Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Zerbrochenes Husarendenkmal: Gutachter sieht Fehler bei der Stadt
Der missglückte Abbau des Ehrenmals zieht eine weitere Reaktion nach sich. Steinmetz Michael Diwo sieht seinen Ruf geschädigt, weshalb er Details zu seinem Gutachten nennt.
Paderborn. In einen Graubereich begebe er sich, sagt Michael Diwo. Als Sachverständiger hatte er für die Stadt Paderborn ein Gutachten anlässlich des geplanten Abbaus des Husarendenkmals an den Paderwiesen erstellt. Dass er nun aus ebenjenen Gutachten zitiert, wollte er wegen besagter, juristischer Grauzone eigentlich vermeiden.
Aber: „Eventuelle Konsequenzen hieraus sind für mich weniger gravierend als die erfolgte Rufschädigung als öffentlich bestellter und verteidigter Sachverständiger der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld.“Die Auslöser dafür, dass das Ehrenmal am Montag – wie berichtet – zerbrach, sieht er bei Fehlern der Stadtverwaltung.
Die Stadt Paderborn legte zu Wochenbeginn in einem Statement nahe, dass eine falsche Annahme aus dem Gutachten zum Sturz des Reliefs samt Bruch führte. Diwo war entsetzt über diese Aussage, intervenierte bei der Verwaltung, die dann am Mittwoch mitteilte: „Grundsätzlich ist das Gutachten nicht schadensursächlich.“Wirklich beruhigt hat ihn diese – seiner Meinung
nach zu dünne – Stellungnahme auch nicht. Daher nun seine Erwiderung.
„Auslöser für die Zerstörung“seien die „Beauftragung einer ungeeigneten Gartenbaufirma“, das „Nutzen eines völlig ungeeigneten Werkzeugs“– ein Bagger für den Garten- und Landschaftsbau-bereich – und „keine angemessene Bauleitung seitens der Stadt“gewesen. Auf diese Punkte habe er zuvor in seinem Gutachten hingewiesen, so zitiert er daraus: „Wichtig ist die Auswahl kompetenter Betriebe und enge Begleitung der Ausführung.“
Auch habe er angemerkt, dass mangels Konstruktionszeichnungen unklar sei, ob das Ehrenmal verdübelt oder verklammert ist. Da die Verbindungsstelle zwischen Husaren-tafel und Sockel mangelhaft war, fiel das Relief nach Angaben der Stadt letztlich um.
Die Stadt Paderborn bestätigt zwar auf „Nw“-anfrage, „dass sich bewusst gegen eine Fachfirma aus dem Bereich Restauration/denkmalschutz entschieden wurde“. Der Grund sei die Verhältnismäßigkeit der zu erwartenden Kosten gewesen. Zugleich betont die Stadtverwaltung: „Das Gartenbau-unternehmen wurde im Vorfeld ausreichend instruiert, dass die Elemente ohne Beschädigungen abgebaut werden müssen. So war es auch ausgeschrieben. Somit ist das Amt für Umweltschutz und Grünflächen seiner Bauleitungspflicht ausreichend nachgekommen.“
Ein weiterer Aspekt der Debatte, die sich im Laufe der Woche entwickelte, betrifft das Material, aus dem das Husarendenkmal ist. Zunächst hieß es seitens der Verwaltung, dass eine falsche Annahme zur Materialbeschaffenheit – Naturstein statt richtigerweise Beton – ursächlich für das Umfallen des Husarendenkmals war.
Wie Diwo nun näher erläutert, habe das Husarendenkmal zunächst wie ein Betonguss gewirkt, alte Unterlagen hätten jedoch von fränkischem Muschelkalk gesprochen. Eine „sehr große Ähnlichkeit“zum Kleinrinderfelder Muschelkalk habe er bei einem Vergleich festgestellt. Endgültige Sicherheit hätte jedoch erst eine weitere Analyse mit zusätzlichen Kosten gebracht – und die sei nicht nötig gewesen. Denn das Material sei „völlig unerheblich für die Demontage“.
„Die Sache ist echt dumm gelaufen“, so Diwo, der gegenüber der „NW“aber auch sagt: „Mit dem ausführenden Mitarbeiter in der Stadtverwaltung komme ich gut zurecht.“Der Fall mit dem zerbrochenen Husarendenkmal hatte nichtnurihnverärgert.wieberichtet, fühlt sich der Reservistenverband zu wenig in das Prozedere eingebunden.
Und die Cdu-fraktion fordert Aufklärung, zudem äußerte sie den Wunsch, dass das Ehrenmal wiederhergestellt wird. Nach Einschätzung von Steinmetz Michael Diwo ist eine Wiederzusammensetzung „technisch und fachlich“möglich. „Dann reden wir aber nicht von ein paar Tausend Euro, das kostet viel mehr“, so Diwo. Das Stadtmuseum denkt darüber nach, das beschädigte Husaren-relief in einer historischen Kontextualisierung auszustellen. Das Infanteristehrenmal, das ein paar Meter vom zerbrochenen Denkmal entfernt stand und beim Abbau am Montag unversehrt blieb, soll an geeigneter Stelle wieder errichtet werden.
Wiederherstellung ist nach Expertenschätzung sehr teuer