Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung
Radtour aus Liebe und für den guten Zweck
Der Altenbekener Benedikt Goesmann fährt mit Rad und Hund 5.500 Kilometer von Ecuador nach Chile, um Spenden für den Kampf gegen Leukämie in Südamerika zu sammeln. Start ist am Begräbnisort seiner Frau.
Altenbeken. Seine große Liebe lernt Benedikt Goesmann 2014 bei einem Auslandssemester in Kolumbien kennen: Alicia aus Ecuador. Die Fernbeziehung über 10.000 Kilometer hält auch nach seiner Rückkehr nach Altenbeken, 2016 zieht sie zu ihm, 2017 heiraten sie – dann kam im April 2019 der große Schock. Bei Alicia wird Akute Lymphatische Leukämie (ALL) diagnostiziert. Obwohl die Ärzte von einer 80-prozentigen Überlebenschance sprechen, verliert sie den Kampf gegen die aggressive Form des Blutkrebses und stirbt im November 2019 mit nur 33 Jahren. Drei Jahre später bricht Benedikt Goesmann zu einer 4.500 Kilometer langen Radtour von Paderborn nach Lissabon auf, um Geld für die Knochenmarkspenderdatei in Südamerika zu sammeln – mit großem Erfolg: 68.000 Euro kommen zusammen. Nun hat er ein neues Ziel.
„Die Erfahrungen, die ich sammeln durfte und der unverändert große Wille einen Beitrag im Kampf gegen Leukämie zu leisten, bewegen mich dazu nun eine neue Spendentour zu starten“, sagt der 35Jährige. Diesmal will er Ridefor-all 2.0 im Heimatort seiner verstorbenen Frau starten. In Ambato in Ecuador ist sie aufgewachsen und dort ist auch ihre letzte Ruhestätte. Von dort will der Altenbekener über 5.500 Kilometer bis zum Sitz der DKMS in Santiago de Chile mit dem Rad fahren. Aber nicht allein. Sein Hund Bruno begleitet ihn in einem Körbchen am Lenker.
Aktuell ist Goesmann bereits in Mittelamerika – aus beruflichen Gründen wohnt der Controllerderfirmahelladerzeit im mexikanischen Guadalajara. Der Beruf sei aber keine Hürde für seine geplante Radtour.„dervertragmithella läuft Ende Juli aus, daher gibt es da kein Problem. Mein Arbeitgeber hat auch in Aussicht gestellt, mich unbezahlt freizustellen und mir eine Wiedereinstellung anzubieten. Das müssen wir noch final klären“, so Goesmann.
Er plant Ende Juli nach Ecuador zu reisen. Dort muss er sich wegen der Höhe erst einmalakklimatisieren–endeaugust
will er dann starten.
Aktuell hält er sich mit ein paar Einheiten im Fitnessstudio fit und spielt auch noch Basketball und Fußball jeweils in einer Mannschaft in Guadalajara.
Für Übernachtungen wird er wie bei seiner ersten Reise über die Plattformen Couchsurfing oder Warmshowers versuchen, Unterkünfte zu finden. „Das hilft, auch die Menschen vor Ort kennenzulernen. Ansonsten übernachte ich wenn möglich im Hotel und im Notfall habe ich auch ein Zelt dabei“, erklärt der 35-Jährige.
Die erneute Radtour ist aber nicht nur eine Spendentour, sondern auch wieder eine speziell für seine Frau. „Alicia hat es sehr bedrückt zu erfahren, dass die Chancen in Südamerika und ihrem Heimatland Ecuador so gering sind, von Leukämie geheilt zu werden“, beschreibt Goesmann die Situation als sie noch Hoffnung hatte. Sie sei sehr dankbar gewesen,
dass sie in Deutschland die beste medizinische Versorgung erhalten konnte. Daher sei es ihr innigster Wunsch gewesen, nach ihrer Genesung für Leukämie-patienten in Südamerika aktiv zu werden. Diesen Wunsch versucht er nun durch seine Spendentouren etwas mit Leben zu füllen.
Über die von Paderborn nach Portugal erradelten rund 68.000 Euro sei er stolz. „Aber noch viel wichtiger ist, was mit diesem Geld schon erreicht wurde“, meint Benedikt Goesmann. Unter anderem schreibt er in seinem Spendenaufruf, dass Lorena, Ignacio und Benjamín durch die Spenden eine zweite Chance aufs Leben trotz ihrer Leukämieerkrankung geschenkt bekamen. Unter anderem müssen die Erkrankten auf die Transplantation mit einem Medikament vorbereitet werden, damit die transplantierten Stammzellen nicht vom Körper abgestoßen werden. Jede
Packung kostet rund 2.900 Euro. Insgesamt seien 25.000 Euro für die Anschaffung von Medikamenten verwendet worden. Auch die Krankenhausaufenthalte – pro Patient rund 2.300 Euro – seien übernommen worden. Goesmann ist sich sicher, dass es Alicia mit Stolz erfüllt hätte, dass ihr Vermächtnis das alles ermöglicht habe und berichtet auch von emotionalen Rückmeldungen. So sei Lorena, Mutter von drei Kindern, nach der Transplantation auf dem Weg der vollen Genesung und könne ihre Kinder aufwachsen sehen. „Das ist unglaublich schön zu hören.“
Aber er will noch mehr erreichen. „Während Alicias Kampf gegen die Leukämie haben wir oft über unseren Traumgesprochen,durchsüdamerika entlang der Panamericana zu reisen. Nun möchte ich mit meinem Hund Bruno diesen Wunsch umsetzen“, erklärt er. Nach rund 5.500 Kilometern von Ecuador über
Peru und Bolivien und knapp 90.000 Höhenmetern durch die Anden wird er Santiago de Chile erreichen. Er hoffe, dass der Schmerz in den Beinen der Freude und dem Glücksgefühl, einen Beitrag im Kampf gegen Leukämie leisten zu können, dann weiche.
Mit der DKMS in Chile hat Benedikt Goesmann bereits ein klares Spendenziel formuliert: ein Apherese-system einer neuen Transplantationsklinik in Chile soll damit finanziert werden. Dabei handele es sich um ein medizinisches Gerät, mit dem bestimmte Komponenten – unter anderem Plasma, Blutplättchen oder weiße Blutkörperchen – aus dem Blut einer Person entnommen und die verbleibenden Blutbestandteile der Person zurückgegeben werden können. Er hofft, dass es wieder viele Spender, die dann auch zu Lebensrettern werden, geben wird.
Weitere Informationen und wie man spenden kann, gibt es unter: www.ride-for-all.de