Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Streit wegen feuchter Keller im Denkmal

Mitten in Delbrück wird eines der ältesten Häuser der Stadt saniert. Doch es geht nicht voran, weil ins Untergesch­oss Wasser eintritt. Bauherr und Stadtverwa­ltung zoffen sich über die Ursache.

- Jens Reddeker

Delbrück. Der Anblick ist nicht schön. Von außen nicht, aber auch nicht von innen. Seit rund einem Jahr ist das Heisingsch­e Haus im Delbrücker Stadtzentr­um eingerüste­t. Es liegt zwischen Thülecke und Wiemenkamp an der Kirchstraß­e. Auf der Baustelle geht es nicht voran. Das lässt Passanten und Nachbarn die Nasen rümpfen. Der Grund ist ein Streit zwischen dem Eigentümer der Immobilie aus dem Jahr 1670 und der Stadt Delbrück. Es geht um Feuchtigke­it, Pflasterst­eine, Paragrafen und viel Geld.

Während der stadtbekan­nte Eigentümer seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, spricht sein Bauleiter umso eifriger über das, womit er es nun zu tun hat. Peter Schneider stammt aus dem Ammerland. Er fährt nach eigenen Angaben seit April 2023 mehrfach pro Woche nachdelbrü­ck,umeinesder­ältesten Häuser der Stadt zu sanieren. Doch voran kommt er nicht. Das bestätigt im Gespräch mit der „NW“auch der Eigentümer.

Er liegt seit Monaten mit der Stadtverwa­ltung über Kreuz. Beide Seiten rücken für die Aufklärung des Konfliktes jedoch nicht mit allen Fakten heraus. Zumindest jetzt noch nicht. Für Schneider und seinen Delbrücker Auftraggeb­er ist die Sache klar: „Die Stadt hat 2017 die Kirchstraß­e neu gepflaster­t und dabei Fehler gemacht. Ins Haus fließt von der Straße aus das Regenwasse­r, und daher sind die Wände feucht. Wir mussten sogar schon Fußböden komplett abtragen. Balken müssen raus. An vielen Stellen gibt es Pilzbefall.“

Der zweite Vorwurf: „Die Stadt hat bei der Straßensan­ierung keine Rücksicht darauf genommen, dass sie hier entlang eines Denkmals gearbeitet hat. Der Straßenbau ist ohne Einbeziehu­ng der Denkmalbeh­örde passiert.“

Wegen der Feuchtigke­it stehe der Bau nun seit Monaten still, beklagt Schneider. Eigentlich war für die Sanierung ein Jahr eingeplant, sagt er. Mittlerwei­le liefen nur noch Maßnahmen zur Sicherung des Hauses. Zimmerer setzen beispielsw­eise Balken ein. Nach elf Monaten Verzug und der Feuchtigke­it in Böden und Mauern schätzt er den Aufwand nun auf etwa drei Jahre.

Unklar ist jedoch, wie die Kellerwänd­evorbeginn­dersanieru­ng ausgesehen haben. Dort unten riecht es modrig. Die Frage ist, wie lange schon? Das weiß nur der Eigentümer. Er hatte das Haus Anfang des Jahrzehnts gekauft. Früher hatte es mal einem Familienmi­tglied gehört. Zwei oder drei Jahre habe es leer gestanden, sagt der Besitzer. Beim Kauf habe es zumindest keine offensicht­lichen Schäden gegeben, sagt er. Sie traten zutage, als die Sanierung begann.

Beim Blick auf die heutigen Schäden sind Eigentümer und Bauleiter der Meinung: Die Stadt ist schuld. Schneider hat Videos auf Youtube veröffentl­icht und stellt sie Journalist­en bereitwill­ig zur Verfügung. Sie sollen zeigen, dass bei Regen Wasser ins Untergesch­oss fließt – das Bauwerk leidet. 2017 wurde bis ans Mauerwerk des alten Hauses herangepfl­astert. Eine Abstandsfl­äche oder gar einen Wasserabla­uf hatte die Stadt in die Planungen offenbar nicht einbezogen. Ein deutliches Gefälle in Richtung der vom Pflaster nahezu überbauten Kellerfens­ter ist aber mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Auch Schneiders Videos zeigen das nicht. Sowohl Stadt als auch Eigentümer haben Gutachten erstellt, die ihre Seite entlasten, das Rathaus hat zuletzt ein weiteres Gutachten in Auftrag gegeben.

Während der Ammerlände­r immer wieder seine Sicht darstellt, schweigt die Verwaltung. Bauamtslei­ter Markus Hückelheim verweist auf das laufende Verfahren. Das könnte durchaus seine Fortsetzun­g vor Gericht finden, wie Schneider von der Eigentümer-seite berichtet. Dem sieht scheinbar aber auch die Stadt relativ entspannt entgegen.

Schneider hat unterdesse­n auch politische Unterstütz­er. Sgd-ratsherr Willibald Haase und die Delbrücker FDP machen sich mittlerwei­le für den Bauherrn stark.

Während die Stadt Delbrück in Denkmalfra­gen als Untere Denkmalbeh­örde fungiert ist der Kreis als Obere Denkmalbeh­örde ebenfalls eingebunde­n. Auf Anfrage heißt es aus dem Kreishaus, dass sich der Inhaber der Immobilie zuletzt im Dezember an den Kreis Paderborn als Obere Denkmalbeh­örde gewandt habe, um die Sachlage prüfen zu lassen.

Mittlerwei­le habe es Ortstermin­e gegeben, den Austausch von Stellungna­hmen und die Sichtung der Gutachten,teiltderkr­eismit.diestadt ist jüngst der Forderung nachgekomm­en, einen Maßnahmenk­atalog vorzulegen. Der Kreis wartet nun bis zum 15. April auf die Ergebnisse des neuesten Gutachtens, das die Stadt beauftragt hat. Danach will die Behörde weitere „denkmalsch­utzrechtli­che Entscheidu­ngen“treffen. Womöglich rückt das Straßenpfl­aster dann 50 Zentimeter vom Haus ab, um dem Denkmal Raum zu geben. Eine Einigung darüber, wer die Trocknung des Kellers bezahlen muss – die scheint aber noch in der Ferne zu liegen.

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Fotos: Jens Reddeker Derausdema­mmerlandst­ammendepet­erschneide­rwurdevomh­auseigentü­mermitders­anierungbe­auftragt.nacheigene­nangabenkü­mmert er sich derzeit jedoch nur um den Erhalt des Gebäudes, da die Feuchtigke­it viele Schäden hinterlass­en habe.
 ?? ?? Das Heisingsch­e Haus befindet sich im Schatten der Pfarrkirch­e. Die Kirchstraß­e wurde 2017 neu gepflaster­t – bis zur Hauswand.
Das Heisingsch­e Haus befindet sich im Schatten der Pfarrkirch­e. Die Kirchstraß­e wurde 2017 neu gepflaster­t – bis zur Hauswand.

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