Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Postareal-anwohner sind in Sorge

Die Pläne, auf 1,6 Hektar 226 Wohnungen zu bauen, sorgen in der Nachbarsch­aft für Bestürzung. Anwohner fürchten einen sozialen Brennpunkt: „Das Bauprojekt erschlägt die Umgebung.“Der Projektpla­ner widerspric­ht.

- Niklas Tüns

Paderborn. Noch blicken die Anwohner der Balhornstr­aße beispielsw­eise von ihrem Balkonauf das post areal. dass dort in Zukunft Wohnraum entstehen soll, begrüßen sie. „Keiner ist dagegen, dass da was gebaut wird“, sagt Ralf Bosselmann. Er und einige seiner Nachbarn sind jedoch sehr besorgt über das „Wie“, so dass sie die jetzige Planung vehement ablehnen.

„Das hat das Potenzial, dass hier ein sozialer Brennpunkt entsteht“, befürchtet Michael Sudhoff-ewers. Mehr als 30 Anwohner hätten schon ihre Sorgen geäußert, ein paar von ihnen luden jetzt zu einem Presseterm­in. Die „NW“erklärt, was genau sie kritisiere­n – und was der Projektpla­ner entgegnet.

Kritikpunk­t 1: Das Quartier ist zu wuchtig

´ Die Anwohner-meinung:

Zwischen Balhornstr­aße und Bernhard-köthenbürg­er-straße sind auf einer Fläche von nur 1,6 Hektar 226 Wohnungen für bis zu 600 menschen geplant. Die Wohneinhei­ten sollen auf vier Blöcke verteilt werden .„ Das sind riesige Klötze, die von außen wie ein durchgehen­des Monument wirken“, meint Sudhoff-ewers.

Anwohnerin Alexandra Nau sagt: „Natürlich möchte der Investor auf möglichst kleinem Raum eine möglichst hohe Rendite erhalten. Das kann man verstehen, geht aber auf die Kosten der Anwohner.“Reinhard Borgmeier, Ratsherr der Linksfrakt­ion und selbst Anwohner, ergänzt: „Man kann nicht so viel Menschen auf eine Fläche packen.“

´ Die Planer-meinung:

Martin Behet ist nicht nur Architekt des Stadthause­s, sondern auch für die Postquarti­er Bau Gmbh & Co. KG der Planer. Er sagt, dass der Nachverdic­htungswert der geplanten Bebauung durchaus hoch, aber noch im Rahmen sei. Die Größenordn­ung sei für das Gebiet verträglic­h. Dem Eindruck eines Monumental­werks widerspric­ht er. Maßgeblich hierfür sei auch, dass das Quartier von vier Seiten Zugänge bekommen soll. „Das ermöglicht die Durchqueru­ng für die Bewohner und für alle anderen. Wir wollen eine Vernetzung mit der Umwelt“, sagt Behet.

Die Stadt Paderborn spricht auf „Nw“-anfrage davon, dass die Lösung einen Kompromiss „zwischen Innenentwi­cklung und städtebaul­icher Integratio­n“darstelle, durch die „dringend benötigter Wohnraum in bester innerstädt­ischer Lage geschaffen“werde.

Kritikpunk­t 2: Die Wohnblöcke sind zu hoch

´ Die Anwohner-meinung:

Die Pläne sehen eine maximale Gebäudehöh­e von 14,50 Meter vor. Damit würden die Wohnblöcke die Nachbar-bebauung um mehrere Meter überragen, meinen die Anwohner. Sudhoff-ewers: „Das Bauprojekt erschlägt die Umgebung.“Besonders auffällig sei der Unterschie­d zu umliegende­n Satteldach-häusern, die kleinteili­ger wirkten. Dass die oberste Etage jedes Wohnblocks als zurückspri­ngendes Staffelges­choss, also nicht vollwertig­es Geschoss, angedacht ist, mache es nicht besser.

´ Die Planer-meinung:

Die Stadt Paderborn teilt mit, dass die umliegende­n Firsthöhen aufgegriff­en und als maximale Höhe der Vollgescho­sse definiert werden. „Die eigentlich­e Nachverdic­htung, die über den Bestand hinausgeht, erfolgt über die Zulässigke­it eines weiteren Nichtvollg­eschosses“, heißt es aus der Stadtverwa­ltung. Laut Planer Behet sei besagtes Staffelges­choss aus der Fußgängers­icht

So stellen sich die Planer die vier Wohnblöcke auf dem Post-gelände vor. nicht wirklich erkennbar.

Kritikpunk­t 3: Fehlende Aufenthalt­squalität

´ Die Anwohner-meinung:

Mehrere Punkte, die das „Innenleben“des geplanten Quartiers angehen, kritisiere­n die Anwohner. Der Innenberei­ch soll zwar autofrei bleiben, aufgrund von vorgeschri­ebenen Rettungswe­gen stünde jedoch zu wenig Grün-und Aufenthalt­s fläche zur Verfügung. Auch fehle es an ausreichen­d Spielfläch­en für die „geschätzt 60 bis 100 Heranwachs­enden“, meint Michael Sudhoffewe­rs. Bei den Innenhöfen der einzelnen Wohnblöcke habe er die Sorge ,„ dass sich die Geräusche wie in einer Echo kammer verteilen“.Borgm eier vermisst Begegnungs stätten.

´ Die Planer-meinung:

Architekt Behet kann die Kritik nur teilweise nachvollzi­ehen. Es gäbe durchaus Potenzial, den Innenberei­ch grüner zu gestalten. Die vier Innen höfe hätten mit einem Durchmesse­rvon 20 metern eine proportion, „die kein Engegefühl aufkommen lässt“. Durch unterschie­dliche Wohnungsgr­ößen – ein bis fünf Zimmer – soll es eine „soziale Durchmisch­ung“geben, weshalb die Befürchtun­g, dass das Postquarti­er ein sozialer Brennpunkt werde, unbegründe­t sei.

Kritikpunk­t 4: Es droht ein Parkchaos

´ Die Anwohner-meinung:

Parkraum soll eine Tiefgarage bieten, neben Stellplätz­en fürs Gewerbe seien 159 für die Bewohner geplant, sagen die Anwohner. Das seien Dutzende Stellplätz­e zu wenig, so dass ein Parkchaos an den umliegende­n Straßen drohe. „Wir haben jetzt schon nicht genug Parkplätze“, sagt Alexandra N au .500 geplante Fahrrad stellplätz­e seien dann nur ein Feigenblat­t der Planer.

´ Die Planer-meinung:

Gutachten und Erfahrung würden sagen, dass die geplante Anzahl an Stellplätz­en ausreicht, so Behet. Auch verweist er auf die Rad-stellplätz­e und den öffentlich­en Nahverkehr.

 ?? Foto: Tüns ?? Die Anwohner Helmut Podtschask­e (v. l.), Reinhard Borgmeier, Michael Sudhoff-ewers, Christian Schuck, Tim Wibbeke und Ralf Bosselmann kritisiere­n die Pläne.
Foto: Tüns Die Anwohner Helmut Podtschask­e (v. l.), Reinhard Borgmeier, Michael Sudhoff-ewers, Christian Schuck, Tim Wibbeke und Ralf Bosselmann kritisiere­n die Pläne.
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