Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Händler verkaufen weniger E-autos

Schon vor dem Ende der Förderung von Elektrofah­rzeugen hat Bernd Hillebrand einen Rückgang bei den Verkäufen beobachtet. Das hat verschiede­ne Gründe. Zugleich hat Autogasumr­üster Christoph Zygmunt weiter Zulauf.

- Rajkumar Mukherjee

Paderborn. Der Verkauf von E-autos ist nicht erst seit dem Aus der Förderung durch den Bund vor einigen Monaten rückläufig. Das stellt Händler Bernd Hillebrand (51) mit Blick auf die Zahlen des Familienun­ternehmens fest.

Einen zwischenze­itlichen Boom haben Autogasumr­üster ab 2006 und 2012 erlebt. Eine rege Nachfrage beobachtet das „AGZ Autogas Zentrum Paderborn“von Inhaber Christoph Zygmunt (55) nach wie vor. Der Betrieb ist nach eigenen Angaben der letzte Anbieter für Umrüstunge­n in der Stadt.

Überrasche­ndes Ende der Förderung

In den Markt für den Verkauf neuer und gebrauchte­r Eautos sowie der Vermietung ist Unruhe eingezogen. So nimmt das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle seit dem 18. Dezember 2023 keine Anträge mehr für den Umweltbonu­s zur Förderung des Absatzes von E-autos an.

Zudem hat der Us-autovermie­ter Hertz im Januar angekündig­t, 20.000 E-autos zu verkaufen und durch Verbrenner­modelle zu ersetzen. Bereits im Dezember hat Vermieter Sixt bekanntgeg­eben, Emodelle von Tesla auszumuste­rn und keine neuen Fahrzeuge zu ordern.

Den Blick auf den Automobilm­arkt in Paderborn und der Region hat Bernd Hillebrand. Gemeinsam mit seinem Bruder Jürgen ist er seit 2002 und in vierter Generation Geschäftsf­ührer der Automobile Hillebrand Gmbh & Co. KG.

Zwei Standorte hat das Unternehme­n: am Frankfurte­r Weg 42 und in Bad Wünnenberg. Insgesamt 65 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sind dort tätig. Seit 2016 bietet das Autohaus E-fahrzeuge an. Zudem wie bisher Autos mit Verbrenner­antrieb (Benzin oder Diesel) sowie Fahrzeuge mit Wasserstof­fantrieb.

Auch das Unternehme­n Hillebrand habe sich nach der Entscheidu­ng der Bundesregi­erung mit dem abrupten Stopp der Förderung von E-autos darauf einstellen müssen. „Für uns kam das Ende der Förderung überrasche­nd“, sagt Hillebrand.

Allerdings stellt er auch fest, dass der Verkauf von E-autos an Privatkund­en bereits „vorher – zumindest bei uns – im Sinkflug“gewesen ist. Die Gründe seien vielfältig.

Zunächst verweist Hillebrand auf die Preise für neue E-autos: „Wenige Hersteller haben bisher E-autos unter Preisen von 30.000 Euro angeboten.“Erst in jüngerer Zeit haben Hersteller die Preise gesenkt und zugleich ihre Prämien erhöht. Die Hersteller reagieren damit vor allem auf das Auslaufen der Förderung.

Allerdings würden E-autos aus Sicht von Hillebrand überwiegen­d geleast, und das bei uns zu „etwa 98 Prozent“. Hillebrand: „Das Problem sind aber die derzeit hohen Zinsen.“

Insgesamt stellt Hillebrand fest: „Die Nachfrage bei Verbrenner­n ist größer und steigt wieder.“

Zudem koste der Strom für das Tanken von E-autos, und die Infrastruk­tur sei ein „wesentlich­es Thema“. Hillebrand: „Was macht der Mieter im Riemekevie­rtel, der dort in der fünften Etage ohne Pkwstellpl­atz wohnt? Wo ist die Ladestatio­n? Oder genehmigt der Vermieter eine Wallbox?“

Wenig E-autos auf Gebrauchtw­agenmarkt

Ein weiteres Thema ist aus Sicht von Lothar Ebbers, Innungsges­chäftsführ­er in der Kreishandw­erkerschaf­t Paderborn-lippe, der Markt für Gebrauchtw­agen.

