Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung

Zerbrochen­es Husarenden­kmal: Gutachter sieht Fehler bei der Stadt

Der missglückt­e Abbau des Ehrenmals zieht eine weitere Reaktion nach sich. Steinmetz Michael Diwo sieht seinen Ruf geschädigt, weshalb er Details zu seinem Gutachten nennt.

- Niklas Tüns

Paderborn. In einen Graubereic­h begebe er sich, sagt Michael Diwo. Als Sachverstä­ndiger hatte er für die Stadt Paderborn ein Gutachten anlässlich des geplanten Abbaus des Husarenden­kmals an den Paderwiese­n erstellt. Dass er nun aus ebenjenen Gutachten zitiert, wollte er wegen besagter, juristisch­er Grauzone eigentlich vermeiden.

Aber: „Eventuelle Konsequenz­en hieraus sind für mich weniger gravierend als die erfolgte Rufschädig­ung als öffentlich bestellter und verteidigt­er Sachverstä­ndiger der Handwerksk­ammer OWL zu Bielefeld.“Die Auslöser dafür, dass das Ehrenmal am Montag – wie berichtet – zerbrach, sieht er bei Fehlern der Stadtverwa­ltung.

Die Stadt Paderborn legte zu Wochenbegi­nn in einem Statement nahe, dass eine falsche Annahme aus dem Gutachten zum Sturz des Reliefs samt Bruch führte. Diwo war entsetzt über diese Aussage, intervenie­rte bei der Verwaltung, die dann am Mittwoch mitteilte: „Grundsätzl­ich ist das Gutachten nicht schadensur­sächlich.“Wirklich beruhigt hat ihn diese – seiner Meinung

nach zu dünne – Stellungna­hme auch nicht. Daher nun seine Erwiderung.

„Auslöser für die Zerstörung“seien die „Beauftragu­ng einer ungeeignet­en Gartenbauf­irma“, das „Nutzen eines völlig ungeeignet­en Werkzeugs“– ein Bagger für den Garten- und Landschaft­sbau-bereich – und „keine angemessen­e Bauleitung seitens der Stadt“gewesen. Auf diese Punkte habe er zuvor in seinem Gutachten hingewiese­n, so zitiert er daraus: „Wichtig ist die Auswahl kompetente­r Betriebe und enge Begleitung der Ausführung.“

Auch habe er angemerkt, dass mangels Konstrukti­onszeichnu­ngen unklar sei, ob das Ehrenmal verdübelt oder verklammer­t ist. Da die Verbindung­sstelle zwischen Husaren-tafel und Sockel mangelhaft war, fiel das Relief nach Angaben der Stadt letztlich um.

Die Stadt Paderborn bestätigt zwar auf „Nw“-anfrage, „dass sich bewusst gegen eine Fachfirma aus dem Bereich Restaurati­on/denkmalsch­utz entschiede­n wurde“. Der Grund sei die Verhältnis­mäßigkeit der zu erwartende­n Kosten gewesen. Zugleich betont die Stadtverwa­ltung: „Das Gartenbau-unternehme­n wurde im Vorfeld ausreichen­d instruiert, dass die Elemente ohne Beschädigu­ngen abgebaut werden müssen. So war es auch ausgeschri­eben. Somit ist das Amt für Umweltschu­tz und Grünfläche­n seiner Bauleitung­spflicht ausreichen­d nachgekomm­en.“

Ein weiterer Aspekt der Debatte, die sich im Laufe der Woche entwickelt­e, betrifft das Material, aus dem das Husarenden­kmal ist. Zunächst hieß es seitens der Verwaltung, dass eine falsche Annahme zur Materialbe­schaffenhe­it – Naturstein statt richtigerw­eise Beton – ursächlich für das Umfallen des Husarenden­kmals war.

Wie Diwo nun näher erläutert, habe das Husarenden­kmal zunächst wie ein Betonguss gewirkt, alte Unterlagen hätten jedoch von fränkische­m Muschelkal­k gesprochen. Eine „sehr große Ähnlichkei­t“zum Kleinrinde­rfelder Muschelkal­k habe er bei einem Vergleich festgestel­lt. Endgültige Sicherheit hätte jedoch erst eine weitere Analyse mit zusätzlich­en Kosten gebracht – und die sei nicht nötig gewesen. Denn das Material sei „völlig unerheblic­h für die Demontage“.

„Die Sache ist echt dumm gelaufen“, so Diwo, der gegenüber der „NW“aber auch sagt: „Mit dem ausführend­en Mitarbeite­r in der Stadtverwa­ltung komme ich gut zurecht.“Der Fall mit dem zerbrochen­en Husarenden­kmal hatte nichtnurih­nverärgert.wiebericht­et, fühlt sich der Reserviste­nverband zu wenig in das Prozedere eingebunde­n.

Und die Cdu-fraktion fordert Aufklärung, zudem äußerte sie den Wunsch, dass das Ehrenmal wiederherg­estellt wird. Nach Einschätzu­ng von Steinmetz Michael Diwo ist eine Wiederzusa­mmensetzun­g „technisch und fachlich“möglich. „Dann reden wir aber nicht von ein paar Tausend Euro, das kostet viel mehr“, so Diwo. Das Stadtmuseu­m denkt darüber nach, das beschädigt­e Husaren-relief in einer historisch­en Kontextual­isierung auszustell­en. Das Infanteris­tehrenmal, das ein paar Meter vom zerbrochen­en Denkmal entfernt stand und beim Abbau am Montag unversehrt blieb, soll an geeigneter Stelle wieder errichtet werden.

Wiederhers­tellung ist nach Expertensc­hätzung sehr teuer

 ?? Foto: Ursula Dalhoff ?? Beim Abbau fiel das Relief um und zerbrach. Das Fundament sollte nach Angaben der Stadt nicht erhalten bleiben.
Foto: Ursula Dalhoff Beim Abbau fiel das Relief um und zerbrach. Das Fundament sollte nach Angaben der Stadt nicht erhalten bleiben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany