistische Äußerungen, so Bauszus. Die Schulen lehnten grundsätzlich jede Form von Radikalismus und Extremismusabundseiengemäßnrwschulgesetz dem Geist der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit verpflichtet sowie ein Raum religiöser wie weltanschaulicher Freiheit.
Auch wenn derzeit keine schwerwiegenden Problemlagen beständen, seien die Schulen sensibilisiert, dass gesellschaftliche Entwicklungen auch in Schulen schwappen können, und es gebe einen großen präventiven Maßnahmenkatalog, so Bauszus. „Antidemokratische Tendenzen treten immer mal wieder auf, sind aber als eher selten einzuordnen.“
Austausch als Beispiel für Maßnahmen
Die CDU wollte zudem wissen, ob ein Präventionskonzept zur Demokratieförderung und Radikalisierungsvermeidung existiert oder geplant sei. Dazu erklärte Bauszus, dass es die unterschiedlichsten Möglichkeiten gebe, präventiv zu arbeiten: Beispiele sind die Mitarbeit im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Demokratieerziehung, die Erarbeitung von Schutzkonzepten,
die Überschneidungen mit dem Thema „Demokratieförderung/demokratieerziehung beinhalten, und verschiedene Sozialtrainings. Genauso helfe die Stärkung etwa der Schülervertretung, der Klassenräte, der Schüler- beziehungsweise Stufenparlamente 5.
Um die religiöse Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen zu verhindern, gibt es laut Bauszus an den Schulen eine Vielzahl von verschiedenen Maßnahmen, Projekten und Unterstützungen: Als Beispiele nannte sie die Beratung und Initiativen durch die Schulsozialarbeit und durch die Religionslehrkräfte (etwa Besuch von Kirchen, der Synagoge und einer Moschee), die Unterstützung durch Schüler bei Pfarrfesten, die Teilhabe im Stadtteil, Stufenparlamente zur Demokratieförderung, Podiumsdiskussionen zum Thema „Diskriminierung“, verschiedene Arbeitsgemeinschaften zu den Themen Courage, Diskriminierung und Demokratie,
Projekttage/projektwochen sowie eine offene Schulkultur ohne Ausgrenzung.
Außerdem gebe es Kooperationen mit der jüdischen Gemeinde, der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit, dem Integrationsrat, dem Paderborner Institut für Islamische Theologie und verschiedenen Paderborner Beratungsstellen.
Beim Punkt Beratung wurde zudem seitens der Verwaltung auf die Schulsozialarbeit, das Jugendamt, oder die Polizei verwiesen. Viele Beratungsstellen finden sich unter www.vielfalt-lieben.de.
Die Einbindung von Eltern in den Präventionsprozess sei nur indirekt über Aufklärung und Information möglich. „Schulen haben gegenüben Eltern auch keinen Erziehungsauftrag“,führtebauszuszudiesem Punkt weiter aus. Allerdings sei es möglich, Projekttage auch für Eltern zu öffnen.