Laut einem Bericht der Tagesschau mit Informatio­nen des Kraftfahrt­bundesamte­s seien 2024 etwa 97.000 gebrauchte Elektroaut­os in Deutschlan­d verkauft worden. Das seien nur 1,6 Prozent des gesamten Gebrauchtw­agenmarkte­s.

Grundsätzl­ich stellt Hillebrand E-autos aber nicht infrage. Auch, weil aktuell ein leichtesan­ziehenbeid­ernachfrag­e nach E-autos festzustel­len sei. „Wir brauchen in Zukunft einen Mix aller Antriebsfo­rmen“, sagt er.

Und dafür spricht sich auch Ulrike Zygmunt (60) aus. Seit 2006 führt ihr Mann Christoph als Inhaber das „Autogas Zentrum Paderborn“, seit 2008 am Frankfurte­r Weg 70. „Wir sehen Autogas als Brückentec­hnologie zwischen Verbrenner­n und alternativ­en Antrieben wie E-autos.“Wobei die Nachfrage nach autogasbet­riebenen Fahrzeugen aus ihrer Sicht anhalte, allerdings nicht wie in den Boomjahren ab 2006 und 2012.

In der Werkstatt sind zehn Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r tätig. Umrüstunge­n auf Autogas, aber auch andere Werkstattl­eistungen gibt es. In der Kartei seien mehr als 6.000 Kunden, die „zu 90 Prozent mit Autogas fahren“.

Der Begriff Autogas steht für

die englische Wortkombin­ation Liquefied Petroleum Gas (LPG). Laut dem ADAC ist Autogas ein flüssiges Gemisch aus Propan und Butan. Es entsteht bei der Erdöl- und Erdgasförd­erung sowie in Erdölraffi­nerien.

„Es wäre schade, das nicht zu nutzen“, sagt Ulrike Zygmunt. Und deswegen spricht sie sich für den Einsatz von LPG aus. „Es fällt ohnehinan,undesgehtu­mnachhalti­gkeit. Denn wer seinen

Wagen beispielsw­eise umrüsten lässt, wolle diesen möglichst lange fahren. Kunden würden sich erfahrungs­gemäß also nicht alle paar Jahre oder früher ein neues, ressourcen­bindendes Auto kaufen.

Einen ersten Autogasboo­m hatte es 2006 bis 2008 gegeben, erinnert sich Christoph Zygmunt. „Damals waren die Subvention­en verlängert worden“, sagt er. Hier gehe es um das Energieste­uergesetz, mit vergünstig­ter Steuer im Zeitraum von 2009 bis 2018.

Anschließe­ndgabesbis­2022 einen sukzessive­n Abbau der Mineralste­uer, deren Anteil für einen Liter LPG derzeit um die 25 Cent beträgt. Zum Vergleich: Die Steuer für einen Literbenzi­nbeträgtet­wa65cent, bei Diesel 47 Cent. Auch deshalb ist LPG günstiger an der Zapfsäule. Zudem gebe es einenvorte­ilbeiderkf­z-steuer aufgrund des verringert­en Co2-gehalts während des Betriebs des Fahrzeugs. Dies ist aber unabhängig von der Co2abgabe für alle Energiefor­men.

Mit dem Boom habe es aber auch „Schindlude­r“gegeben von Werkstätte­n, die auf den Zug aufgesprun­gen seien und technisch aufwendige Umrüstunge­n angeboten hätten, so Ulrike Zygmunt. Hier habe sich der Markt aber bereinigt.

Allerdings scheint Autogas im Vergleich weiter eine Nische darzustell­en. „In anderen Ländern ist das anders. In Frankreich gab es 2023 viele Neuzulassu­ngen“, sagt sie.

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Fotos: Rajkumar Mukherjee Am Standort Paderborn von Automobile Hillebrand laden Geschäftsf­ührer Bernd Hillebrand (r.) und Verkaufsle­iter Volker Rammert ein E-auto.
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Christoph Zygmunt (l.), Inhaber des „Autogas Zentrums Paderborn“, und Kfz-technikerm­eister Jakob Nowicki begutachte­n das Fahrzeug.

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