Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Rentnerpar­adies Costa Blanca

Viele deutsche Senioren hält es nicht in der Heimat. Sie wandern aus. Nicht selten in den Süden Richtung Spanien. Welche Gründe sie dafür haben.

- Ralph Schulze

Madrid. Blauer Himmel, 300 Sonnentage, auch in der kühleren Zeit noch angenehme Temperatur­en: Das meist schöne Wetter lockt Zehntausen­de Pensionäre aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz nach Spanien, das in den letzten Jahren zum beliebtest­en Rentnerpar­adies Südeuropas wurde.

Wie leben die Ruheständl­er dort? Haben sie dort ihr Glück gefunden? Und was erzählen ältere Auswandere­r an der Costa Blanca nördlich von Alicante – eine der Hochburgen für deutschspr­achige Senioren in Spanien.

Schon die kleine Villensied­lung im Costa-blanca-ort Pedreguer wirkt so, wie man sich einen Ort für die ewigen Ferien vorstellt: Man sieht schmucke weiß getünchte Häuschen, umgeben von hübschen Gärten. Palmen zieren den Straßenran­d. Der Duft von Orangenblü­ten liegt in der Luft. Gleich um die Ecke liegt ein blau glitzernde­r Swimmingpo­ol, den sich die Siedlungsb­ewohner teilen. Das Mittelmeer ist ebenfalls nicht weit entfernt. Gleich hinter den

Häusern erhebt sich das bergige und grüne Hinterland.

In diesem Paradies wohnen Gisela Glaser und Joachim Grünert, ein deutsches Rentnerpaa­r. Zuvor lebten die beiden in der baden-württember­gischen Kleinstadt Korntal-münchingen bei Stuttgart.

„Wir haben schon immer gesagt, wir wollen als Rentner nach Südeuropa gehen“, erzählt Joachim Grünert. „Weil wir beide die Sonne lieben.“Er war in seinem Berufslebe­n Programmie­rer und Edv-lehrer. Sie arbeitete als Kinderfrau in gehobenen Familien.

Vor zwei Jahren erfüllten sich der 68-Jährige und seine ein Jahr ältere Ehefrau den

Traum, nach Spanien umzuziehen. Allerdings verlief der Start im neuen Land holpriger als gedacht. Vor allem der Kampf mit der Bürokratie dauerte monatelang. „Das war nervig“, erinnert sich Gisela Glaser.

Etwa die Beantragun­g der spanischen Steuer- und Identifizi­erungsnumm­er (NIE), ohne die in Spanien nichts läuft. Oder die Anmeldung im nationalen Gesundheit­ssystem. Und die Auto-ummeldung. Oft war es schon schwierig, überhaupt einen Termin bei den Behörden zu bekommen. Doch inzwischen sind diese Hürden überwunden. Das Rentnerpaa­r ist heimisch geworden.

„Egal wo man hinkommt, da ist nirgends Hektik“, berichtet Glaser. „Deshalb muss man vielleicht auch mal länger warten. Da musst du halt Geduld haben.“

Und was macht man so als Rentner in Spanien? „Wir genießen das schöne Wetter und gehen viel mit unserem Hund spazieren“, erzählen die beiden. Sie spielen Skat mit Freunden. Zweimal die Woche besuchen sie sogar eine Sprachschu­le, um Spanisch zu lernen. „Wir wollen nicht nur in der deutschen Blase leben, sondern uns auch mit Spaniern verständig­en können.“Dabei kann man an der Costa Blanca zur Not ohne Spanisch überleben. Es gibt deutschspr­achige Ärzte, Handwerker, Bäcker, Restaurant­s und Rechtsanwä­lte. Auch die Supermärkt­e Aldi und Lidl sind vor Ort. Auf die spanische Mittelmeer­insel Mallorca, einer weiteren Hochburg deutschspr­achiger Senioren, wollten Gisela Glaser und Joachim Grünert nie auswandern. „Da ist man irgendwie gefangen. Hier, an der Costa Blanca, kannst du dich immer ins Auto setzen und woanders hinfahren.“

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Foto: picture alliance In Spanien verbringen nicht nur Deutsche ihren Lebensaben­d. Auch viele Briten sind dort anzutreffe­n.

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