Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Weitere brutale Schlägereien in der Innenstadt
Die Polizei spricht am Feiertag wieder mehrere Platzverweise aus. In der Sicherheitsdebatte gibt es neue Forderungen.
Paderborn. Die tödliche Gewalttat in der Marienstraße ist für die Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt „die unfassbare Spitze einer sich seit Monaten verschlechternden Sicherheitslage in der City“. Seit Jahren mache die IG Innenstadt auf die Sicherheitsprobleme aufmerksam, schreibt Sprecherin Astrid Hunstig. Dazu gehörten die Drogen- und Trinkerprobleme am Westerntor und an der Herz-jesu-kirche sowie Gewalttaten, Bedrohungen, Belästigungen und Lärmentwicklung an verschiedenen Orten der Innenstadt.
Wie erst am Freitag bekanntwurde, hatte es nur wenige Tage vor der tödlichen Attackeindermarienstraßeeinen ähnlichen Vorfall gegeben. Dabei schlugen und traten mehrere Männer auf mehrere Personen ein, wobei ein 26-jähriger Paderborner schwere Gesichtsverletzungen erlitt. Die Polizei sucht Zeugen des Vorfalls von Sonntag, 28. April, 4.15 Uhr.
Doch auch an Christi Himmelfahrt gab es wieder einen ähnlichen Fall von Körperverletzungen in der Innenstadt. Am Abend kam es gegen 21.20 Uhr in der Straße Am Abdinghof zu zunächst verbalen Streitigkeiten zwischen zwei größeren Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, berichtet die Polizei.
Mehrere Tatverdächtige liefen dann auf einen 16-Jährigen aus der anderen Gruppe zuundschlugenundtratenihn. Auch ein 17- und ein 19-Jähriger wurden körperlich angegangen. Nachdem sich die Gruppe mit den Angegriffenen zurückgezogen hatte, wurden die Personen auf Höhe der Straße Paderberg erneut attackiert.
Der Haupttäter wird von der Polizei wie folgt beschrieben: männlich, 25-30 Jahre alt, 1,80 Meter groß, osteuropäisches Erscheinungsbild, schlanke, athletische Statur, dunkelblonde/braune Haare, Undercut, kurzes schwarzes T-shirt, kurze schwarze Hose, vermutlich schwarze Jacke um die Hüften gebunden. Die Polizei sucht Zeugen und bittet um Hinweise unter Tel. 05251 3060.
In der Nacht auf den Feiertag hatte die Polizei ihren Schwerpunkteinsatz fortgesetzt. Die Beamten seien dabei erneut überwiegend im Bereichdesinnerenringsmitden Schwerpunkten Marienstraße, Am Abdinghof, Paderquellgebiet, Königstraße, Königsplatz und Westernstraße unterwegs gewesen, hieß es.
Bis in die frühen Morgenstunden seien mehrere Personen überprüft und kontrolliert worden. Die Einsatzkräfte sprachen zwölf Platzverweise gegen polizeibekannte Personen aus und verwiesen diese konsequent aus dem Innenstadtbereich. Zwei Personen wurden in Gewahrsam genommen, weil sie diesem Platzverweis nicht hätten nachkommen wollen.
Platzverweise und Aufenthaltsverbote sowie die Zusammenarbeit der Behörden hätten nach Ansicht der IG Innenstadt auch schon in der westlichen Westernstraße zu einer deutlichen Verbesserung geführt, wie Astrid Hunstig schreibt. Deshalb begrüßt die IG die Forderungen aus der Politik nach mehr Sicherheitsmaßnahmen. Die „Null-toleranz-strategie“und vereinte Zusammenarbeit müsse fortgesetzt werden, um die Sicherheitslage in Paderborn wiederherzustellen.
Doch verstärkte Präventionsprogramme und die Arbeit von Streetworkern könnten ebenfalls zu einer möglichen Verbesserung der Lage beitragen. „Zu überlegen bleibt auch, ob es nicht sinnvoll ist, für die Alkohol- und Drogenabhängigen eine Anlaufstelle in der City zu schaffen“, heißt es in der Pressemitteilung der IG Innenstadt. Wichtig sei es nun, dass politische Äußerungen nicht nur Lippenbekenntnisse werden.
Nach einem möglichen Alkoholverbot sowie einer Videoüberwachung im Bereich der Marienstraße zu bestimmten Uhrzeiten fragt auch die Fraktion Für Paderborn in der nächsten Sitzung des Hauptund Finanzausschusses, am Dienstag, 14. Mai. Eine ähnliche Anfrage hatte kurz nach der Tat bereits die CDU gestellt.
Zudem möchte die Fraktion unter anderem erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, die Betreiber der Lokalitäten zu verpflichten, für die Sicherheit auch im direkten Umfeld der eigenen Veranstaltung zu sorgen. Es müsse geklärt werden, inwieweit die Partyveranstalter auch Verantwortung für Gäste übernehmen müssen, die sich zeitweise außerhalb der eigenen Räumlichkeiten befinden.