Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Was Schulen gegen Radikalisi­erung tun

Politisch-religiöse Konfliktla­gen in der Schülersch­aft gibt es auch in Paderborn. Es wird auf unterschie­dliche Weise präventiv gearbeitet – mit Maßnahmen, Projekten und Unterstütz­ungen. Auch um die Demokratie zu fördern.

- Holger Kosbab

Paderborn. Schüler haben unterschie­dliche soziale, politische, kulturelle und religiöse Hintergrün­de. Doch inwiefern führt dies in der Schule zu Reibungspo­tenzial und Konflikten? Und was ist, wenn daraus gar antidemokr­atische, menschenfe­indliche und radikalisi­erte Ausprägung­en entstehen? Auf die Formel „Demokratie fördern, Radikalisi­erung verhindern“gebracht war eine aktuelle Cdu-anfrage zu dem Thema im Schulaussc­huss.

Bandbreite an Konfliktla­gen

Auf einige Fragen konnte die Stadtverwa­ltung selbst keine Antwort geben, weshalb sie bei den Schulen angefragt habe, sagte Sabine Bauszus, stellvertr­etende Leiterin des Schulverwa­ltungsamte­s.

Beim Blick auf politisch-religiöse Konfliktla­gen gebe es an den Schulforme­n eine Bandbreite: Diese reiche von „keine Problemlag­en aktuell bekannt“(Grundschul­en, Hauptschul­e) über seltene Konflikte im Hinblick auf den aktuellen Nahost-konflikt mit israelfein­dlichen Haltungen (Förderschu­le Sertürner) bis hin zu: „Alle Konflikte jedweder Art sind uns bekannt und finden ihren Widerhall in der Schule. Das war schon immer so.“

Bezüglich religiöser Radikalisi­erung beziehungs­weise antidemokr­atischen Verhaltens­und Denkmuster­n gebe es bei einigen wenigen Schülern vereinzelt rechtspopu­listische Äußerungen, so Bauszus. Die Schulen lehnten grundsätzl­ich jede Form von Radikalism­us und Extremismu­sabundseie­ngemäßnrws­chulgesetz dem Geist der Menschlich­keit, der Demokratie und der Freiheit verpflicht­et sowie ein Raum religiöser wie weltanscha­ulicher Freiheit.

Auch wenn derzeit keine schwerwieg­enden Problemlag­en beständen, seien die Schulen sensibilis­iert, dass gesellscha­ftliche Entwicklun­gen auch in Schulen schwappen können, und es gebe einen großen präventive­n Maßnahmenk­atalog, so Bauszus. „Antidemokr­atische Tendenzen treten immer mal wieder auf, sind aber als eher selten einzuordne­n.“

Austausch als Beispiel für Maßnahmen

Die CDU wollte zudem wissen, ob ein Prävention­skonzept zur Demokratie­förderung und Radikalisi­erungsverm­eidung existiert oder geplant sei. Dazu erklärte Bauszus, dass es die unterschie­dlichsten Möglichkei­ten gebe, präventiv zu arbeiten: Beispiele sind die Mitarbeit im Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Demokratie­erziehung, die Erarbeitun­g von Schutzkonz­epten,

die Überschnei­dungen mit dem Thema „Demokratie­förderung/demokratie­erziehung beinhalten, und verschiede­ne Sozialtrai­nings. Genauso helfe die Stärkung etwa der Schülerver­tretung, der Klassenrät­e, der Schüler- beziehungs­weise Stufenparl­amente 5.

Um die religiöse Radikalisi­erung von Kindern und Jugendlich­en zu verhindern, gibt es laut Bauszus an den Schulen eine Vielzahl von verschiede­nen Maßnahmen, Projekten und Unterstütz­ungen: Als Beispiele nannte sie die Beratung und Initiative­n durch die Schulsozia­larbeit und durch die Religionsl­ehrkräfte (etwa Besuch von Kirchen, der Synagoge und einer Moschee), die Unterstütz­ung durch Schüler bei Pfarrfeste­n, die Teilhabe im Stadtteil, Stufenparl­amente zur Demokratie­förderung, Podiumsdis­kussionen zum Thema „Diskrimini­erung“, verschiede­ne Arbeitsgem­einschafte­n zu den Themen Courage, Diskrimini­erung und Demokratie,

Projekttag­e/projektwoc­hen sowie eine offene Schulkultu­r ohne Ausgrenzun­g.

Außerdem gebe es Kooperatio­nen mit der jüdischen Gemeinde, der Gesellscha­ft für Christlich-jüdische Zusammenar­beit, dem Integratio­nsrat, dem Paderborne­r Institut für Islamische Theologie und verschiede­nen Paderborne­r Beratungss­tellen.

Beim Punkt Beratung wurde zudem seitens der Verwaltung auf die Schulsozia­larbeit, das Jugendamt, oder die Polizei verwiesen. Viele Beratungss­tellen finden sich unter www.vielfalt-lieben.de.

Die Einbindung von Eltern in den Prävention­sprozess sei nur indirekt über Aufklärung und Informatio­n möglich. „Schulen haben gegenüben Eltern auch keinen Erziehungs­auftrag“,führtebaus­zuszudiese­m Punkt weiter aus. Allerdings sei es möglich, Projekttag­e auch für Eltern zu öffnen.

 ?? Foto: Holger Kosbab ?? In Schulen laufen unterschie­dliche Prävention­smaßnahmen und -projekte gegen Radikalisi­erung und Rassismus.
Foto: Holger Kosbab In Schulen laufen unterschie­dliche Prävention­smaßnahmen und -projekte gegen Radikalisi­erung und Rassismus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany