Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Postareal-anwohner sind in Sorge
Die Pläne, auf 1,6 Hektar 226 Wohnungen zu bauen, sorgen in der Nachbarschaft für Bestürzung. Anwohner fürchten einen sozialen Brennpunkt: „Das Bauprojekt erschlägt die Umgebung.“Der Projektplaner widerspricht.
Paderborn. Noch blicken die Anwohner der Balhornstraße beispielsweise von ihrem Balkonauf das post areal. dass dort in Zukunft Wohnraum entstehen soll, begrüßen sie. „Keiner ist dagegen, dass da was gebaut wird“, sagt Ralf Bosselmann. Er und einige seiner Nachbarn sind jedoch sehr besorgt über das „Wie“, so dass sie die jetzige Planung vehement ablehnen.
„Das hat das Potenzial, dass hier ein sozialer Brennpunkt entsteht“, befürchtet Michael Sudhoff-ewers. Mehr als 30 Anwohner hätten schon ihre Sorgen geäußert, ein paar von ihnen luden jetzt zu einem Pressetermin. Die „NW“erklärt, was genau sie kritisieren – und was der Projektplaner entgegnet.
Kritikpunkt 1: Das Quartier ist zu wuchtig
´ Die Anwohner-meinung:
Zwischen Balhornstraße und Bernhard-köthenbürger-straße sind auf einer Fläche von nur 1,6 Hektar 226 Wohnungen für bis zu 600 menschen geplant. Die Wohneinheiten sollen auf vier Blöcke verteilt werden .„ Das sind riesige Klötze, die von außen wie ein durchgehendes Monument wirken“, meint Sudhoff-ewers.
Anwohnerin Alexandra Nau sagt: „Natürlich möchte der Investor auf möglichst kleinem Raum eine möglichst hohe Rendite erhalten. Das kann man verstehen, geht aber auf die Kosten der Anwohner.“Reinhard Borgmeier, Ratsherr der Linksfraktion und selbst Anwohner, ergänzt: „Man kann nicht so viel Menschen auf eine Fläche packen.“
´ Die Planer-meinung:
Martin Behet ist nicht nur Architekt des Stadthauses, sondern auch für die Postquartier Bau Gmbh & Co. KG der Planer. Er sagt, dass der Nachverdichtungswert der geplanten Bebauung durchaus hoch, aber noch im Rahmen sei. Die Größenordnung sei für das Gebiet verträglich. Dem Eindruck eines Monumentalwerks widerspricht er. Maßgeblich hierfür sei auch, dass das Quartier von vier Seiten Zugänge bekommen soll. „Das ermöglicht die Durchquerung für die Bewohner und für alle anderen. Wir wollen eine Vernetzung mit der Umwelt“, sagt Behet.
Die Stadt Paderborn spricht auf „Nw“-anfrage davon, dass die Lösung einen Kompromiss „zwischen Innenentwicklung und städtebaulicher Integration“darstelle, durch die „dringend benötigter Wohnraum in bester innerstädtischer Lage geschaffen“werde.
Kritikpunkt 2: Die Wohnblöcke sind zu hoch
´ Die Anwohner-meinung:
Die Pläne sehen eine maximale Gebäudehöhe von 14,50 Meter vor. Damit würden die Wohnblöcke die Nachbar-bebauung um mehrere Meter überragen, meinen die Anwohner. Sudhoff-ewers: „Das Bauprojekt erschlägt die Umgebung.“Besonders auffällig sei der Unterschied zu umliegenden Satteldach-häusern, die kleinteiliger wirkten. Dass die oberste Etage jedes Wohnblocks als zurückspringendes Staffelgeschoss, also nicht vollwertiges Geschoss, angedacht ist, mache es nicht besser.
´ Die Planer-meinung:
Die Stadt Paderborn teilt mit, dass die umliegenden Firsthöhen aufgegriffen und als maximale Höhe der Vollgeschosse definiert werden. „Die eigentliche Nachverdichtung, die über den Bestand hinausgeht, erfolgt über die Zulässigkeit eines weiteren Nichtvollgeschosses“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Laut Planer Behet sei besagtes Staffelgeschoss aus der Fußgängersicht
So stellen sich die Planer die vier Wohnblöcke auf dem Post-gelände vor. nicht wirklich erkennbar.
Kritikpunkt 3: Fehlende Aufenthaltsqualität
´ Die Anwohner-meinung:
Mehrere Punkte, die das „Innenleben“des geplanten Quartiers angehen, kritisieren die Anwohner. Der Innenbereich soll zwar autofrei bleiben, aufgrund von vorgeschriebenen Rettungswegen stünde jedoch zu wenig Grün-und Aufenthalts fläche zur Verfügung. Auch fehle es an ausreichend Spielflächen für die „geschätzt 60 bis 100 Heranwachsenden“, meint Michael Sudhoffewers. Bei den Innenhöfen der einzelnen Wohnblöcke habe er die Sorge ,„ dass sich die Geräusche wie in einer Echo kammer verteilen“.Borgm eier vermisst Begegnungs stätten.
´ Die Planer-meinung:
Architekt Behet kann die Kritik nur teilweise nachvollziehen. Es gäbe durchaus Potenzial, den Innenbereich grüner zu gestalten. Die vier Innen höfe hätten mit einem Durchmesservon 20 metern eine proportion, „die kein Engegefühl aufkommen lässt“. Durch unterschiedliche Wohnungsgrößen – ein bis fünf Zimmer – soll es eine „soziale Durchmischung“geben, weshalb die Befürchtung, dass das Postquartier ein sozialer Brennpunkt werde, unbegründet sei.
Kritikpunkt 4: Es droht ein Parkchaos
´ Die Anwohner-meinung:
Parkraum soll eine Tiefgarage bieten, neben Stellplätzen fürs Gewerbe seien 159 für die Bewohner geplant, sagen die Anwohner. Das seien Dutzende Stellplätze zu wenig, so dass ein Parkchaos an den umliegenden Straßen drohe. „Wir haben jetzt schon nicht genug Parkplätze“, sagt Alexandra N au .500 geplante Fahrrad stellplätze seien dann nur ein Feigenblatt der Planer.
´ Die Planer-meinung:
Gutachten und Erfahrung würden sagen, dass die geplante Anzahl an Stellplätzen ausreicht, so Behet. Auch verweist er auf die Rad-stellplätze und den öffentlichen Nahverkehr.